Tourismusreferent Hermann Raffeiner Kerschbaumer, Vizebürgermeister Christian Stricker , Bürgermeister Karl Weiss und Tourismusexperte Alois Kronbichler schufen weitere Voraussetzungen…

Wenn schon, dann die ganze Gemeinde

Publiziert in 22 / 2009 - Erschienen am 10. Juni 2009
Latsch – Einmal mehr ­musste die Gemeinde Latsch eine „Voraussetzung schaffen“. Seit der Madrilene Jaime Lorenzo Blanco die Liftanlagen auf der Tarscher Alm ersteigert hat, ist die Gemeindeverwaltung nur mehr am „Schaffen von Vor­aussetzungen“. ­Diesmal war ein Tourismusent­wicklungskonzept gesetzlich vorgeschrieben, um „die Vor­aussetzung zu schaffen“, dass auf der Tarscher Alm ein Feriendorf entstehen kann und sich die Investitionen in neue und erneuerte Liftanalgen ­lohnen. Bürgermeister Karl Weiss beschloss: „Wenn schon Analyse, dann für die ganze Gemeinde“. Geleitet von Alois Kronbichler befand eine Arbeitsgruppe von 12 Personen (Bürger­meister, Vize, Referenten, Sekretär, Tourismusmitarbeiter, Tourismustreibende und Investoren), dass Latsch über wunderbare Strukturen verfügt, hohe Lebensqualität bietet, immer mehr Bürger anzieht und immer mehr ­Gäste verliert. ­Neben 20 Stärken hat die Analyse acht Schwächen ergeben, darunter die mangelnde Zusammenarbeit unter den Tourismusbetrieben, das unbefriedigende Einkaufserlebnis, das Ortsbild des Hauptortes, die mäßige Qualität der gastronomischen Versorgung, aber vor allem Rückgang: Rückgang in den Aufträgen für Handwerker, Rückgang an Gastbetrieben, Rückgang an Betten und damit an Nächtigungen. Die Gruppe hat festgestellt, dass sich in den letzten 20 Jahren in der Gemeinde die Anzahl der Beherbergungs-Betriebe von 172 auf 105 reduzierte hat und dass die Gästebetten seit 1991 um 200 abgenommen haben. Ein Ergebnis der Analyse war die Erkenntnis, dass „mehr Gästebetten wünschenswert, ja notwendig seien, um die attraktiven, vorhandenen und geplanten Sport- und Freizeit­einrichtungen nachhaltig abzusichern“. Eine weitere Erkenntnis ­hatte Projektleiter Kronbichler über den Umsatz errechnet. Demnach ergaben die 265.000 Nächtigungen im Jahr 2007 einen Umsatz von ca. 25,2 Millionen Euro; 10,1 bis 11,3 Millionen seien als direktes Einkommen in Latsch geblieben. Die „Produktion des Aufenthaltstourismus“ erforderte Vorleistungen, wurde argumentiert, daher betrug der wirkliche Umsatz ­zwischen 35,3 und 37,8 Millionen Euro. Die Arbeitsgruppe sah eine rückläufige Tendenz, die nur über eine Erhöhung der Bettenzahl in den nächsten 10 Jahren um 1.100 bis 1.400 Einheiten gestoppt werden könne. Diese wiederum ­mache die Ausweisung neuer touristischer Zonen notwendig, vor allem „im Hinblick auf die geplanten Investitionen im Skigebiet“, wo eine Struktur mit 400 bis 440 neuen Betten entstehen soll. In der Sitzung vom 22. Mai wurde dem Gemeinderat bei sieben abwesenden Räten, darunter Herbert Schwarz, Heinrich Pirhofer und Roman Schwienbacher aus Tarsch, das Konzept zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt. Dabei wurde von verschiedenen Räten auf die Tatsache hingewiesen, dass eine wichtige Form der Dorfbelebung von den Radfahrern ausgehe. Sepp Kofler, Mauro Dalla Barba (beide Latsch) und Harald Plörer (Morter) wandten sich gegen die schriftlich vorgelegten Forderungen des HGV, die Option auf eine Jugendherberge aus dem Konzept zu streichen und die Ausweisung von Tourismuszonen auf Häuser mit mehr als drei Sternen zu beschränken. Hans Rungg (Goldrain) wollte wissen, was geschehe, wenn nichts geschehe auf der Tarscher Alm. „Das wäre der absolute „Worst Case“, der schlimmste, anzunehmende Fall für den Tourismus in Latsch“, antwortete Projekt­leiter Alois Kronbichler.
Günther Schöpf
Günther Schöpf

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