Erntezeit für soziales Unternehmertum
BASIS-Gründer und Geschäftsführer Hannes Götsch wird als erster Südtiroler Ashoka Fellow. Auszeichnung in Mailand.
SCHLANDERS/MAILAND - „Diese Auszeichnung bedeutet für mich persönlich, dass die harte und schwierige Arbeit Früchte getragen hat. Viel Energie ist nach außen gegangen – und kommt nun zurück. Man könnte es ein bisschen als Erntezeit betrachten“, sagt Hannes Götsch gegenüber dem der Vinschger. Der 41-jährige Schlanderser ist der Faktor dafür, dass es die BASIS in der ehemaligen Drususkaserne heute in dieser Form gibt. Auf seine Initiative hin und mit Unterstützung der damaligen Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Dieter Pinggera war 2016 auf dem Drusus-Areal der „Social Activation HUB“ als Treffpunkt für Kreative und Unternehmen entstanden. Seitdem hat sich die BASIS zu einem wichtigen lokalen Player für Business, Konferenzen, Kultur, Nachtleben und Veranstaltungen aller Art entwickelt. Seit 2020 ist die BASIS eine eigenständige Organisation und zeichnet für ca. 5.000 Quadratmeter überdachte Fläche verantwortlich. Vom Coworking über künstlerische Aktivitäten bis hin zu internationalen Tagungen etc. herrscht in den Räumen von einem der früheren KasernenRiegel Hochkonjunktur. Dafür wurde Götsch nun in Mailand als erster Südtiroler in das internationale Netzwerk der Ashoka Fellows aufgenommen – eine der weltweit renommiertesten Auszeichnungen für soziales Unternehmertum und Systemwandel. Die Ernennung fand am 22. Oktober im Rahmen der „Changemaker Days“ von Ashoka Italia statt. Damit reiht sich Götsch in eine Liste internationaler Persönlichkeiten ein, darunter Jimmy Wales (Wikipedia-Gründer), Muhammad Yunus (Grameen Bank, Mikrofinanz-Pionier) und Francesco Tonucci (Pädagoge, leitet das Projekt „La Città dei Bambini“).
„Nicht nur ein Strohfeuer“
„Ich bin stolz und zugleich erleichtert, trotz aller möglichen und unmöglichen Einflüsse auf dem richtigen Weg zu sein. Es handelt sich schließlich nicht um ein Strohfeuer, sondern um eine Ernennung auf Lebenszeit, die noch viele Chancen birgt“, so Götsch. All das könne nur gelingen durch „kontinuier-
liche Reflexion gemeinsam mit Menschen, die Verantwortung übernehmen“. Ein großer Dank gelte daher seiner Lebensgefährtin Isolde Veith – „sie muss mich und meine Dynamik aushalten“, so Götsch – der BASIS-Präsidentin Katrin Gruber, dem gesamten ehrenamtlichen Vorstand, den Mitarbeiter*innen, Partnerunternehmen und -institutionen sowie allen ehrenamtlich helfenden Händen, „die täglich qualitativ wertvolle Arbeit leisten“.
Viele Eindrücke aus Mailand
Aus Mailand nimmt Götsch viele besondere Eindrücke mit: „Die Veranstaltung war – zu meinem Erstaunen – mehr als gut besucht und, wie erwartet, auch inhaltlich hervorragend kuratiert. Eine gelungene Mischung aus Grassroots-Initiativen, Start-ups, privaten Impact-Investor*innen, Institutionen und politischen Vertreter*innen.“ Die Changemaker Days fanden nicht zufällig in der BASE in Mailand statt. „Dabei handelt es sich um eine Plattform, die der BASIS sehr ähnlich ist und im vergangenen Jahr ebenfalls in das TEH – Trans Europe Halles Netzwerk aufgenommen wurde“, erklärt Götsch. Die BASIS gehört dem Netzwerk bereits seit 2021 an. Im Herbst 2026 solle das TEH Camp Meeting in Schlanders stattfinden, eine Konferenz, zu der rund 120 Gäste aus ganz Europa und darüber hinaus für drei intensive Tage erwartet werden.
Legitimierung und Wertschätzung
Auch für die BASIS als Ganzes bedeute die Auszeichnung „Legitimierung und Wert-
schätzung – Elemente, die man sich insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene hart erarbeiten muss“, so Götsch. Hinzu komme, dass die BASIS durch die Aufnahme in dieses prestigeträchtige Netzwerk neue Ressourcen erhalte: „Menschen und Know-how, die uns konkret dabei helfen, die direkte und indirekte Wirkung der BASIS in den kommenden Jahren genauer zu erfassen und dadurch noch bedarfsorientierter zu arbeiten“. Gleichzeitig werden vermehrt nationale und internationale Kooperationsanfragen auf die BASIS zukommen. „Mir ist es wichtig zu betonen, dass wir im Vinschgau und in Südtirol nicht isoliert sind – die Systeme hängen global zusammen. Als eine der wohlhabendsten Regionen der Welt können und sollten wir mithelfen, Ungleichgewichte auszugleichen und uns selbst als Teil dieser globalen Zusammenhänge zu verstehen. Je stärker egoistische Strömungen werden, desto mehr braucht es Orte und eine humanistische Wertehaltung, die Menschen miteinander verbindet“, unterstreicht Götsch abschließend.