Trotz widrigen Wetters sind viele Menschen auf das Stilfser Joch gekommen, um beim Jubiläumsfest „200 Jahre Stilfser-Joch-Straße“ dabei zu sein.
Christian Bianchi, Daniel Alfreider, Davide Menegola, Massimo Sertori, Moderatorin Karin Gschnitzer, Arno Kompatscher, Luigi Spagnolli und Marcus Caduff (v.l.).
Im Bild (v.l): Rafael Alber, Gabriella Binkert Becchetti, Silvia Cavazzi und Franz Heinisch († 09.07.2025).
Arno Kompatscher (links) und Daniel Alfreider sind mit dem Rad von Trafoi aus auf das Joch gefahren, der Landeshauptmann mit Muskelkraft, der Landesrat mit einem E-Bike.
Mit diesem Rennwagen hat Hans Stuck im Jahr 1932 das Bergrennen auf das Stilfser Joch gewonnen. Nacherleben konnte man die gesamte Automobilgeschichte der Passstraße am 5. Juli an der Fassade des Hotels „Bella Vista - Schöne Aussicht“ in Trafoi.

„Dieser Pass verbindet“

Jubiläum „200 Jahre Stilfser-Joch-Straße“. Arno Kompatscher und Daniel Alfreider für Abänderung der Straßenverkehrsordnung: „Wir brauchen nachhaltige Lösung.“

Publiziert in 13 / 2025 - Erschienen am 15. Juli 2025

Stilfser Joch - Nicht alle werden die Botschaft unter den Regenschirmen, Kappen und Hüten deutlich gehört haben, aber sie war klar: Um die Passstraße auf das Stilfser Joch und alle Passstraßen im Land nachhaltiger zu gestalten und speziell das wachsende Verkehrsaufkommen in den Griff zu bekommen, braucht Südtirol den geeigneten Spielraum, zum Beispiel für die Einführung einer Eintrittsgebühr. „Einen solchen Spielraum erhalten wir nur, wenn das Parlament in Rom eine Änderung der Straßenverkehrsordnung genehmigt“, stimmten Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Daniel Alfreider am 6. Juli beim großen Jubiläums-Festakt „200 Jahre Stilfser-Joch-Straße“ auf dem Stilfser Joch überein. Nun gelte es, in Rom Druck zu machen und die Änderung einzufordern. Was alle Gastrednerinnen und Gastredner aus Südtirol, der Lombardei und dem Kanton Graubünden unisono hervorhoben, waren die grenzüberschreitenden Verbindungen, zu denen der Bau der Straße über das Stilfser Joch seit den Anfängen bis heute geführt hat und weiterhin führt. Auf Südtiroler Seite führt die Straße über 48 Kehren auf das 2.758 Meter hohe Joch. Erbaut wurde sie von 1820 bis 1825 für militärische Zwecke vom österreichischen Kaiserreich unter der Leitung von Carlo Donegani. Ziel war es, die zum Kaiserreich gehörende Lombardei mit den anderen Reichsteilen zu verbinden. Während der Sommermonate arbeiteten bis zu 2.000 Arbeiter täglich an der Straße, die bis heute als straßentechnische Meisterleistung ersten Ranges gilt.

Warten auf Maßnahmen am Joch

Der Stilfser Bürgermeister Franz Heinisch – er ist am 9. Juli plötzlich gestorben; Anmerkung der Redaktion – gab in seinen Grußworten der Hoffnung Ausdruck, dass schon längst geplante Maßnahmen, die zu einer Aufwertung des Stilfser Jochs führen sollen, endlich umgesetzt werden. Der Prader Bürgermeister Rafael Alber erinnerte daran, dass seine Gemeinde die Bezeichnung „Stilfserjoch“ im Namen führt und rief die Verkehrsteilnehmer dazu auf, bei der Durchfahrt durch das Dorf Prad auch entlang der Passstraße Rücksicht auf die Anrainer und die Natur zu nehmen. Auf das verbindende Element der Passstraßen, die von Prad, Bormio und dem Val Müstair aus auf das Joch führen, verwiesen auch Silvia Cavazzi, die Bürgermeisterin von Bormio, die Gemeindepräsidentin Gabriella Binkert Becchetti (Val Müstair), Senator Luigi Spagnolli (O-Ton: „Auf dem Stilfser Joch kommen Leute aus der ganzen Welt zusammen“), Landesrat Christian Bianchi, der Regierungspräsident des Kantons Graubünden, Marcus Caduff, der lombardische Regionalassessor Massimo Sertori, der Präsident der Provinz Sondrio, Davide Menegola, und weitere italienische Politiker.

Musik, Tradition und jede Menge Oldtimer

Trotz widriger Wetterbedingungen („Auf dem Joch kann das Wetter in einer Stunde zehnmal umschlagen“, sagte einer der Besucher), haben viele Personen bzw. Gruppen aus dem Vinschgau, aus Bormio und dem Val Müstair dazu beigetragen, dass die 200-Jahr-Feier zu einem farbenfrohen, länderübergreifenden Fest wurde. Die Musikkapelle Prad sowie Gruppen, die bereits beim historischen Jubiläumsumzug am 25. Mai in Prad mitgewirkt hatten, waren ebenso mit dabei wie Chöre, Musikformationen aus Bormio und dem Val Müstair und weitere Gruppen. Bestaunt werden konnten außerdem viele Oldtimerautos und altehrwürdige Motorräder. Bereits am 5. Juli hatte eine Oldtimer-Fahrt mit Teilnehmenden aus 8 Ländern auf das Joch stattgefunden. „Rund 80 Oldtimer sind in Trafoi gestartet, 70 in Bormio“, freute sich Stephan Gander, als er am 5. Juli gegen 22 Uhr viele Gäste zu einer besonderen Lichtbilderprojektion begrüßen konnte. An der Außenfassade des Hotels „Bella Vista - Schöne Aussicht“ – es feiert heuer übrigens das 150-jährige Bestehen – konnte die Automobilgeschichte der Passstraße von den Anfängen bis heute nacherlebt werden. Besonders groß war die Freude bei Hans-Joachim Stuck, dem Sohn von Hans Stuck (1900-1978), der 1932 das „höchste Bergrennen der Welt“ auf das Stilfser Joch gewonnen hatte. „Es war für mich ein einmaliges und tiefgehendes Erlebnis, heute mit dem Rennauto meines Vaters auf das Stilfser Joch fahren zu können“, sagte Hans-Joachim Stuck.

Diplome für Standbetreiber und Betriebe

Ebenfalls am 5. Juli hatten der Bürgermeister Franz Heinisch und die Bürgermeisterin von Bormio, Silvia Cavazzi, an die Standbetreiber am Joch sowie an die Betriebe des Einzugsgebietes Diplome als Zeichen des Dankes und der Anerkennung überreicht. Roland Brenner, der Präsident der Stilfser Joch GmbH, kündigte im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten an, dass sich die Gesellschaft bemühen werde, die Stilfser-Joch-Straße als möglichst „umweltverträgliche Hochgebirgsstrecke zu positionieren“ und dafür zu sorgen, „dass das Stilfser Joch und seine Straße auch künftig Strahlkraft auf das gesamte Gebiet haben.“ 

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Josef Laner

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