Junge Autorin auf Erfolgskurs

Publiziert in 14 / 2003 - Erschienen am 17. Juli 2003
Als Einstieg für das Gespräch mit Selma Mahlknecht wählte ich die Frage, seit wann sich diese Leidenschaft fürs Schreiben bei ihr bemerkbar macht. Spontan und wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort: "Gschriibm hon i eigentlich ollm schun, wirklich ollm", schnell und bescheiden fügt sie jedoch hinzu, "obr nit dass i a kluaner Mozart wor oder so!" "Geschichten ausdenken" war als kleines Mädchen für sie die schönste Beschäftigung, es war eines ihrer Lieblingsspiele. Ihre Phantasiewelt war derart stark ausgeprägt, dass eine Geschichte gleich in mehrere Kapitel unterteilt wurde, die Charaktere der Figuren bis ins kleinste Detail durchdacht waren und mit der Zeit entwickelte sich daraus eine Art Perfektionismus, der die Figuren sehr authentisch und real erscheinen ließ und den sie bis heute beibehalten hat. Jede Figur in ihren Erzählungen muss möglichst echt wirken, sie muss eine Vorgeschichte haben, und darf nicht von nirgends kommen und nach nirgends gehen. Es sind nicht Gestalten aus Plastilin, die am Schluss kaputt gemacht werden, sondern jede darf in ihrer Eigenheit weiterbestehen. Aufgewachsen ist die junge Autorin in Plaus. Sie besuchte die Mittelschule in Naturns und anschließend das Humanistische Gymnasium in Meran. In dieser Zeit begann sie ihre Passion fürs Theater zu entdecken. Sie begann kleine Stücke fürs Schultheater zu schreiben, und dank der Unterstützung von den Lehrpersonen und dem kollegialen Klassenklima konnte sie ihre Begeisterung frei ausleben. Nach der Matura gab es für sie zwei Möglichkeiten. Entweder wollte sie ein naturwissenschaftliches Studium wählen, oder den Schritt wagen, ihr größtes Hobby zum Beruf zu machen. Nachdem sie gleich beim ersten Anlauf die Aufnahmeprüfung an der Filmakademie der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien schaffte, beschloss sie für vier Jahre in die österreichische Hauptstadt zu ziehen, und begann Dramaturgie und Drehbuch zu studieren. Vom Leben in der Großstadt ein wenig überrumpelt, phasenweise zweifelnd dem Studium nicht gewachsen zu sein, fühlte sich die junge Studentin manchmal überfordert, doch sie kämpfte sich durch und schaffte schlussendlich mit Bravour den Abschluss ihres Studiums. Im Laufe ihrer Schulzeit und während des Studiums hatte sich Selma Mahlknecht an diversen literarischen Wettbewerben des Landes beteiligt und dabei beachtliche Ergebnisse erzielt. Im Jahre 1997 gewann sie beim Wettbewerb "Litera 97" den ersten Preis in der Kategorie Prosa, ein Jahr später wurde sie wieder für ihrer Erfolg belohnt und gewann den ersten Preis beim Südtiroler Sparkassenwettbewerb in den Kategorien Prosa und Drama. Vor zwei Jahren schaffte sie es erneut und gewann in Algund den Wettbewerb "Wasserworte" und im Jahre 2002 bekam sie zum zweiten Male den ersten Preis für die Kategorie Drama und den zweiten Preis für die Kategorie Prosa beim Südtiroler Sparkassenwettbewerb. Als erster Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere gilt sicherlich die Veröffentlichung ihres ersten Buches. Das unter dem Namen "Ausgebrochen" im "raetia club" erschienene Buch enthält zwei Kurzgeschichten mit den Titeln "Ausgekotzt" und "Brand". In den Erzählungen wird das alltägliche, von Routine geprägte Leben von Menschen beschrieben und wie es plötzlich durch unerwartete Ereignisse zum Eklat kommt. Um die Kraft der verwendeten Sprache und die sich dahinter verborgene Energie am eindruckvollsten beschreiben zu können, hier ein Auszug aus der ersten Geschichte. "Das ist das Kotzen. Zuerst alles reinfressen, reinfressen, nichts verabscheuen, nichts genießen, nur reinfressen, reinfressen, reinfressen, egal, was kommt. Und dann rauskotzen, schnell, alles auf einmal, und das Oberste zuunterst und alles gemischt, einfach rauskotzen, und kotzen vor Abscheu, und sich selber mit rauskotzen, aber da bleibt immer noch ein Rest, und dann muss man doch weiterleben und weiterfressen, bis man sich eines Tages ausgekotzt hat, bis zum letzten Rest". (S. 5) Zur Zeit schreibt die 24-Jährige an einem Theaterstück für die Vereinigten Bühnen Bozen. Schritt für Schritt erhalten die Figuren ihre Charakterzüge und genau dieses Zusammenwirken der einzelnen Persönlichkeiten und der manchmal ungewisse Verlauf der Geschichte macht die Sache für sie so spannend. In die Zukunft blickt Selma sehr realistisch. Sie träumt nicht von einer großen Karriere, sondern bescheidene Wünsche und Träume sollen ihr Leben erfüllen. Sie wünscht sich eine spannende Arbeit, vielleicht an einem Theater, und hofft dass sie nebenbei immer noch genügend Zeit findet, ihre Gedanken niederzuschreiben.
Claudia Tapfer

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