„Masi“ und „Rati“ auf dem Grund des leeren Reschensees.
„Helga“, die dritte Skulptur, beobachtete die Szenerie im leeren See auf dem Steg.

Riesen auf Seegrund

Besondere Installation des Künstlers Marcel Dengel. „MasiRatis unterwegs“. 

Publiziert in 8 / 2024 - Erschienen am 23. April 2024

Graun - So manche Reisende, die kürzlich in Richtung Süden unterwegs waren, mögen sich bei ihrer Pause am Reschensee gewundert haben: 99 weiße Fahnen standen dort am Grund des leeren Sees, flankiert von zwei vier Meter hohen Skulpturen des Künstlers Marcel Dengel aus Nüziders in Vorarlberg. „Masi“ und „Rati“ heißen diese Riesen. Sie sind das Herzstück des Kunstprojektes, das seit 2013 unter den Titel „MasiRatis unterwegs“ läuft. Die dritte Skulptur, „Helga“, stand am Ufer auf dem Steg, wo im Sommer das Ausflugsschiff „MS Hubertus“ anlegt, und beobachtete die Szenerie im leeren See.
Marcel Dengel, seines Zeichens leidenschaftlicher Fotograf, hält die schönsten und außergewöhnlichsten Momente in besonderen Bildern fest. Aus diesen Aufnahmen entsteht seit nunmehr 10 Jahren in Folge ein Großbildkalender, der den Fans des Künstlers inzwischen Kultstatus hat. In den vergangenen Jahren ist Marcel Dengel mit seinen Skulpturen weit gereist, immer begleitet von einer Crew hochmotivierter junger Menschen. Die größte Entfernung legte die Gruppe bei ihrer Reise nach Australien im Jahr 2019 zurück. Doch auch in Europa sind die Skulpturen und ihr Erschaffer bereits weitum bekannt. England, Schottland, Irland und Frankreich haben die Skulpturen ebenso erkundet, wie Portugal, Spanien, Italien, Holland und nicht zuletzt Österreich. So entstanden Bilder vor dem Eifelturm in Paris, mit dem Petersdom im Hintergrund in Rom, am Thor von Glastonbury in England und an vielen anderen weltbekannten Orten. Landschaftlich spektakuläre, von der Natur erschaffene Motive reizen Marcel jedoch am meisten für die Verwirklichung seiner Visionen. Die Bilder entstehen zunächst in seinem Kopf, in seiner Vorstellung, bevor er die Installation vor Ort aufbaut und die Szene mit seiner Kamera einfängt.

Jede Reise ist ein Abenteuer

Für Marcel und die Gruppe ist jede Reise ein Abenteuer und eine neue Herausforderung. Das aktuelle Zeitgeschehen sowie häufige Reisen nach Südtirol haben den Künstler dazu veranlasst, am Reschensee im Grenzgebiet Österreich/Italien mit seinen Skulpturen eine Installation zu verwirklichen. Der derzeit leere See mit seiner Geschichte des gefluteten Dorfes bot dazu eine wohl einzigartige Gelegenheit. Die Inspiration für die 99 weißen Fahnen stammt von Nenas Lied „99 Luftballons“. Neutralität und ein harmonisches Leben für alle Menschen sollte das Ziel dieser Zeit sein: „Keine Worte, keine Botschaften, einfach neutrale weiße Fahnen im Wind. Neutrales Verhalten und friedliches Zusammenleben aller beseelten Menschen ist der Wunsch dahinter.“ Genau in diesem Sinn seien am ersten Wochenende im April alle Begegnungen mit den Menschen am See verlaufen: Friedlich, harmonisch und freundlich. Es war für Marcel eine große Freude, mit Menschen aus der Gemeinde Graun zu sprechen, die ihm erzählten, dass seine Skulpturen genau an dem Platz aufgestellt wurden, wo sich vor der Seestauung ein großer Bauernhof befunden hatte.

Jedes Bild hat seine Geschichte

Sobald er entschieden hat, welches Bild vom Reschensee er für seinen Kalender verwendet, wird Marcel die Geschichte zu diesem Bild schreiben. So erzählt seine Kunst die Reise eines Lebens, die Begegnungen, Herausforderungen und „all die kleinen Wunder, welche diese wunderschöne Welt uns im Überfluss bietet. Jede Begegnung hinterlässt Spuren in den Leben aller Beteiligten.“

Josef Laner
Josef Laner

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