Jürgen Todenhöfer und Michael Jackson im März 2001 in Sulden. Jacko hält einen „Sulden-Tschosch“-Schein in der Hand, den er mitgenommen und in Neverland aufgehängt hat. Für Jackson war Paul Hanny übrigens der „President of Sulden“; Foto: Paul Hanny

„Er war wie ein Kind“

Publiziert in 27 / 2009 - Erschienen am 15. Juli 2009
Sulden – „Wer ihn persönlich kennen lernte, kam nicht umhin, ihn gern zu haben.“ So hat Johanna Gutwenger vom „Parc Hotel“ in Sulden ­Michael ­Jackson in Erinnerung. Der King of Pop, am 25. Juni 2009 im Alter von 50 Jahren in Los Angeles gestorben, hatte sich im März 2001 mehrere Tage lang in Sulden aufgehalten. Ärztlich betreut wurde Jackson, der zu dieser Zeit wegen einer ­Knöchelfraktur einen Fuß eingegipst hatte, von der Gemeindeärztin Raffaela Stocker. Obwohl es nach wie vor einige Zweifler gibt, war Michael ­Jackson im März 2001 tatsächlich 3 Tage lang in Sulden. Er hatte sich kurz zuvor in London aufgehalten und wollte eigentlich nach München fliegen, um im Zusammenhang mit der Bambi-Verleihung einen Vertrag mit dem Burda-Verlag abzuschließen. Weil Jackson den Medienrummel, der ihn in München erwartet hätte, fürchtete und sich einen ruhigeren Ort wünschte, entschloss sich Jürgen Todenhöfer von der ­Burda-Holding, den King of Pop kurzfristig nach Sulden einzuladen. Das kam nicht von ungefähr, denn Todenhöfer hatte sich in Sulden unter der Leitung von Paul Hanny ein Bauernhaus bauen lassen. Mit der Vertragsunterzeichnung in Sulden wollte Todenhöfer Paul Hanny ein Geschenk machen. Hanny war von Todenhöfer auch als verlässlicher Vertrauensmann und Organisator für den Aufenthalt des Popstars in Sulden auserwählt worden. „Michael Jackson war wie ein Kind.“ Das sagt nicht nur Paul Hanny, sondern auch Johanna Gutwenger und Raffaela Stocker. Letztere hat den Popstar während des Aufenthaltes in Sulden ärztlich betreut: „Er hatte wegen des Knöchelbruchs Schmerzen. Ich war öfters bei ihm, denn sein persönlicher Arzt war von London direkt nach Los Angeles geflogen.“ Wie hat sie Michael Jackson als Mensch erlebt? Raffaela Stocker: „Er war eher schüchtern, wirkte zerbrechlich und war um alles besorgt. So informierte er sich zum Beispiel, ob es viele Skiunfälle gibt und ob sich auch Kinder beim Skifahren verletzen.“ Michael Jackson habe auch große Angst gehabt, „sich zu erkälten oder krank zu werden, daher trug er immer einen Mundschutz, wenn er ins Freie ging.“ Der große Star sei zwar recht muskulös gewesen, „wirkte aber mehr wie ein Kind und nicht wie ein Mann. Ich glaube auch, dass er im Grunde ein einsamer Mensch war.“ Wie ein „liebes Kind“ beschreibt auch Johanna Gutwenger ­ihren bisher berühmtesten Gast: „Mit seiner Musik hatte ich überhaupt nichts am Hut, aber als ich ihn persönlich kennen lernte, wirkte er sehr zutraulich. Er hat uns umarmt und war überaus nett. Sein Verhalten haben mütterliche Instinkte geweckt, er war so schutzbedürftig und kindlich.“ Was hat Jacko im „Parc Hotel“ gegessen? „Huhn in Zitronensauce, Käsenocken und Spaghetti mit Scampi, bei denen wir allerdings die Köpfe mit Servietten zudecken mussten, denn er wollte die Augen der toten Scampi nicht sehen.“ Erstaunt war Johanna Gutwenger auch vom lockeren Verhalten des Stars. Niemand der Hausgäste sei auf die Idee gekommen, dass Michael Jackson unter ihnen weilt. Als er auf die Toilette musste und von einer Frau bemerkt wurde, habe diese gesagt: „Da ist soeben eine Dame in die Herrentoilette gegangen.“ Was Johanna Gutwenger Leid tut, ist, dass Michael Jackson von Managern gedrillt und „getrieben“ wurde. Diesen Leuten sei es mehr um das Geld und das Geschäft gegangen, als um den Menschen Michael Jackson. Dieser hat Sulden übrigens nie vergessen. Noch Jahre nach seinem Aufenthalt erkundigte er sich über Vertraute von Neverland aus, „wie es den Suldnern geht, und wie es Paul Hanny geht.“ Dieser und auch der damalige Pfarrer Josef Hurton haben 2001 übrigens kurze ­Dankeszeilen erhalten, die Jackson persönlich geschrieben hat. Paul Hanny hat Michael Jackson übrigens mit Toden­höfers Privatauto von Sulden bis zum Flugplatz nach Innsbruck gefahren. Jacksons Gepäck haben die Brüder Daniel und Wolfi Volgger nach Innsbruck gebracht. Kurz vor der Ankunft in Innsbruck war es mit der Ruhe, die Jacko in Sulden genießen konnte, allerdings rasch vorbei: Er musste sich wieder vermummen, damit ihn niemand erkennt. Jetzt braucht er keine ­Masken mehr zu tragen, weder vor anderen noch vor sich selbst.
Josef Laner
Josef Laner

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