Soft

Publiziert in 21 / 2019 - Erschienen am 12. Juni 2019

Wenn es heiß ist, kann ein kühler „Soft“ Wunder wirken. Noch besser ist nur die „Ware“, die von den Bergen kommt: Wasser. Zählen wir eins und eins zusammen, haben wir sie, die „Software“, die weiche Ware als Gegenbegriff zur harten. Soft- und Hardware können auch als Symbolwörter für menschliches Handeln und Verhalten dienen. „Hard“ steht für Beton, Technik, Macht, Bauen, Großes, Mann, „Soft“ für Weiches, Feines, Zartes, Kleines, Frau. In der Politik hat oft „Hard“ die Oberhand. Befriedigt werden weniger die „soften“ Bedürfnisse kleiner und großer Menschen, sondern die „harten“ Interessen starker Wirtschaftslobbys. Dass materieller Wohlstand mit Wohlbefinden oder gar Glück nichts am Hut haben muss, geht oft weit über den engen Verständnisteller jener, die immer nur mehr und mehr wollen, hinaus. Und unser „Soft“ bleibt auf der Strecke, in der Arbeitswelt, im Alltag, in der Freizeit. Wir gehören nur mehr dazu, wenn wir funktionieren. Wenn wir schneller sind als die anderen, stärker, gewiefter, schöner, jünger. Wen der beinharte Stressstrudel ausspeit oder an den Rand drängt, hat es nicht leicht, sich wieder einigermaßen aufzurappeln. Vor allem deshalb nicht, weil er nie richtig gelernt hat oder es nie lernen wollte, dass man sich in der „Hardware“-Welt nur mit eiskalter Ellbogenpolitik über Wasser halten kann. Und genau das ist der Grund, warum ich niemanden, der von einer Seitenstraße kommt, in meine Fahrbahn einbiegen lasse.

Josef Laner
Josef Laner

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