Der aus Mals stammende Cembalist, Organist und Alte Musik-Spezialist Peter Waldner

Zwei neue CDs

Der aus Mals stammende Cembalist und Organist, der in Innsbruck lebt und arbeitet, brennt weiterhin für Alte Musik.

Publiziert in 42 / 2020 - Erschienen am 3. Dezember 2020

Innsbruck/Mals - Im Interview mit dem der Vinschger spricht er über seine neuen Werke, sein musika-
lisches Schaffen, seine Unterrichtstätigkeit und über die Folgen der Covid-19-Pandemie für freiberuflich tätige Musikerinnen und Musiker.

der Vinschger: Herr Peter Waldner, Ihre neue CD „LIFE PICTURES - Scenes of the Life of King Christian IV“ ist das jüngste Kind Ihrer CD-Reihe „Tastenfreuden“. Wo und wann wurde die CD aufgenommen?

 Peter Waldner: Diese CD habe ich Ende August 2020 an der weltberühmten, 1610 fertiggestellten Holzpfeifen-Orgel des Esaias Compenius in der Schlosskirche von Frederiksborg in Hillerød in Dänemark aufgenommen. Die unschätzbar wertvolle Compenius-Orgel, die über zwei Manuale und ein Pedal mit Tasten aus kostbarstem Elfenbein und erlesenem Ebenholz und 27 meisterlich gearbeitete, exquisite Holzpfeifen-Register verfügt, ist die wohl am besten erhaltene historische Orgel der Welt, da sie mehr als vier Jahrhunderte so gut wie im Originalzustand überlebt hat. Als weltliches Orgelinstrument ursprünglich für die höfische Unterhaltung auf Schloss Hessen bestimmt, wurde die Compenius-Orgel erst im Jahr 1617 nach ihrer Schenkung an den dänischen König Christian IV. von Esaias Compenius höchstpersönlich in die Schlosskirche von Frederiksborg transferiert und eignet sich daher vor allem für die Interpretation heiter-beschwingter weltlicher Orgelmusik der Spätrenaissance und des Frühbarocks.

Worauf können sich die Hörerinnen und Hörer der neuen CD freuen?

 Die CD trägt den Titel „LIVE PICTURES - Scenes of the Life of King Christian IV“ und präsentiert englische, flämische, spanische und deutsche Orgelwerke weltlicher und geistlicher Natur, die vor, um und nach 1600 komponiert wurden und unterschiedlichste Szenen aus dem bewegten Leben des dänischen Königs Christian IV., des Besitzers dieses außergewöhnlichen Instruments, musikalisch kommentieren. Dabei zieht das königliche Leben von der Geburt bis zum Tod in Form von farbig-bunten Lebensbildern an den Ohren des Hörers vorbei: So gibt es etwa eindrucksvolle musikalische Schilderungen von Geburt und Taufe, Kindheit und Jugend, Liebe und Hochzeit, aber auch Weihnachten, der Königskrönung, einer hitzigen Schlacht, eines rauschenden höfischen Festes, des königlichen Hofnarren, eines unterhaltsamen Maskenspiels, einer königlichen Jagd, eines Gottesdienstes und des Abschieds vom Leben zu hören und zu erleben, und das alles im absolut authentischen Originalklang von 1610, da ja alle Pfeifen der Compenius-Orgel unverändert im Originalzustand erhalten geblieben sind.

 Ist die neue CD schon auf dem Markt bzw. wo ist sie erhältlich?

Die neue CD, die Anfang Dezember als achte CD meiner CD-Reihe „Tastenfreuden“ im Eigenverlag erschienen ist, kann direkt bei mir bestellt werden. Entweder per E-Mail: info@peterwaldner.at oder über meine Homepage (www.peterwaldner.at). Ich freue mich über reges Interesse!

Eine weitere neue CD, nämlich „Johann Sebastian Bach Toccaten & Suiten am Clavichord vol. 2“, haben Sie Anfang September 2020 beim belgischen Label „Organroxx“ aufgenommen. Was ist das Besondere dieser CD?

 Diese CD, die ebenfalls gerade erst, Ende November, erschienen ist und direkt bei mir bestellt werden kann, habe ich an der Rekonstruktion eines deutschen Clavichords nach Jacob Adlung eingespielt, wie Johann Sebastian Bach es gespielt haben könnte. Es ist das erste Instrument dieser Art, das der renommierte belgische Clavichord- und Orgelbauer Joris Potvlieghe nach intensiver Beschäftigung mit den erhaltenen Informationen in Adlungs 1768 posthum veröffentlichtem Instrumentenbau-Buch „Musica mechanica organoedi“ und detaillierten Planungen gebaut hat. Auf diesem ausgesprochen klangschönen Instrument, das sich durch einen besonders weichen, singenden Ton auszeichnet und dem Spieler feinste dynamische Schattierungen ermöglicht, habe ich natürlich ausschließlich Tastenwerke von Johann Sebastian Bach eingespielt. Somit liegen mit den beiden CDs „Johann Sebastian Bach Toccaten & Suiten am Clavichord vol. 1 & vol. 2“ (vol. 1 ist bereits 2019 erschienen) nun Einspielungen von insgesamt sechs Toccaten, drei Suiten und einer groß angelegten Sonate des bedeutenden deutschen Barockkomponisten an einem außergewöhnlichen Instrument vor, das dem Originalklang im frühen 18. Jahrhundert nachspürt.

