Auseinanderhalten

Publiziert in 37 / 2018 - Erschienen am 30. Oktober 2018

Nach fast 30 Jahren Kritzlerei wage ich zu behaupten, dass vielen Schreiberlingen kaum etwas derart leicht von der Feder fließt wie das Draufhauen nach Wahlen. Die Zahlen und Prozente liegen auf dem Tisch. Also los: Debakel, Niederlage, Schlappe, Watsche. Weniger reich ist der Wortschatz für Parteien und Kandidaten, die zulegen. Kann oder will man ein Ergebnis nicht einordnen, spricht man von einem Achtungserfolg. Natürlich haben die Medien die Aufgabe, die Zahlen und Prozente in Worte zu kleiden und zu kommentieren. Nicht auf der Strecke bleiben darf aber ein bestimmtes Maß an Anstand, auch den Wahlverlierern gegenüber. Diesen sind Schadenfreude und Spott ohnehin sicher. Auf der Verlierer-Seite steht dieses Mal eindeutig die SVP Vinschgau. Abgesehen vom Stimmenverlust (minus 3,8 Prozentpunkte) hat sie auch eines von bisher zwei Mandaten verloren. Nach dem Ausscheiden von Richard Theiner, der 2013 im Vinschgau 8.128 Stimmen erhalten hatte (landesweit 26.655) klafft nun ein großes Loch. Warum es der SVP Vinschgau nicht gelungen ist, den Geist des Zusammenhalts zu wecken, hat viele Gründe. Ein großer Wurm hat sich eingenistet, als zusätzlich zu den Bezirkskandidaten auch über die Landesliste ein Kandidat kam. Dieser Umstand hat unabhängig von der Person des „aufgesetzten“ Kandidaten Risse aufgetan. Und eines, was man oft zu hören bekommt, ist wohl auch ein bisschen wahr: „Wir Vinschger können vieles, zusammenhalten aber nicht.“

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.