Selma’s offener Brief
… begann mit einer besonders offenen Bürgerversammlung
Naturns - Auf den Brettern, die auch in der Turbogemeinde Naturns für einige die Welt bedeuten, wurde der offene Brief überbracht. Er war übertitelt mit „Ein See für Sankt Prokulus“ und als Theaterstück getarnt. Verständlich verschlüsselt und schwungvoll interpretiert enthielt der Brief eine „sonnenhimmelblaue und rieslinggelbe Geschichte“. Die „Prokuli“, die Bewohner von Sankt Prokulus, und ein paar „Fremme“ haben die offene Botschaft deutlich verstanden. Selma Mahlknecht, aus „Froschbach“ stammend und im selbstgewählten „Schweizer Exil“ lebend, hat in die Vollen getroffen. Alles, was Touristiker und -innen und „ambitionierte“ Verwalter zum vollendeten Glück und Seelenheil brauchen, hat die Autorin und Regisseurin in die Geschichte verpackt. Sie hat die Südtiroler Gewohnheit aufgegriffen, Star-Architekten von außen zu berufen. Sogar die Bürokratie wird in den Dienst der Zertifizierungswut gestellt. Da „die Gemeinde“ weiblich ist, sind es „umtriebige“ Frauen, die antreiben und sich mit „Botox“-Spritzen und Einläufen „durchstylen“ oder auch dagegen ankämpfen. Den Herren überließ man die Sehnsucht nach Ruhe, Beschaulichkeit und gutem Essen. Es konnte nie zu Szenenapplaus kommen. Zu schade wäre es gewesen, eine Pointe zu verpassen oder ein Wortspiel zu überhören. Wenigstens durfte man sich beim permanenten Kulissenschieben einigermaßen erholen. Warum es dann doch nicht zum „Fluten von Froschbach“ kam, warum es auch in Zukunft „graue Randzonen“ geben wird und Sankt Prokulus weiterhin eine see-lose Gemeinde bleiben muss, erklärte das überraschende Ende der Inszenierung um Obmann Theo Mair, Regisseurin Selma Mahlknecht, Regieassistentin Ruth Kofler und einem hervorragend besetztem Team.