Den Marmor in Szene setzen
Publiziert in 10 / 2010 - Erschienen am 17. März 2010
Laas – Bereits im vergangenen Jahr hat man in Laas begonnen, über eine touristische Nutzung des berühmten Marmors laut nachzudenken. Mit dem Laaser Architekten Siegfried Tappeiner (im Bild) haben die Gemeindeverwaltung, die Eigenverwaltung und die Lasa Marmo AG einen kompetenten Mitdenker gefunden, wie das weiße Gold am besten in Szene gesetzt werden könnte. Am vergangenen Freitag hat Siegfried Tappeiner sein inzwischen erstelltes Konzept „Marmor und Tourismus“ der Bevölkerung von Laas vorgestellt. Die Ziele des Konzepts sind eine Wertschöpfung für das Dorf Laas und darüber hinaus, der Marmor als Grundlage für ein hochwertiges Tourismusangebot, der Marmor als Anziehungspunkt für den Tourismus und letztendlich der Tourist als Werbeträger für den Marmor. Anders als bei den Kristallwelten in Wattens, die zwar jährlich von 700.000 Tagestouristen besucht werden, das Dorf Wattens jedoch „links liegen lassen“, sollen die Gäste des Marmordorfs mindestens einige Tage dort verbringen.
Das Konzept Tappeiners gliedert sich in drei Schwerpunkte: das Marmorwerk und Umgebung, die Technik rund um den Marmortransport, also die Marmorbahn, und als Höhepunkt den Marmorbruch.
Ausgangspunkt des Erlebnisses Marmor ist das Besucherzentrum mit Marmorpark, Archiv und Ausstellung im „Spitz“, dem jetzigen Werksgelände der Lasa Marmo. Von dort sollen unterschiedlich lange Marmorführungen die Besucher bis ins Dorf, zur Schwefelquelle oder ins „Loch“, dem Startplatz der Schrägbahn begleiten. Tappeiner könnte sich diese Führungen auch mit Elektrofahrrädern vorstellen. Mittelpunkt des Besucherzentrums wird der 80 Jahre alte Portalkran sein, der, über die Zuggeleise gestellt, auch als Aussichtsplattform dienen könnte. Die Technik der Marmorbahn soll über einen Schrägbahnsteig, der in Serpentinen vom „Loch“ zum „Bremsberg“ angelegt wird, erlebbar gemacht werden. Die Schrägbahn zählt zum technischen Kulturerbe und ist europaweit einzigartig. In einem nächsten Schritt sieht Architekt Tappeiner eine über 2.800 Stufen lange Treppe zur Bergstation vor. Eine Technikwanderung ist von Siegfried Tappeiner von dort bis zur „Aufleg“ vorgesehen.
Das Interessanteste für die Besucher ist unbestritten die Besichtigung eines spannenden Teils des Marmorbruchs mit seinen 30 Meter hohen Kathedralen im Berg. Ob über die 365 steilen Stufen in einem Stollen oder mit einem Shuttlebus, die Abbaustelle des weißen Goldes von Laas wird den Besuchern unvergesslich bleiben. „Ohne Effekthascherei ist es in Laas möglich, den Menschen eine Welt zu erschließen, die beeindruckend und nachhaltig ist“, sagte dazu Franz Waldner, der Marmorexperte.
In der Diskussion nach der Konzeptvorstellung kamen die Auftraggeber zu Wort: Bürgermeister Andreas Tappeiner erachtete es als sehr wichtig, sich als Gemeinde auf mehreren Standbeinen zu bewegen, und als Marmordorf sei eine Verknüpfung von Marmor und Tourismus naheliegend.
„Der Marmorbruch ist Arbeitsplatz für wenige“, sagte Paul Tröger von der Eigenverwaltung Laas, „wenn möglich, soll die ganze Bevölkerung von unserem wertvollen Stein etwas haben“.
Auch Georg Lechner von der Lasa Marmo AG sprach sich dafür aus, das Konzept mitzutragen und mit zu unterstützen.
In Marmor-Stammtischen soll die Bevölkerung demnächst die Möglichkeit haben, sich in das Projekt einzubringen und die einzelnen Bausteine zu erarbeiten.
Ingeborg Rainalter Rechenmacher