Kaser zurück in der Schule

Ausstellung in Mals widmet sich bis 15. Juni dem Dichter N.C. Kaser, ihre Präsentation bot Einsichten in Leben und Werk des Sprachkünstlers.

Publiziert in 21 / 2018 - Erschienen am 13. Juni 2018

Mals - Für Thomas Strobl, Lehrer einer Maturaklasse an der OSZ Claudia von Medici in Mals, gehe es vor allem darum, den Schülerinnen und Schülern seiner Klasse zu zeigen, dass der 1947 in Brixen und 1978 in Bruneck gestorbene Dichter heute noch aktuell ist. Kapuziner und Kommunist, trat er später aus der Kirche aus: „Da ich ein religiöser Mensch bin, trete ich aus der Kirche aus“, schrieb er. Ein Dichter von Rang, nicht wegzudenken aus der Literatur, gab Direktor Werner Oberthaler zu bedenken. Kaser war widersprüchlich und mit einem genialen Sprachgefühl ausgestattet, er war Dichter und Trinker, schrieb für die italienische Tageszeitung Alto Adige, bereiste Norwegen und Tunesien, entwickelte ein akribisches Verhältnis zu Büchern, flog aus dem Kapuzinerkloster, weil er zu viel reformieren wollte, „Den Tiroler Adler“ wollte er wie einen „Gigger rupfen“, seine 1969 gehaltene Rede zum Zustand der Literatur wurde viel zitiert, war „einer der letzten großen Briefeschreiber der deutschen Literatur“ und seinem Freund Klaus Gasperi schickte er Gedichte per Post – obwohl sie sich täglich sahen. Vieles gäbe es über Kaser zu berichten. Mehr noch: von ihm zu lesen. Von seinem gemeinsam mit Bert Walser gestalteten 11-minütigem Film über Kaser sagte Journalist Benedikt Sauer: „Es war eine Herausforderung, dieses Leben und Werk in Kürze zu portraitieren“. Und doch traten während der Präsentation (inklusive Film) nicht nur Daten, Fakten und Eindrücke, sondern auch von Schülerinnen gelesene Gedichte und die Erinnerungen der ehemaligen Kaser-Schülerin Renate Tappeiner in den Vordergrund. Tappeiner erinnere sich noch heute gerne an ihren Lehrer, der sie in seiner kurzen Zeit in Laas geprägt habe. Es sei ihm ein großes Anliegen gewesen, seinen Schülerinnen und Schülern Deutsch beizubringen. Ein Lehrer, der auch lustig sein konnte, auf die Schüler einging und ihnen eigene Gedichte vorlas. Renate Tappeiner ist Kaser heute noch verbunden: „Ich bedanke mich bei ihm, dass ich gelernt habe, Gedichte auswendig zu lernen“. Die Ausstellung „Tiroler Dissident und Stern erster Ordnung ist von Kaser-Biograf Benedikt Sauer mitgestaltet und will jungen Menschen die Schönheit und Qualiät der Texte von Kaser erschließen.

Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.