Ruhe

Publiziert in 28 / 2019 - Erschienen am 27. August 2019

Man muss ziemlich weit nach oben steigen, um dem Lärm der Straße zu entkommen. Wenn aber die Musik eines rauschenden Bergbachs den betörenden Motorenkrach übertönt, öffnen sie sich gerne, die gestressten Ohren. Und nicht nur für sie ist es eine Wohltat, nur mehr das hören, was die Natur sagt. Auch wenn die Geräusche von Naturgeschöpfen laut sein können, belasten sie das Ohr und das Gemüt weit weniger als der mechanische „Lärm“ auf den Straßen oder bei Baustellen. Ich habe nie wirklich verstanden, worin der Reiz besteht, mit einem möglichst krachenden Motorrad durch die Gegend zu fahren. Wenn gleich mehrere solcher Höllenmaschinen durch einen Tunnel „fliegen“, haut es einen fast vom Autositz. Und das bei geschlossenen Scheiben. Was dem Trommelfell zu viel ist, kann auch auf die Nerven schlagen. Man wird gereizt und ist am Ende sogar außerstande, das Schreien eines Kindes auszuhalten. Dabei ist das Baby- oder Kindergeschrei in den meisten Fällen das Natürlichste auf der Welt. Genauso wie der Donner, das Zwitschern der Vögel und das Krähen des Hahns. Erinnern Sie sich noch an den famosen „Malser Gigger“, der 2008 Gegenstand eines Verfahrens vor Gericht war? Ein ähnlicher Fall beschäftigt seit einigen Monaten auch ein Gericht in Frankreich. Eingefordert wurde und wird das Recht auf Ruhe. Natürlich kann ein Hahn vor dem Schlafzimmerfenster mehr als lästig sein. Aber nie in dem Ausmaß, wie es menschliches „Gekrähe“ zu sein vermag.

Josef Laner
Josef Laner

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