Trübe Gewässer

Publiziert in 41 / 2020 - Erschienen am 26. November 2020

Schon seit März schwimmen wir in trüben Gewässern. Im Sommer tauchten wir kurz auf und holten Luft. Als wir im Herbst wieder abtauchten, bekamen wir die Rechnung für das Luftholen präsentiert: die Gewässer waren noch trüber. Es war fast nichts mehr zu sehen. Keine Boje als Orientierungspunkt, keine Insel, kein Leuchtturm. Blind zogen wir durch die Tiefen. Die Aussichten, erneut auftauchen zu können, um etwas Licht und Klarheit zu schnappen, waren schlecht. Dann raffte sich der „Schwarm“ verzweifelt zusammen, riss gemeinsam ein Loch durch die Decke und holte sich die Kraft, um die letzten Kilometer durch die tristen Gewässer zu schaffen und dorthin zu kommen, wo es wieder Luft gibt und die Sicht klar wird. - In etwa so habe ich die Aktion „Südtirol testet“ empfunden. Die 3 Testtage und die nachfolgenden Tests ermöglichten es dem „Schwarm“, sich zu schützen, die Kontrolle wieder einigermaßen zurückzugewinnen und auf Kurs zu bleiben. Auf Kurs in Richtung Impfstoff, denn nur mit einem solchen wird es - hoffentlich bald - gelingen, die trüben Gewässer wirklich zu klären. Bis dahin muss der „Schwarm“ aber zusammenhalten, diszipliniert bleiben und in erster Linie auf die schwächsten „Mitschwimmer“ achten. Bricht der „Schwarm“ entlang der - hoffentlich - letzten Meile dieses langen Höllenritts auseinander, geht ihm die Kraft, die er nun getankt hat, langsam, aber sicher aus.

Josef Laner
Josef Laner

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