Spiel mit den Sinnen

Publiziert in 23 / 2023 - Erschienen am 19. Dezember 2023

Wenn der Geschmackssinn gestört ist, nützt einem die beste Hirschwurst nichts. Und das teuerste Parfüm ist auch umsonst, wenn die Nase nicht mitspielt. Auch die Lieder der Rolling Stones oder die Werke von Mozart verhallen im Nichts, wenn die Ohren nicht wollen. Von den Augen sei hier gar nicht erst gesprochen: Wie beschreibt man einem Blinden die Farben von Vincent van Gogh oder die Schönheit einer Sophia Loren? Und ach ja, allerhand berühren wollen wir auch noch. Kinder sind im Supermarkt kaum davon abzuhalten, beim Warten an der Kasse noch rasch nach irgendeiner Süßigkeit zu greifen, mag die Mama auch noch so schimpfen. Umsonst werden die Schleckereien nicht ausgerechnet dort aufgestapelt, meistens sogar beidseitig. Fast alles von dem, was wir kaufen, dient der Befriedigung unserer materiellen Bedürfnisse. Angeführt wird die Rangliste vom Bauch. „Todo vira bosta, um dia depois“ heißt der Titel eines brasilianischen Liedes: „Alles wird ‚Mist’, einen Tag nachher.“ Werbestrategen wissen genau, worauf zu setzen ist, um die Kauflust zu wecken oder zu steigern. Oft ist es ein Spiel mit Emotionen und Gefühlen: niedliche Tiere, Kinder, schöne Frauen. Natürlich ist Weihnachten auch eine Zeit des Schenkens und das ist auch gut so. Allerdings sollte sich nicht alles im Konsumtrubel verlaufen, denn nicht nur der Körper hat Hunger, sondern auch die Seele. Ein Geschenk ist in diesem Sinn nur ein Symbol für Tieferes: für die Liebe.

Josef Laner
Josef Laner

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