Das rot beleuchtete Kulturhaus in Schlanders

„Wir wollen nicht mehr auf Kultur verzichten“

Die Welt der Kultur und die Veranstaltungsbranche schlagen Alarm. 

Publiziert in 22 / 2020 - Erschienen am 2. Juli 2020

Schlanders - „Wir wollen nicht mehr auf Kultur verzichten! Halten wir zusammen! Helft mit!“ Das war die Kernbotschaft, mit der Nadja Senoner, die Obfrau des Jugendtheaters Vinschgau (JuVi), am Abend des 22. Juni auf dem Kulturhausplatz in Schlanders vor dem rot beleuchteten Kulturhaus aufwartete. Die Initiative „Night of Light“ war eine Kunstaktion, die von Deutschland ausging und auch auf Südtirol überschwappte. An vielen Orten wurden in der Nacht auf den 23. Juni Gebäude verschiedenster Art, wie etwa Kulturhäuser, Theater, Opernhäuser, Pavillons oder Firmengebäude, mit rotem Licht bestrahlt. Ziel war es, auf das derzeit schwere Los der Kulturschaffenden, der Künstler und der Veranstaltungsbrache im Allgemeinen aufmerksam zu machen.

Monatelanger Stillstand

Wie viele andere Branchen stand in den vergangenen Monaten auch die Kultur- und Veranstaltungswelt de facto still. Es sei nun Zeit, wieder zu starten. Dieser Zweig müsse wieder auf die Füße kommen. Genau dieser Appell sollte mit „Night of Light“ an die Öffentlichkeit getragen werden. Es sollte daran erinnert werden, dass an der Kultur und den damit verbundenen Veranstaltungen, Existenzen hängen. Techniker, Event-Firmen, Künstler, Darsteller, Regisseure und letztlich auch Gebäude- und Theaterverwaltungen mussten letzthin ein trauriges Dasein fristen, genauso wie auch Vereine, deren Tätigkeit von einem Tag auf den anderen gekappt war. Ein hartes Los für alle Ehrenamtlichen, die ihr Herzblut in die Sache stecken. Aus diesem Grund hat sich das JuVi-Jugendtheater Vinschgau mit den anderen zwei Theatervereinigungen, dem Theaterverein Schlanders und der Theatergruppe Kortsch, zusammengetan und sich an der Aktion beteiligt.

Rotes Licht als Alarmsignal

Das Kulturhaus Karl Schönherr wurde in rotes Licht gesetzt. Rot als Zeichen für ein Alarmsignal. Unterstützt wurde die Aktion von Marketing Schlanders, der Gemeinde Schlanders, dem Kulturhaus und von der Oskar-Light KG. Die Öffentlichkeit und die Politik wurden dazu aufgerufen, die Kulturschaffenden nach dieser „Intensiv-Krise“ nicht zu vergessen. Es seien wieder Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine Wiederaufnahme der Branche ermöglichen. Ohnehin sei der Start sehr schwierig angesichts der Ausfälle der letzten Monate und der Maßnahmen, die gelten. Nun sei es aber auch noch ein Kraftakt, Menschen wieder für das Theater, für die Kultur zu begeistern.

Stimmen zu  „Night of Light“

Ramona Kuen (Marketing Schlanders): „Für mich ist diese Initiative eine wichtige Aktion, um Aufmerksamkeit zu erlangen und diese auf jene zu lenken, die seit Corona unter der Situation leiden. Die wirtschaftlichen Folgen der letzten Monate sind da und werden noch lange zu spüren sein. Vom Techniker, Veranstaltungsmanager bis zum Künstler traf und trifft es viele, auch viele Vereine. Die alle haben nicht so eine Lobby wie Touristik oder Gastgewerbe, und sie dürfen nun nicht vergessen werden. Es tut mir leid, dass viele Menschen und Vereine die tollen und aufwändigen Programme und Ideen, die sie entwickelt hatten, nicht umsetzen konnten, weil alles abgesagt werden musste. Ich hoffe, dass es nun wieder aufwärtsgeht. Der Mensch braucht Kultur und Gemeinschaft für die Seele.“

Daniel Trafoier (JuVi-Jugendtheater Vinschgau): „Wir haben heuer lange verzichtet auf Theater und Kultur, und haben das auch gerne getan, der Gesundheit zuliebe. Jetzt ist es halt wieder Zeit, die Geschicke anzukurbeln und in die Hände zu nehmen, und damit auch Möglichkeiten zu finden, Theater und Veranstaltungen allgemein wieder einen Raum und Platz zu geben. Viele Vereine haben in diesen Monaten nicht gearbeitet und innegehalten, und auch denen soll nun ein Neustart möglich sein. Aber noch wichtiger ist jetzt die Solidarität mit denen, die von dem Ganzen leben und momentan nicht wissen, wie und wann es wieder richtig weitergeht. Sie müssen Sicherheit und Unterstützung bekommen. Es ist wichtig, dass Menschen füreinander einstehen, und darum ist mir auch diese Aktion wichtig. Hier in Schlanders beteiligen sich momentan alle Theatervereine und zahlreiche Organisationen und die Gemeinde mit dem Marketing. Das ist gut so, denn nur gemeinsam ist man stark. Ein Dank an Oskar-Light für die schnelle Licht-Hilfe, aber auch allen Vereinen, die mit uns dieses Projekt tragen.“

Dieter Pinggera (Bürgermeister der Gemeinde Schlanders): „Ich als Bürgermeister unterstütze die Aktion der Dienstleister des Kulturbereiches und der Kulturvereine und erkläre mich solidarisch mit ihrem Anliegen. Die kulturellen und sportlichen Veranstaltungen gehören zur Identität unseres Landes und sind auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Ich hoffe, dass baldigst Rahmenbedingungen herrschen, die diese Veranstaltungen zum Großteil wieder ermöglichen und dass Künstler, Vereine und Dienstleister zu einer gewissen Normalität zurückfinden können.“

Nadja Senoner (JuVi-Jugendtheater Vinschgau): „Sofort, als ich von der Aktion gehört habe, war ich mit dabei. Mir ist es ein Anliegen, dass sich so langsam wieder alles in Gang setzt. Die letzten Monate haben alles eingebremst. Für uns als Verein ist es noch verkraftbar, wenn auch hart, aber es hängen an diesem ganzen Kulturkarussell wirklich Existenzen. Viele sind auf die Einnahmen durch Veranstaltungen angewiesen, tun das beruflich - und für diese Menschen ist es jetzt höchste Zeit, dass es wieder losgeht. Wir tragen diese Aktion mit, und mit uns noch viele andere Südtiroler - je mehr desto besser.“

Redaktion

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