Sensationeller Ringelwurm-Fund
Publiziert in 22 / 2012 - Erschienen am 6. Juni 2012
So klein er ist - sein Fund ist eine Sensation: Der Troglochaetus Archiannelidae wurde im Saldurbach erstmalig in Südtirol gefunden.
Matsch/Schluderns - Zum Tag der Artenvielfalt, organisiert vom Institut für Alpine Umwelt der Eurac, unterstützt vom Naturmuseum Bozen und dem Institut für Ökologie der Uni Innsbruck, wurden nicht nur seltene Pflanzen-Schönheiten wie der Nordische Drachenkopf, das Heilsglöckchen oder die Straußenglockenblume von Botaniker Thomas Wilhalm vom Naturmuseum Bozen vorgestellt. Die Limnologin Roberta Bottarin präsentierte einen Ringelwurm namens Troglochaetus Archiannelidae. In der Schweiz wurde er 1921 erstmalig, 1955 im Trentino gesichtet, bekannt ist er in Zentraleuropa und den USA. In Südtirol wurde er bis vor kurzem noch nie nachgewiesen. Für diese Entdeckung stieg die Binnengewässerforscherin, die seit 2011 das Forschungsprojekt „AlpWater“ betreut, mit hohen Stiefeln und einem tatenfreudigen Forscherteam hüfthoch in den Saldurbach, der am Fuße der Weißkugel entspringt und nach 22 km durch das Matschertal über die Puni in die Etsch gelangt. Der Vielborster sei eher im Meer zu finden, „aber ein Indikator für gesundes Wasser“, da er für die Selbstreinigung von Fließgewässern verantwortlich sei, so die Wissenschaftlerin. Die Tierchen wurden nun sowohl bergabwärts als auch -aufwärts gefunden und lassen darauf schließen, dass an beiden Verläufen die Wasserqualität die gleiche ist. Fazit der Entdeckung: Der Saldurbach verfügt über eine Wassergüte erster Klasse. Bottarin kann jetzt ein weiteres Jahr den Fluß auf seine Bewohner prüfen, beovor die zwei geplanten Wasserwerke im Oberlauf des Saldurbaches gebaut werden. Deutlich wird bei dem Fund auch, dass verschiedene Bewohner vor allem dann existieren können, wenn möglichst wenige Eingriffe an einem Flussverlauf vorgenommen werden - je vielfältiger und natürlicher der Verlauf, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich, eine Artenvielfalt zu generieren bzw. zu erhalten. Wie wichtig die Ergebnisse für die Einheimischen sind, machte die Präsenz einiger Matscher Landwirte deutlich. Landwirt Josef Telser wollte wissen, inwieweit die Früchte der Forschung zu nutzen seien, „damit wir wissen, wie wir wirtschaften sollen“. Nicht ganz glücklich war er mit Verbandsvorgaben, womit das natürliche Gleichgewicht verloren gehe. Informationen der Bergbauernberatung, die versuchen, „alles über einen Kamm zu scheren“, machen wenig Sinn, so Telser und erklärt: „Für einige Gebiete, wie etwa das Matschertal, braucht es einen individuellen Ansatz der Beratung“. Es brauche einen Ansatz, der Artenvielfalt und deren Schutz als Lebensqualität der Zukunft anerkennt, waren sich der Botaniker Wilhalm und der Bauer Telser einig.
Katharina Hohenstein

Katharina Hohenstein