Traditionelles Handwerk pflegen und vermitteln
Müstair - Wie lässt sich traditionelles Handwerk, wie etwa die Freskomalerei, erhalten, pflegen und vermitteln? Kann althergebrachtes Handwerkswissen neu belebt oder gar zu einer neuen Nische im Val Müstair werden? Hat die Wiederbelebung traditioneller Handwerkskunst auch ein wirtschaftliches Potential? Über diese und viele weitere Fragen wurde am 10. September in der Chasa Selm in Müstair diskutiert. Die öffentliche Podiumsdiskussion bildete den Abschluss des rund einwöchigen Workshops „Traditionelles Handwerk – Pflege und Vermittlung“, zu dem sich rund 20 Teilnehmende aus der Schweiz und mehreren Ländern Europas eingefunden hatten. Patrick Cassitti freute sich im Namen der Stiftung Pro Kloster St. Johann über die rege Teilnahme am Workshop. „Das war die bisher interessanteste Gruppe“, meinte der Restaurator Rufino Emmenegger vom Team im Kloster St. Johann. Zusammen mit dem Architekten Philip Kaiser, der Farbgestalterin und Lichtdesignerin Antje Brückner sowie dem Kalkbrenner Joannes Wetzel wurde unter der Moderation von David Spinnler, dem Leiter des Regionalen Naturparks Biosfera Val Müstair, über Chancen, Möglichkeiten und Perspektiven der Pflege des traditionellen Bauhandwerks diskutiert. Getragen wurde der internationale Workshop von der Stiftung Pro Kloster St. Johann (UNESCO-Weltkulturerbe), der UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair, dem Regionalen Naturpark Biosfera Val Müstair und dem Verein Kalkwerk. Unterstützt hat das Projekt das Bundesamt für Kultur. Ziel des Kurses war es, die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch von Institutionen, die im Bereich der Pflege des traditionellen Bauhandwerks tätig sind, zu stärken und somit das Weiterleben der lebendigen Handwerkstraditionen zu fördern. Zielgruppe waren vor allem Fachleute in der Denkmalpflege sowie Handwerker und Handwerkerinnen, denen die Weitergabe ihres Wissens am Herzen liegt. Der Workshop setzte sich aus einem praktischen und einem theoretischen Teil zusammen. Die Grundlage für die gemeinsame handwerkliche Tätigkeit bildete das Thema Freskenmalerei. Das UNESCO-Welterbe Kloster St. Johann in Müstair ist besonders bekannt für seine karolingischen und romanischen Wandmalereien in der Klosterkirche. Die Freskenzyklen werden seit Jahrzehnten intensiv erforscht, seit 2013 wird eine umfangreiche Restaurierungskampagne durchgeführt. Den Kursteilnehmenden wurden die historischen Maltechniken nähergebracht. Außerdem wurden sie bei der Erstellung eines Freskos auf vorbereiteten Putzoberflächen unterstützt. Das Wissen über Maltechnik, Pigmente usw. konnte so untereinander ausgetauscht werden. Abgeschlossen wurde die Podiumsdiskussion mit einem Biosfera Apéro in der zum Kloster gehörenden Chasa Selm.