 Wie sieht es seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie mit Konzerten bzw. Auftritten aus?

 Seit März ist die berufliche Situation für freiberuflich tätige Musikerinnen und Musiker sehr schwierig und frustrierend. Im Frühling und auch jetzt im Spätherbst und für die nächste Zeit waren und sind alle Konzerte abgesagt. Lediglich im Sommer war einiges möglich: Da konnte ich neben mehreren Konzerten zum Glück auch meine drei für 2020 geplanten CD-Aufnahmen in Südtirol, Dänemark und Belgien nachholen und in nur zweieinhalb Wochen realisieren, was zwar enorm viel Arbeit in kürzester Zeit bedeutete und sehr viel Konzentration und Disziplin erforderte, aber doch sehr beglückend war. An Auftritte im Ausland ist in nächster Zeit leider gar nicht zu denken. Um die aus all den Konzertabsagen resultierenden finanziellen Einbußen zumindest ein wenig auszugleichen und abzufedern, versuche ich, den Verkauf meiner zahlreichen CDs anzukurbeln. Das Interesse, die Solidarität und die aktive Unterstützung, die mir nicht wenige Menschen durch den Kauf von CDs immer wieder entgegenbringen und die ich sehr zu schätzen weiß, tun gut und sind in dieser beruflich schwierigen Zeit natürlich auch sehr motivierend.

 Wie viele CDs haben Sie bisher insgesamt eingespielt und herausgebracht?

Bisher sind bei ganz verschiedenen Labels insgesamt 39 Solo- und Ensemble-CDs, davon 4 Doppel-CDs, eine DVD und das farbig illustrierte Kinderbuch „Die große Freude der kleinen Prinzessin“ mit CD erschienen. Für 2021 stehen - neben 2 neuen CD-Einspielungen - auch 4 CD-Neuerscheinungen bereits aufgenommener Projekte auf dem Programm. Meine mittlerweile 32-jährige Tätigkeit als professioneller Musiker trägt also reiche Früchte, und ich habe noch einiges vor. Die CDs sind ja auch eine Art Dokumentation meiner sehr intensiven musikalischen Arbeit, die mir gerade in der aktuellen Lebensphase gut von der Hand geht, da zu persönlicher Reife ja auch jahrzehntelange, enorm bereichernde Berufserfahrung kommt. 

 Sie sind Professor am Tiroler Landeskonservatorium, Dozent an der Expositur der Universität Mozarteum, Organist und Kirchenmusiker der Landschaftlichen Pfarrkirche Mariahilf, Künstlerischer Leiter der Konzertreihe für Alte Musik „Innsbrucker Abendmusik“, Cembalist, Spezialist für historische Tasteninstrumente und Musikwissenschaftler. Wie lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

All diese Tätigkeiten und Aufgaben ergänzen und befruchten einander. Natürlich habe ich dadurch beruflich immer sehr viel um die Ohren, aber ich empfinde es als sehr sinnstiftend und befriedigend, mein Musikerleben aktiv zu gestalten und möglichst vielseitig tätig zu sein. Die Planung und künstlerische Leitung der 1988 von mir gegründeten und ins Leben gerufenen Konzertreihe „Innsbrucker Abendmusik“ beflügelt und inspiriert zum Beispiel meine eigene Konzerttätigkeit. In den Gottesdiensten kann ich an der Orgel neu erarbeitete Literatur vorstellen und so vor meinen Konzertauftritten erproben. Die musikalische Praxis befruchtet die musikwissenschaftliche Arbeit und umgekehrt. Und der Unterricht meiner Studentinnen und Studenten, es sind meistens junge Menschen, lässt mich die Unterrichtsliteratur neu reflektieren und hält mich beweglich und in Schwung.

Wann und wo werden Sie wieder im Vinschgau ein Konzert geben?

 Derzeit ist für 2021 noch kein konkreter Konzerttermin im Vinschgau fixiert. Ich hoffe aber, dass im Sommer wieder ein, zwei Konzerte möglich sein werden, vielleicht im Prokulus Museum in Naturns, in Mals, an der neuen Orgel von Yves Koenig in Schluderns oder an der frisch restaurierten Orgel von Glurns. Ich freue mich immer darüber und darauf, auch im heimatlichen Vinschgau zu konzertieren und von den für Konzerte zuständigen Personen und Institutionen zu hören.

Josef Laner
Josef Laner

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.