Florian Cappello bei der Saisonvorbereitung am Stilfser Joch.

Am Wendepunkt

Jetzt oder nie: Für den Laaser Skilangläufer Florian Cappello hat eine entscheidende Saison begonnen. 

Publiziert in 43 / 2019 - Erschienen am 10. Dezember 2019

LAAS - „Ich habe stets bei Italienmeisterschaften meine Medaillen geholt und bei Italienpokalrennen gute Ergebnisse erzielt. Mehr kann ich nicht tun“, zeigt sich Florian Cappello enttäuscht. Die Enttäuschung ist groß. Kein Wunder, schließlich droht der Traum einer professionellen Skilanglauf-Karriere zu platzen. Der Reihe nach: Der Laaser Florian Cappello, Jahrgang 1996, galt und gilt als große Vinschger Hoffnung im Langlauf-Sport. Im Jugendbereich und in den vergangenen Jahren konnte er regelmäßig Erfolge feiern. Bereits im Alter von sechs Jahren stand er auf Langlaufskiern, Trainer und Betreuer beim Prader Sportverein, für den er startete, erkannten alsbald das Talent des Laasers. Hinzu kam Fleiß, Wille und der Wunsch eine Karriere als Profi zu erleben. Lange war er nahe dran. Der definitive Sprung in eine Sportgruppe, wie Finanzwache, Carabinieri oder Heeressportgruppe, blieb jedoch bisher aus. Aber: nur wer den Wintersport in einer Sportgruppe in einer staatlichen Institution ausübt und von dieser auch gefördert und entlohnt wird, kann davon leben. 

Weltcup-Debüt in Aosta

In den vergangenen Jahren, nachdem Cappello 2016 die Matura an der Sportoberschule in Mals abgeschlossen hatte, versuchte er es auf eigene Faust. Und war nahe dran. Durch gute Leistungen und starke Resultate bei nationalen und internationalen Rennen durfte er voriges Jahr sein Weltcup-Debüt feiern. Für den jungen Vinschger eine großartige und wertvolle Erfahrung. Bisher aber, leider aber auch eine einmalige Erfahrung. Beim Freistil-Sprint in Cogne im Aostatal verpasste er im Februar als 58. den Sprung ins Viertelfinale der besten 30. Weitere starke Resultalte, unter anderem Rang 3 im Sprint-Italienpokal, folgten. 

Unterstützung fehlt

Für die Aufnahme in eine Sportgruppe sollte es jedoch auch zu Beginn dieser Saison nicht reichen. Schlimmer noch: Konnte Cappello im vorigen Jahr zumindest die Vorbereitung mit der Polizeisportgruppe absolvieren, trainierte er nun komplett alleine. Und setzte sich bereits in den vergangenen Monaten ein Ultimatum. Sollte es in dieser Saison nicht mit der Aufnahme in einer Sportgruppe bzw. den Sprung in den Weltcup klappen, wolle er neue Wege einschlagen. „Von Luft und Liebe kann man schließlich nicht leben“, weiß der sympathische Laaser. „Ich bin jetzt 23 Jahre alt, da muss man sich Gedanken über die Zukunft machen und entscheiden, was sinnvoll ist“, so Cappello. Vielleicht beginne er im kommenden Jahr mit einem Studium. Kritik üben Florian Cappello und sein Umfeld aber auch am Verband. Es fehle an der Unterstützung, für junge talentierte Athleten sei es im Skilanglaufsport schwierig. Während viele Italiener den Sprung in die Sportgruppen auch mit schwächeren Resultaten schaffen, „durch Kontakte“ wie es hinter vorgehaltener Hand gerne heißt, tun sich Südtirols Skilangläufer schwer. Lobby und Netzwerk seien das, was fehle, heißt es in der Südtiroler Langlauf-Szene.

Marathon-Rennen im Blick

Ganz aufhören mit seiner Leidenschaft würde Cappello aber ohnehin nicht. Er möchte in dieser Saison, sollte es sich zeitlich ausgehen, auch Langdistanzrennen bestreiten. Hierbei geht er für das Trentiner Team Robinson an den Start und könnte unter anderem auch einige Visma Ski Classic-Rennen, Volkslangläufe und weitere Marathon-Rennen bestreiten. 

Michael Andres
Michael Andres

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