Bergdörfer wie Stilfs (im Bild), Martell oder Langtaufers werden von Wissenschaftlern als Mikrosisolate (Bevölkerungsinseln) bezeichnet.

10 Jahre Gesundheitsforschung mit Vinschger Beteiligung

Publiziert in 19 / 2012 - Erschienen am 16. Mai 2012
Vinschgau - Seit vergangenem August nehmen Bürger der Gemeinde Schlanders an der Gesundheitsstudie CHRIS teil. Mit der Studie möchte das Zentrum für Biomedizin der EURAC gemeinsam mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb untersuchen, wie Lebens- und Ernährungsgewohnheiten sowie genetische Veranlagungen für weit verbreitete Krankheiten verantwortlich sind. Schon vor 10 Jahren haben sich zahlreiche Vinschger an einer ähnlichen Studie beteiligt und damit einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Forschung geleistet. Es waren die Einwohner von Stilfs, Martell und Langtaufers, die 2002/03 die MICROS-Studie möglich gemacht haben. Die EURAC-Studie konzentrierte sich damals auf genetisch bedingte Krankheiten. Die Forscher stellten sich die Fragen wie: „Liegen Krankheiten in der Familie?“ oder „Welche Gendefekte lösen Krankheiten aus?“ Auf Antwortsuche begaben sie sich genau in die drei Orte. Die Wissenschaftler bezeichnen Bergdörfer, wie Stilfs, Martell oder Langtaufers als Mikrosisolate - Bevölkerungsinseln. Sie eignen sich deswegen so gut für genetische Studien, weil sie über mehrere Generationen und bis ins 20. Jahrhundert hinein genetisch weitgehend isoliert waren. So lässt sich die Bevölkerung auf wenige Stammväter zurückführen. Mehr als 1.300 Personen ließen sich damals untersuchen und über den eigenen Gesundheitszustand befragen. Außerdem wurden die ­Familienstammbäume bis hin zu 15 Generationen zurückverfolgt. Die MICROS-Studie hat wichtige, international anerkannte Ergebnisse hervorgebracht. So konnten die Forscher genetische Faktoren für Krankheiten aufspüren, die bei den untersuchten Teilnehmern besonders häufig vorkamen, wie z.B. das RLS-Syndrom (Syndrom der unruhigen Beine). Die Daten der 1.300 Vinschger trugen außerdem dazu bei, dass gemeinsam mit einem internationalen Netzwerk 26 Gene ausfindig gemacht wurden, die die Nierenfunktion steuern und Niereninsuffizienz hervorrufen, sowie 95 Gene, die für Herz-Kreislauferkrankungen verantwortlich sein können. Über die wissenschaftlichen Entdeckungen hinaus haben es Stilfs, Martell und Langtaufers durch die Studie zu internationaler Bekanntheit gebracht: Der Sender ARTE drehte einen Dokumentarfilm über das Leben der Menschen in den drei Ortschaften. Ohne die damalige Teilnahme der Bevölkerung hätten die Forscher ihre Entdeckungen nicht machen können, die der Weltgesundheitsforschung zu Gute kommen. Derzeit arbeiten sie an der noch weiter angelegten Vinschger Gesundheitsstudie, der CHRIS-Studie. In den nächsten Jahren können alle volljährigen Vinschgerinnen und Vinschger daran teilnehmen – zum Wohle ihrer eigenen Gesundheit und der zukünftiger Generationen. Je mehr Menschen teilnehmen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse und Informationen über die Gesundheit der Menschen ausfallen. Die Forscher hoffen auch dieses Mal auf eine zahlreiche Teilnahme, um dadurch die medizinischen Forschung einen weiteren großen Schritt voran zu bringen. Informationen und Anmeldungen zur CHRIS-Studie (vorerst nur Teilnehmer aus Schlanders): Tel. 0471 055 502 info.chris@eurac.edu

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.