Im Bild (hinten v.l.) Kegelbarwirt Walther Schwienbacher, Remo Bullio, Rainer Klotz, Loris Iellici, Kegelbarwirtin Daniela Lösch (vorne v.l.) Günther Flora, Patrick Iellici und Thomas Trenkwalder.
Montagabend, Trainingszeit in der Schlanderser Kegelbar.
Konzentration pur: Rainer Klotz in seinem Element.
Bei den Italienmeisterschaften in Bozen.

Die Welt ist eine Scheibe 

Eine Darts-Scheibe. Der ehemalige Kneipensport ist längst ein Massensport geworden und wird auch im Vinschgau erfolgreich praktiziert. 

Publiziert in 6 / 2019 - Erschienen am 19. Februar 2019

SCHLANDERS - Darts ist ihr Hobby, ihre Leidenschaft und darin sind sie überragend, ja zählen sogar zu den besten Italiens. Die Rede ist vom „Darts Club Kegelbar Schlanders 1“. Erst kürzlich ließ das Team wiederum aufhorchen und sicherte sich bei der vom italienischen Dartverband FIDART in Bozen organisierten Italienmeisterschaft den zweiten Platz im Mannschaftswettbewerb der Serie A, besser war nur das Team „Prodart VR“ aus Verona. Der Prader Rainer Klotz holte sich im Einzel gar Gold. Grund genug für den der Vinschger, dem Darts-Team beim Training in der Schlanderser Kegelbar einen Besuch abzustatten. 

Konzentration und Köpfchen

Ein Blick auf die Scheibe, leiser Atem, ein Wurf, ein dreifacher Zwanziger. „Nichts ungewöhnliches, runter gespielt hat man schnell, entscheidend ist es dann, das Spiel zu beenden“, weiß Rainer Klotz. Er ist erfahren, spielt seit rund 20 Jahren Darts. Genauso wie Loris Iellici, ein Gründungsmitglied des Teams Kegelbar 1. „Darts ist Konzentration, Motivation, Wille und Glaube“, betont Iellici. Für das Interview wird das Training einen kurzen Moment unterbrochen, ein Bierchen getrunken und über die Welt des Darts gefachsimpelt. „90 Prozent sind Kopfsache. Wenn der Kopf frei ist, dann läuft es. Der Rest sind eben Wille, Motivation, aber auch die Kameradschaft. Und die ist bei uns groß“, erklärt Klotz. 

Von Turnier zu Turnier 

Das Schlanderser Team gehört zu den besten in Italien. Neben Klotz und Loris Iellici gehören Remo Bullio, Günther Flora, Patrick Iellici und Thomas Trenkwalder dem erfolgreichen Team an. Im Vinschgau sind die ambitionierten Darts-Spieler auch deshalb nicht immer gerne gesehen. „Bei einigen Turnieren hier dürfen wir nicht mitmachen, wir spielen auf einem zu hohen Niveau und es geht beim Spiel ja auch um Preisgelder“, erklärt Klotz. Deshalb reist das Team durch den ganzen norditalienischen Raum, von Turnier zu Turnier. Viel tue sich im Vinschgau leider nicht mehr. „Früher gab es hier noch viele Meisterschaften und Ranglistenturniere, heute findet man kaum mehr Darts-Sport auf hohem Niveau“, weiß Klotz. Für den 42-jährigen Italienmeister und sein Team war Mannschafts-Silber einer der bisher schönsten Erfolge. Zwar habe das Team bereits im kleineren FEDI-Verband Gold geholt und auch der Schlanderser Remo Bullio kürte sich zum FEDI-Italienmeister, doch das große Ziel bleibt Mannschafts-Gold im größeren FIDART-Verband. „Das wollen wir die nächsten Jahre noch schaffen“, gibt Klotz die Marschroute voraus. 

Massensport Darts

Ihrem Hobby, dem Darts, widmet das Team viel Zeit und auch Geld. Aber, durch die vielen Erfolge können zumindest die Ausgaben gedeckt werden. „Halb-Professionell sind wir sicherlich nicht, aber Preisgelder gibt es schon schöne“, sagt Klotz. Dass der Darts-Sport immer populärer wurde in den vergangenen Jahren, erfreut auch die Vinschger Darts-Spieler. Klotz und Co. lassen sich kaum ein Live-Spiel im TV entgehen. „Es wurde zum Breitensport. Bei der EM im Slowenien zum Beispiel, da waren so viele und auch gute Spieler, da hatten wir kaum eine Chance“, gesteht Iellici. 

