„Grenzgänger“ in Mals: Georg Fallet, Martha Stocker, Hermann Klapeer, Sibille Tschenett und Johannes Fragner Unterpertinger (von links)

An Grenzen zu leben kann auch Glück sein

Publiziert in 28 / 2014 - Erschienen am 30. Juli 2014
Bildungsausschuss Mals und Kulturverein „Blauer Kreis“ ließen Grenzgänger aus drei Staaten über Politik und Freiheit an der Grenze erzählen. Mals/Malles/Damal - „Freiheit, Fraktionen und Fraktale“ nannte sich die 5. und letzte Ausgabe der mehrjährigen Bildungsreihe „Literatur-an-der-Grenze“. Wie freiheitsliebend die Malser Bürger sind, wird ja seit Jahren vorgelebt oder vorgemacht. Fraktionen sind in keinem Vinschger Dorf derart eine Realität wie in Mals. Der Begriff „fraktal“ wird in einer 120 Seiten starken Anthologie mit der „gebrochenen Dimensionalität“ der Grenzgemeinde Mals erklärt. Was immer darunter zu verstehen ist. Auf jeden Fall herauszuhören sind Selbstbewusstsein und Stolz erstens, die heimliche Hauptstadt des rätischen Dreieckes zu sein, und zweitens, im Bewusstsein zu leben, durch Staats-, Religions-, Sprach- und Landschaftsgrenzen mit allen Nachbarn etwas gemeinsam zu haben. Diese Gemeinsamkeiten standen in der Gesprächsrunde „Freiheit und Politik an der Grenze“ im Mittelpunkt. Zu virtuoser Flötenmusik des Ensembles „Maraynas“ stellten zwei im Obervinschgau bekannte Grenzgänger und Politiker, Hermann Klapeer aus Nauders und Georg Fallet aus Müstair, gemeinsam mit Landesrätin Martha Stocker dar, wie sie Grenzen erlebt haben und noch erleben. Einleitend bescheinigte Moderator Johannes Fragner Unterpertinger den drei Teilnehmern, „dass sie durch Taten, Worte und Werke“ erkannt hätten, wie leicht man zwischenstaatliche Grenzen überschreiten könne, wie schwer man sich aber tue, sie zu überwinden. Die Historikerin Martha Stocker näherte sich dem Thema Grenze „geschichtsphilosophisch“. Sie ermahnte, Grenzen lieber in Marken umzuwandeln, als sie einer falschen Sicherheit wegen neu zu kultivieren. Georg Fallet wurde vom Moderator mit „Cordialmaing bainvgnüda“, herzlich willkommen, begrüßt. Aus gleich drei Perspektiven referierte der einzige Münstertaler Abgeordnete im Kantonsparlament in Chur. Als Matscher mütterlicherseits, als Verantwortlicher für 100 Vinschger Gastarbeiter und als Politiker, der auch nach seinem Ausscheiden als Großrat an die Vision der Bahnanbindung Graubünden-Vinschgau festhalten wolle. Konkrete Zusammenarbeit habe es gegeben: in der Abwasserentsorgung, in der Nutzung des Schlachthofes und im Kulturprojekt „Stiegen zum Himmel“. Einen Mythos nannte Fragner­ ­Unterpertinger den dritten Gast, Hermann Klapeer. Als Bürgermeister von Nauders habe er „Zeichen und Leuchtpunkt“ gesetzt mit der Restaurierung und Belebung der Burg Altfinstermünz. Klapeer selbst schilderte mit abgeklärtem Witz und liebevoller Ironie die Kreativität seiner Landsleute im „Durchlöchern“ der Grenze zu Italien. Er erzählte von erfolgreicher, kultureller Zusammenarbeit und bedauerte die Kündigung der Zusammenarbeit zwischen den Skigebieten von Nauders, Reschen und St. Valentin. s
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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