Karl Grasser in seiner Werkstatt.

90 Jahre Karl Grasser

Publiziert in 4 / 2014 - Erschienen am 5. Februar 2014
Von Einfachheit und Klarheit geprägte Kunst Kortsch/Schlanders - Zu seinem 90sten Geburtstag schenkten die Gemeindeverwaltung, das Kulturhaus Karl Schönherr und der Bildungsausschuss von Schlanders ihrem Ehrenbürger Karl Grasser eine ganz besondere Ausstellung. Ausschließlich Exponate aus dem Besitz des Künstlers und dessen Angehörigen konnten ein Wochenende lang im Foyer des Kulturhauses bewundert werden. Dazu organisierten die Veranstalter eine kleine Geburtstagsfeier für geladene Gäste und Freunde des Kortscher Künstlers. Dankbar und voll des Lobes für die Organisatoren erinnert sich Karl Grasser an diese Feier. Aber sonst, so sagt er, sei alles schon gesagt und geschrieben worden über ihn. Und dennoch, seine von Einfachheit und Klarheit geprägte Kunst lässt einen nicht los. Besonders seine expressionistisch angehauchten Holzschnitte sind eine einmalige Dokumentation über den Vinschgau und seine Menschen. Die kantigen Dächer, die karge Landschaft, die Hände seiner Figuren und die verzweifelten Gesichter der Menschen zeigen dem Betrachter deutlich, was der Künstler fühlt. „Holzschnitte sind bei mir immer nebenher gegangen“, so Karl Grasser, „die Plastiken waren meist Aufträge“. „Den jungen Künstlern ist der Holzschnitt aber zu aufwändig“, bedauert er, der immer nach Formvollendung strebte, der aber gleichzeitig für seine Kunst auch eigenwillige Interpretationen zu finden imstande war. Keine Freude hat der Kortscher Künstler mit der abstrakten Kunst. „Es stellt sich die Frage, ob damit nicht die Kunst an sich aufhört Kunst zu sein und einfach eine Schuldisziplin wird wie Geometrie und Algebra“, zitiert er den Expressionisten E.L. Kirchner. Dieser und andere Expressionisten, allen voran die Gründer der „Brücke“ wie Karl Schmidt-Rottluff oder August Macke sind die großen Vorbilder von Karl Grasser. Immer noch in Verbindung steht er mit seinen Tiroler Künstlerkollegen aus der Wiener Zeit wie Herbert Dandler, Elmar Kopp und Andreas Weissenbach sowie natürlich mit seinem Cousin Robert Scherer. Tief verwurzelt Karl Grasser ist tief in der Tradition seiner Heimat verwurzelt, er ist zeitlebens in seinem Werk einen vertieften Dialog mit dieser Heimat eingegangen und ihm war Religiosität im Werk immer ein großes Anliegen. Er, der „Klassiker der lokalen Kunstszene“, wie ihn sein Freund Marjan Cescutti einmal nannte, arbeitet noch täglich in seinem Atelier. „Um halb neun am Morgen geh ich in die Werkstatt“, erzählt er und greift nach einem Kohlestift. Er zeichnet gerade sein Heimathaus, den Gelserhof im Kortscher Oberdorf. „Ein Geburtstagsgeschenk für meine Cousine“, verrät er. Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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