Aus Südtirol, der Schweiz, Österreich und Deutschland sind die Tagungsteilnehmenden zu den Energie- und Umwelttagen nach Mals gekommen.
Bettina Geisseler und Walter Gostner
Matthias Obrist
Josef Thurner
Jürgen Stamm
Ausführlich berichtet das Fachmagazin „zek HYDRO“ über die Kraftwerkskette im Schlandrauntal.

„Grande Dame“ der Erneuerbaren

Bettina Geisseler: „Die Wasserkraft bleibt das entscheidende Puzzlestück für eine erfolgreiche Energiewende.“

Publiziert in 20 / 2025 - Erschienen am 4. November 2025

Mals/Schlanders - Sie haben bereits Tradition, die „Interalpinen Energie- und Umwelttage Mals“, die am 30. und 31. Oktober ihre bereits 8. Auflage erlebten. Über 80 Tagungsteilnehmende aus dem Vinschgau, weiteren Landesteilen sowie aus der Schweiz, Österreich und Deutschland konnte der Wasserbauingenieur Walter Gostner von Ingenieure Patscheider & Partner im Kulturhaus in Mals im Namen der Veranstalter willkommen heißen. Auch für die heurige Ausgabe hatten die Organisatoren –Patscheider & Partner, GEISSELER LAW, IBI-Euregio Kompetenzzentrum und TIQU (Tiroler Qualitätszentrum für Umwelt, Bau und Rohstoffe) – zusammen mit Partnern und Unterstützern ein hochkarätiges Referenten- und Expertenteam für die Energie- und Umwelttage gewinnen können. Im Mittelpunkt stand das Thema „Wasserkraft – aktuelle und zukünftige Herausforderungen“.  

Aktuelle und zukünftige Herausforderungen 

Zu den großen künftigen Herausforderungen gehört laut Walter Gostner u.a. das Geschiebemanagement, denn es wird aufgrund des Klimawandels in Zukunft mit viel mehr Geschiebematerial zu rechnen sein. Aber auch die Digitalisierung und die Künstliche Intelligenz werden bei der Wasserkraftnutzung eine immer größere Rolle spielen. Eine weitere große Herausforderung sei die Überwindung des „ewigen Spannungsfeldes“ zwischen Wasserkraftnutzung und Ökologie bzw. Biodiversität. Überzeugt gab sich Gostner, dass die Wasserkraft auch in Zukunft ein wichtiger Player für die Energiewende bleiben wird. Noch deutlicher wurde diesbezüglich die Rechtsanwältin Bettina Geisseler (GEISSELER LAW) in ihren Grußworten: „Die Wasserkraft ist nach wie vor die ‚Grande Dame‘ der erneuerbaren Energien. Sie ist eine alte, bewährte und verlässliche Technologie mit Innovationspotential.“ Geisseler sieht in der Nutzung der Wasserkraft, vor allem auch in Form der Pumpspeichertechnologie, „ein entscheidendes Puzzlestück“ für den Umbau der Energieversorgung von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Wasser. 

Nachhaltig und speicherbar

Der Malser Bürgermeister Josef Thurner erinnerte an die Bedeutung, die der Nutzung der Wasserkraft speziell im Vinschgau seit jeher zukommt. Der Stellwert der Wasserkraft werde in Zukunft im gesamten Alpenraum weiter zunehmen, denn Wasserkraft sei nachhaltig und speicherbar. Wie Thurner hob auch Matthias Obrist, der Geschäftsführer des Südtiroler Energieverbandes SEV, die Bedeutung der Wasserkraft hervor. Es sei wichtig und wertvoll, dass sie bei den Energie- und Umwelttagen regelmäßig in den Mittelpunkt gerückt wird.

Spannungsfeld Fisch-Wasserkraft

Zu den weltweit größten Herausforderungen überhaupt gehört laut Jürgen Stamm, Direktor des Institutes für Wasserbau und technische Hydromechanik an der Technischen Universität Dresden, der fortschreitende Biodiversitätsverlust. Darin eingebettet ist auch das Spannungsfeld Fisch-
Wasserkraft zu sehen. Wie Stamm in seinem Impulsvortrag aufzeigte, gibt es in Sachen Fischpassierbarkeit und Fischwanderhilfen, wie etwa Fischtreppen oder Fischpässe, noch einiges zu tun. Ziel sei es, „die Reibereien mit der Wasserkraftnutzung aufzulösen.“ Stamm informierte auch über die Wasserrahmenrichtlinie, die in allen EU-Staaten bis 2027 umzusetzen sei und die u.a. einen guten ökologischen Zustand der Gewässer vorsieht sowie die Wiederherstellung natürlicher Wasserführungen und Lebensräume. In Deutschland sei die Fischwanderung als Indikator ein zentrales Thema bei der Umsetzung. Bei Fischwanderhilfen handelt es sich um wasserbauliche Anlagen, die es Fischen und anderen Wasserlebewesen ermöglicht, Hindernisse wie Wehren und Wasserkraftanlagen zu überwinden, im Fischaufstieg ebenso wie im Abstieg. 

Von Ökologie bis Pumpspeicherwerk

Im Rahmen mehrerer Tagungs-Blöcke wurden von Fachleuten und Experten aus dem In- und Ausland zahlreiche Themenbereiche eingehend beleuchtet: „Bau & Betrieb: Technologische Meisterleistungen“, „Die Digitalisierung – Der Übergang in ein neues Zeitalter“, „Ökonomie & Ökologie – Ecksäulen der Nachhaltigkeit“ sowie „Pumpspeicherwerke – Totgesagte leben länger“. Den Abschluss der Tagung am 30. Oktober bildete eine Podiumsdiskussion zum Thema „Blackout – eine reale Bedrohung?“. 

Exkursion ins Schlandrauntal

Die heurige Exkursion führte am 31. Oktober nicht von ungefähr nach Schlanders, genauer gesagt in das Schlandrauntal, wo unlängst nach einem jahrelangen bürokratischen Spießrutenlauf in Rekordbauzeit eine „Kaskade aus 7 Kraftwerken“ fertiggestellt werden konnte: 3 Laufwasserkraftwerke mit einer installierten Leistung von maximal 3,5 MW, 1 Beregnungskraftwerk sowie 3 Trinkwasserkraftwerke. Gestaunt wurde vor allem über das Teilungsbauwerk, über das mit Hilfe eines ausgeklügelten Steuerungssystems die Betreiber der Bewässerungsanlagen die Verteilung des Wassers regulieren können. 

„Jahrhundertprojekt“ in Schlanders

„Südtiroler Gemeinde feiert ihr Jahrhundertprojekt“: Unter diesem Titel wird in der Oktober-Ausgabe 2025 des Fachmagazins „zek HYDRO“ auf 8 Seiten in Text und Bild über die neue Kraftwerkskette im Schlandrauntal berichtet. Mit dem Bau dieser Kraftwerkskette habe die Gemeinde Schlanders ihr Wasserwirtschaftsmodell auf neue Beine gestellt. „zek HYDRO“ ist ein führendes Fachmagazin, spezialisiert auf internationale Wasserkraft und Zukunftstechnologien. Mit 6 deutschen und einer englischen Ausgabe pro Jahr hat das Magazin eine Auflage von 8.000 Exemplaren je Ausgabe. Die Verteilung erfolgt flächendeckend in Österreich, der Schweiz, Südtirol, Bayern und Baden-Württemberg.

Josef Laner

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