Massimo Gardetto (links) und Gemeindereferent Georg Altstätter beim Gedankenaustausch

Hotel Paradisos Erwachen

Publiziert in 13 / 2005 - Erschienen am 7. Juli 2005
Wer kennt sie nicht, die rote Ruine am Ende des Martelltales, auf über 2.000 m Meereshöhe gelegen. Das Hotel Valmartello Paradiso del Cevedale liegt wahrlich im Paradies, in einer sanften Mulde, umgeben von Kiefern- und Lärchenwäldern, überragt von etlichen 3.000ern. Dies ist ein mystischer Kraftort, darin waren sich die Teilnehmer der Ausstellung und Präsentation zur Zukunftsvision für das Hotel Paradiso del Cevedale im Nationalparkhaus „culturamartell“ sicher. Über zwei Jahre lang hat sich Diplom-Ingenieur Michaela Haller in Zusammenarbeit mit ihrem Freund, dem Marteller Architekten Massimo Gardetto und Universitätsprofessor Joachim Moroder mit der Geschichte, der Umgebung und dem Bauwerk auseinandergesetzt. Von 1933 bis 1935 von einer Aktiengesellschaft unter Leitung von Oberst Emilio Penatti erbaut, war es für den Mailänder Architekten Gio Ponti sein Erstlingswerk. Anfänglich sollte die Frontansicht talaus angelegt werden, wurde sie später in die entgegengesetzte Südrichtung verschoben. Damals war das Hotel noch grün gestrichen. Antonia Stricker, eine Zeitzeugin des Baues, erinnert sich: „Wir Marteller konnten uns mit dem Bau nicht anfreunden. Ein Gebäude mit nur ‚einer Flieg’, also einer Dachschräge, war und blieb für uns eine ‚Schupf’.“ Die kurze Blütezeit fand mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ihr jähes Ende. 1943 wurde es sogar von der deutschen Wehrmacht besetzt und war ein Erholungsgebiet für die Soldaten. 1952 kaufte ein Reeder aus Venedig, Benati mit Namen, das Hotel, und ließ es Rot anstreichen. Seit dieser Zeit steht es leer, ist aber seit 1966 im Besitz der Brauereifamilie Fuchs. Mit dieser hat Michaela Haller im Zuge ihrer Recherchen auch Kontakt aufgenommen, bisher aber noch keine Gelegenheit bekommen, ihre Visionen zu präsentieren. Haller will das beinahe schon architektonische Denkmal „Hotel Paradiso“ in seiner derzeitigen Struktur belassen. „Natürlich aber müsste man die Inneneinteilung den heutigen Bedürfnissen anpassen“, so Haller. An der Rückseite des Hotels mit einem einstöckigen Verbindungsgang verbunden, sollte ein Wellnessbereich, Seminarräume und autonome Suiten hinzugebaut werden. Diese Neubauten würden dem Gelände angepasst werden und nur zwei- bzw. dreistöckig sein. Zielgruppe dieser neuen Hotelanlage wäre nicht ausschließlich der Luxustourist, vielmehr sollten auch für die zahlreichen Skitourengeher und Einheimischen ein Bezugspunkt geschaffen werden. Hallers Vision geht somit von einem sanften Tourismus aus, nicht von einer Erschließung des Langferners, wie sie dem Reeder Benati in den 1950er Jahren vorschwebte. In jedem Fall eine zukunftsträchtige, realisierbare Vision, der nur noch die finanzielle Komponente fehlt. Die Ausstellung kann bis zum 27. Juli im Nationalparkhaus „culturamartell“ besichtigt werden.
Andrea Kuntner
Andrea Kuntner

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