Darts radikal 

Durch den Darts-Boom entstand auch das „Radikal Darts System“, wo auf einem onlinefähigen Darts-Automaten gespielt wird. „Dabei spielen wir online gegen Teams aus ganz Italien, wöchentlich müssen 30 Spiele absolviert werden“, erklärt Klotz. Derzeit sind die Schlanderser auch hierbei ganz vorne mit dabei. Im Team spielen 5 Leute fix, zudem steht ein Reservist auf der Liste. „Jeder macht seine Spiele“, sagt Klotz. Schafft das Kegelbar-Team den Sieg, winkt eine Reise nach Spanien. Anfang April wird dort nämlich das Finale gespielt. 

Einheitliches Regelwerk 

Das Spiel an sich sei im Grunde einfach, die Regeln einheitlich, erklärt Klotz. Gespielt werde auf einem Elektronischen Dart, von 501 (oder 301, auf Bezirks-, Landes- oder International wird jedoch meist bei 501 begonnen) abwärts. Die Spieler werfen abwechselnd ihre drei Pfeile auf die Scheibe. Die vom Spieler erreichten Punkte werden von den 301 oder 501 Punkten abgezogen. Wer zuerst genau null Punkte erreicht, hat gewonnen. „Tückisch wird’s am Ende, wenn es gilt die Null zu erreichen“, so Klotz. Denn, wirft ein Spieler mehr Punkte als die ihm verbliebenen, sind die Würfe ungültig, es gilt, genau auf 0 zu kommen. Es gibt mehrere Spielvarianten, um das Spiel zu beenden, von denen „Double Out“ die häufigste ist. Dabei muss zum Beenden ein „Double-Feld“ getroffen werden. Bei den Turnieren, sowie im Training, hat jeder ambitionierte Darts-Spieler seine eigenen Pfeile dabei. „Die kosten dann schon 60 bis 120 Euro“, erklärt Klotz. 

Besuch in England 

Anekdoten schreibt der Darts-Sport häufig. An eine davon erinnert sich Klotz nur allzu gerne. „Mensur Suljović, der österreichische Darts-Spieler mit serbischen Wurzeln“, wirft der Prader einen Namen in den Raum. Suljović ist derzeit auf der PDC-Liste (Professional Darts Corporation) als Nummer 6 der Welt gelistet. Was es mit dem Profi-Spieler auf sich hat? „Den habe ich vor einigen Jahren bei einem Turnier getroffen. Er meinte, er will Profi werden. Ich dachte er scherzt und habe ihm bei einigen Bierchen Geld versprochen, sollte er es durchziehen und in die PDC-Endrunde kommen“, erinnert sich Klotz. Der Österreicher zog es durch. Er schmiss seinen Beruf hin und übt den Darts-Sport seit Jahren als Vollprofi aus. Und er schaffte es in die Endrunde eines PDC-Turnier. „Ich habe ihm das Geld überwiesen und er hat unser ganzes Team nach England eingeladen“, lacht Klotz. 2016 besuchten die Schlanderser Darts-Spieler schließlich den Profi bei einem Turnier in England. „Eine gewaltige Atmosphäre herrscht dort“, so Klotz. 

Ein sportliches Bierchen

So ganz hat der Darts-Sport aber das Image des Kneipensports freilich noch nicht abgelegt. „Und das ist auch gut so“, befindet Klotz. Ein Turnier kann schon mal 10 Stunden dauern. Dass es dabei nebenher auch mal ein Bier gibt, sei Usus. Um Druck abzubauen, um lockerer zu werden. „Übertreiben darf man es natürlich nicht“, mahnt Klotz und geht zurück zu seinem Team, im Spielraum der Kegelbar in Schlanders. „Hier finden wir schon beste Bedingungen vor. Dafür sind wir Walther Schwienbacher und seinem Team dankbar“, lobt er den Kegelbar-Wirt, nimmt seine Darts-Pfeile und beginnt ein neues Spiel. Mit einem dreifachen Zwanziger versteht sich. 

Michael Andres
Michael Andres

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