Alfons Schuhbeck, „Eva“ und Walter Stieger (von links).

„Paradise lost“

Publiziert in 20 / 2006 - Erschienen am 27. September 2006
Die nackte Eva hielt das Paradies namens Südtirol in Atem. Hinter dem Film „Schuhbeck macht Spaß“ steckt der Regisseur Helmut Kilian. Der leidenschaftliche Südtirolliebhaber über seine Hommage an Südtirol und über das, was läuft. Oder nicht läuft. „Und wo läuft es im Fernsehen“? Die Frage der SMG-Mitarbeiterin Niederkofler hat Helmut Kilian nicht verstanden. „Das kann doch nicht wahr sein“, dachte er sich. Und antwortete: „Nirgendwo“. So viel Unverständnis einem Projekt gegenüber, das für Südtirol ein gefundenes Schnäppchen in punkto Werbemaßnahmen sein könnte, hatte sich der Münchner Regisseur nicht erwartet. Warum die SMG nicht in der Lage war, die Hommage als Hommage zu sehen, ist ihm jetzt eher egal. Bei Michael Grasser von der VI.P sieht es nicht viel anders aus: „Da sollten Sie sich an die SMG wenden“. „Wir dachten uns, jetzt machen wir den Film erst recht“, sagt der Filmemacher, der sich auch als Gourmet-Kritiker einen Namen gemacht hat. Von den 250.000 Euro, die der Film kostet, hätte die SMG Unterkunft und Verpflegung der zehnköpfigen Crew leisten können – kein schwieriges Unterfangen für die Marketing Gesellschaft des Landes. Zumal die betreffenden Hotels auch davon hätten profitieren können. Vielleicht wussten die Bozner nicht, dass sie es mit einem Profi, seit 40 Jahren im Filmgeschäft, der unter anderem mit Großen wie Omar Sharif oder Edith Piaf arbeitete, zu tun haben. Thomas Gottschalk hat er zum Fernsehen gebracht, seinen Freund Alfons Schuhbeck hat er vor 25 Jahren für die Kameras entdeckt – mit ihm drehte er mehr als 100 Sendungen. Auch „Schuhbeck macht Spaß“ ist sein Kind. Südtirol kennt er seit mehr als 30 Jahren. Und liebt es. Im Antholzer Tal „ist er jeden Hügel hinaufgestiegen“. Mitte der 90er Jahre widmete er sich dem paradiesischen Ländle schon einmal: auf Jakob’s Pilgerwegen war er unterwegs – von Innsbruck bis nach Prissian. Mit dem „Gaudi-Burschen“ Schuhbeck wollte er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zum einen die Seiten Südtirols kennen lernen, die ihm fremd waren. Zum anderen den Schuhbeck, der „so gerne in Rollen schlüpft“, ein bisschen schauspielern lassen. Und weil ein Film ein knackiges Intro braucht, kam die Idee mit der Eva. Ein Schuhbeck, der die traditionelle Küche Südtirols immer wieder neu in Szene setzt. Einige Aufnahmen, die Südtirol von seiner besten Seite zeigen: Verschiedene Fenster, wie „Äpfel“, „Waalwege“ oder „Sport und junge Leute“. Bessere Werbung - kongruent mit dem Image, das auch die SMG fördert – gäbe es kaum. Aber die Werber wollten davon nichts wissen – und zeigen dem Regisseur die kalte Schulter. Kilian, der beim Ressort Personal, Tourismus und Mobilität auf Ressortleiter Gianfranco Jellici trifft, erfährt eine zweite Abfuhr, als er sich um die Vinschgerbahn bemüht, von der er als „Eisenbahnfetischist“ restlos begeistert ist. Einen Güterwagen wollte er anhängen, mit Tisch und Schuhbeck drauf. Mit Zügen hat er Erfahrung und: „ich habe in dem Bereich einen guten Namen. Mit der Münchner S-Bahn hat er schon ähnliches angestellt, ich bekam zum Drehen auch schon einen Intercity“. „Das geht nicht“, so die prompte Antwort des Ressortleiters, den Kilian allerdings dennoch schätzt: „Wegen seiner beeindruckenden Art“. Kilian trifft daraufhin den Helmuth Moroder von der SAD: „Einen Sonntag auf jeden Fall“, so Moroder, „kriegt ihr den Zug für die Eva-Szenen, und für den Dreh mit Güterwagen und Hubschrauber, schauen wir im Frühjahr“. Es geht ja doch. „Mit einem Lokführer“, so der 66-Jährige Regisseur, „der ein Traum war, haben wir dann sonntags die Eva-Szenen gedreht. Als Moroder um 11 Uhr kam, fehlten allerdings die Statisten, die wir für die Zugszenen brauchten. Marling’s BM Walter Mairhofer zauderte nicht – und leistete Hilfe, indem für uns in allerletzter Minute Statisten auftrieb“, berichtet der Filmemacher. „Die Polemiken von seitens des „Alto Adige“ und das in der Bild-Zeitung veröffentlichte Bild der nackten Eva schaden vor allem einem: dem Mairhofer“. Helmut Kilian will das nicht gelten lassen. „Er hat nur geholfen, und natürlich hätte auch jeder weggehen können, um die nackte Eva nicht zu sehen“. In der Pressevorführung am 23. Oktober wird sicherlich alles geklärt werden: Ob bei geeister Terlaner Weinsuppe und knackigen Eva-Brüstchen in Seidenkruste bleibt abzuwarten.
Katharina Hohenstein
Katharina Hohenstein

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.