Bezirksbäuerin Monika Rechenmacher (2. v.l.) neben der Laaser Ärztin Monika Hauser (3. v.l.) bei einer Besprechung bei „Medica Kosova“

„Medica Kosova“ bringt neue Hoffnung

Publiziert in 14 / 2006 - Erschienen am 12. Juli 2006
Eine beeindruckende Reise unternahm die Vinschger Bezirksbäuerin Monika Rechenmacher gemeinsam mit der Landesbäuerin Maria Kuenzer, Landtags-Vizepräsidentin Rosa Thaler und SBO-Landessekretärin Christine Wunsch. Anfang Juni reisten die vier engagierten Vertreterinnen der Südtiroler Bäuerinnenorganisation in den Kosovo, um Gjakova, die Wirkungsstätte von „Medica Kosova“ zu besuchen. „Der Vinschger“ hat die Bezirksbäuerin Monika Rechenmacher nach den Erlebnissen im Kosovo befragt: „Der Vinschger“: Wen haben Sie in Gjakova besucht? Monika Rechenmacher: Wir haben gemeinsam mit der Laaserin Monika Hauser von „Medica mondiale“ 90 Bäuerinnen besucht, die von „Medica Kosova“ betreut werden. Es handelt sich vorwiegend um Kriegswitwen, die die landwirtschaftliche Tätigkeit wieder aufnehmen möchten. „Medica Kosova“ hat den Frauen entweder Traktoren, Kühe oder Bienen zum Neubeginn zur Verfügung gestellt. Die Frauen bringen sich dann gegenseitig bei, wie Bienen und Kühe gehalten werden und bewirtschaften gemeinsam mit dem Traktor die Felder. So soll die Solidarität der Frauen untereinander gestärkt und die Gemeinschaft gefördert werden. „Der Vinschger“: Welche wirtschaftliche Situation haben Sie im Südwesten des Kosovo angetroffen? Monika Rechenmacher: Es fehlt das Allernötigste zum Leben. Die Landwirtschaft liegt völlig auf dem Boden. Seit 7 Jahren wurden die Felder nicht mehr bestellt, da sowohl Saatgut als auch landwirtschaftliche Geräte fehlen. Viele Felder waren vermint und konnten nur unter Lebensgefahr betreten werden. Es fehlt eine Generation Männer, die für die Familie sorgen könnte. Die Arbeitslosigkeit liegt bei 87 %, besonders für Frauen fehlt es an Arbeitsmöglichkeiten. „Der Vinschger“: Noch schlimmer ist wohl das menschliche Leid der dortigen Bevölkerung? Monika Rechenmacher: Die seelische Not der Frauen hat uns sehr betroffen gemacht. Noch heute leiden sie unter den traumatischen Erlebnissen während des Krieges. Gerade in den ländlichen Regionen um Gjakova gab es besonders viele Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung. Alle Frauen haben Familienmitglieder – meist männliche – durch gewaltsamen Tod verloren, manche waren Augenzeuginnen. Tausende kosovo-albanischer Frauen und Mädchen wurden von serbischen Militärs systematisch vergewaltigt, um das Volk zu schänden. Vergewaltigte Frauen sind für die Familie eine Schande, und so schweigen sie über die an ihnen ausgeübten Gräueltaten. „Medica Kosova“ ist von Haustür zu Haustür gegangen, um mit den betroffenen Frauen und Mädchen zu reden, um ihnen gynäkologische Untersuchungen oder psychosoziale Rechts- und Gesundheitsberatungen anzubieten. „Der Vinschger“: Wie ist die gesellschaftliches Situation im ehemaligen Kriegsgebiet? Monika Rechenmacher: Die kosovarische Gesellschaft ist sehr patriarchalisch aufgebaut. Die Mobilität von Frauen ist begrenzt, oft ist es ihnen nicht gestattet, alleine das Haus zu verlassen. 80 % der oft sehr jungen Frauen sind Witwen. Der Brauch, dass Witwen nicht mehr heiraten dürfen und mit der Familie des Mannes zusammenleben müssen, hat uns sehr schockiert. Es hat in dem Gebiet, in dem wir waren, seit 7 Jahren keine Babys mehr gegeben. Die Frauen sind wie lebendig begraben. Zu unseren Treffen kamen die Frauen zum Teil in Begleitung ihrer Schwiegermütter. „Der Vinschger“: Wie möchte die Südtiroler Bäuerinnenorganisation ihre „Berufskolleginnen“ unterstützen? Monika Rechenmacher: Wir haben den Bäuerinnen unsere Solidarität bekundet und ihnen das Gefühl gegeben, dass sie nicht allein sind. Das hat ihnen sehr gut getan. Natürlich ist auch die finanzielle Unterstützung notwendig, um den Frauen die Chance für einen Neubeginn zu geben. Wir werden draußen in den Ortsgruppen zur Solidarität mit den Frauen im Kosovo aufrufen und um Unterstützung bitten. Mit dem Verkauferlös unseres Kalenders möchten wir ein weiteres kleines Zeichen setzen. Interview: Ingeborg Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher
Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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