Recht auf Dummheit?

Publiziert in 39-40 / 2021 - Erschienen am 23. November 2021

Gegen Mauern anrennen bringt nichts. Ich habe schon lange aufgehört, mit Leuten, die irgendeinem Internet-Guru mehr glauben als dem Hausarzt, zu argumentieren. Dafür sind mir die Zeit und die Nerven zu schade. Ich verlasse ich mich nur mehr auf das, was ich erlebt habe und erlebe. Da gab es zum Beispiel Leute, die lachten, weil andere eine Maske trugen, und die später selbst im Spital landeten. Auch Personen, die erkrankt sind und heute noch zu leiden haben, kenne ich. Die Liste ließe sich fortsetzen. Erst kürzlich erzählte mir eine ältere Person, die schon lange auf eine Operation wartet, dass sie sich weiterhin gedulden muss: „Das Spital ist voll. Wer weiß, ob ich in sechs Monaten noch lebe.“ Dass viele Südtiroler oft erst im letzten Moment ins Spital gehen, ist ohnehin bekannt. Was ich sagen will: keiner von uns ist eine Insel. Die Freiheit, mich nicht zu schützen und nicht zu impfen, habe ich zwar, aber ich habe nicht die Freiheit, andere anzustecken oder anderen ein Bett im Spital wegzunehmen. Wir haben es in dieser Sache nicht mit Demokratie, Politik überhaupt oder weiß Gott welchen Theorien zu tun, sondern mit einer Infektionskrankheit, die den ganzen Erdball erfasst hat. Die Politik und wir alle können und dürfen gar nichts anderes tun als der Wissenschaft und Medizin zu vertrauen. Alles andere wäre nicht nur dumm, sondern auch egoistisch. Aber anscheinend gibt es in den Augen mancher sogar ein Recht auf Dummheit.

Josef Laner
Josef Laner

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