„Ein unglaublicher Schatz“
Sammelband vereint 22 ausgewählte Arbeiten von Rainer Loose.
Schluderns - Über viele Jahrzehnte hinweg hat Rainer Loose seit den 1960er Jahren die Siedlungsgeschichte des oberen Vinschgaus und darüber hinaus erforscht. Über 6o Publikationen zum Vinschgau, und zwar von Reschen bis Goldrain, hat der Geograph, Siedlungsforscher und ehemalige Universitätsprofessor (Mannheim/Tübingen) verfasst. Im Mai 2024 wurde Loose für „seine besonderen Verdienste in den Bereichen der Kultur und Wissenschaft und die Referententätigkeit in Gemeinden und Schulen des Vinschgaus“ mit dem Ehrenring der Bezirksgemeinschaft Vinschgau ausgezeichnet. 22 ausgewählte Arbeiten von Rainer Loose, die zwischen 1972 und 2012 veröffentlicht wurden, sind nun im neuen Sammelband „Siedlungsforschung im mittleren Alpenraum. Ausgewählte Aufsätze zu Siedlung, Herrschaft, Gesellschaft und Wirtschaft in Südtirol und im Trentino“ vereint. Vorgestellt wurde das Buch am 5. Dezember im Vintschger Museum in Schluderns im Beisein vieler Ehrengäste. Das 560 Seiten umfassende Werk ist als Band 53 der Veröffentlichungen des Südtiroler Landesarchivs erschienen. Die zwei Herausgeber - der Historiker David Fliri (Taufers im Münstertal/Wien) und Gustav Pfeifer (Direktor des Landesarchivs) - führten in das Werk ein. Der Band ist u.a. mit einem Orts- und Personenregister ausgestattet, sodass gezielte Suchzugriffe möglich sind. Fliri und Pfeifer hoben den großen Wert der wissenschaftlich fundierten Arbeiten von Loose hervor, der bei seinen Forschungsarbeiten vor allem auf Primärquellen zurückgegriffen hatte. Seine Beiträge hätten auch dazu beigetragen, ältere ethnische Konfliktlinien aufzubrechen. Laut David Fliri (im Bild) habe Loose auch Narrative widerlegt, „die sich zum Teil bis heute halten.“ Eines davon sei die Annahme, dass die Entstehung sogenannter Haufendörfer mit der ethnischen Herkunft der Siedler zusammenhänge, was aber nicht stimme. Die Bezeichnung „romanisches Haufendorf“ sei in diesem Sinn irreführend.
„Gesamtschau als Mehrwert“
Laut Pfeifer wird mit dem Band 53 ein wichtiger Teil der wissenschaftlichen Arbeiten von Rainer Loose wieder in den Fokus von Öffentlichkeit und Wissenschaft gerückt: „Erst in der Gesamtschau entfalten die Arbeiten ihr volles Potenzial.“ Die Landeskonservatorin Karin Dalla Torre sprach von „einer Gesamtschau als Mehrwert.“ Die Arbeiten von Loose seien ein „unglaublicher Schatz“. Mit Worten der Anerkennung und des Dankes für die wissenschaftlichen Arbeiten des Siedlungsforschers warteten auch die Bezirkspräsidentin Roselinde Gunsch, Bürgermeister Heiko Hauser und Toni Patscheider, der Präsident des Vintschger Museums, auf. Loose, geboren 1943 in Berlin, war mit seiner aus Lüsen stammenden Frau Ulrike Niedermayr zur Buchvorstellung angereist. Loose gilt seit Jahrzehnten als ausgesprochener Kenner und Liebhaber des Landes Südtirol und speziell des Vinschgaus. Bereits in den 1970er Jahren hatte er mit der Publikation „Siedlungsgenese des oberen Vintschgaus. Schichten und Elemente des theresianischen Siedlungsgefüges einer Südtiroler Passregion“ bahnbrechende Forschungs- und Pionierarbeit geleistet.