Globaler Spieler 

Publiziert in 19 / 2019 - Erschienen am 21. Mai 2019

Muskelkraft, List und Hinterlist sind seit jeher die Schlüssel, mit denen sich die Menschen Zugang zu den „Gärten“ der Nachbarn verschaffen. Weil die schönsten Früchte immer in Nachbars Garten wachsen, ließen und lassen die Zweibeiner nichts unversucht, um an diese Früchte heranzukommen. Wer weiß, wo wir heute wären, wenn Christoph Kolumbus 1492 nicht Amerika entdeckt hätte. Für die einen war es der Beginn der Neuzeit, für die anderen der Anfang eines Leidensweges, der zum Teil bis heute andauert. Denn das, was Mächte wie Spanien, Portugal, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich und später noch weitere zu den „Nachbarn“ brachten - oft mit Schwert, Kreuz und Bibel in der Hand - war beileibe nicht nur Gutes. Gingen doch mit der Besetzung fremder Territorien immer Unterwerfung, Vertreibung und Mord Hand in Hand. Ganz abgesehen von kulturellen und religiösen „Vergewaltigungen“. Das Ausmaß des Unheils, das der Glaube an eine vermeintliche kulturelle Überlegenheit angerichtet hat, lässt sich bis heute nicht erfassen. Immer spürbarer wird indessen, dass die „Heimat“ der Kolonialmächte international irgendwie unter Druck gerät. Es verwundert nicht, dass man vermehrt von Zusammenhalt spricht. Europa müsse sich schützen vor den USA, vor China usw. Und man müsse alles tun, damit Europa weiterhin eine wichtige Rolle spielt, damit es das bleibt, was in der Sprache der Wirtschaft ein „Global Player“ ist, also ein globaler Spieler.

Josef Laner
Josef Laner

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