Die Bauminstallation bleibt bis zum 10. Dezember (internationaler Tag der Menschenrechte).
Im Bild (v.r.): Irene Vieider und Annemarie Huber mit Vertreterinnen der Verbände von Schlanders.
Dietmar Rainer hatte mit Schülerinnen und Schülern der musikalischen Mittelschule zwei passende Musikstücke einstudiert.
Die Künstlerin Annemarie Huber und Celines Mutter Tanja (links) haben die Bäume mit roten Stoffstreifen umwickelt.
Ein rot bandagierter Baum und ein Gedicht erinnern im Plawennpark an Celine.
Kerzen und Blumen wurden zu Celines Foto gelegt.

In Erinnerung an Celine

Schlanders schafft einen berührenden Erinnerungsort.

Publiziert in 22 / 2025 - Erschienen am 1. Dezember 2025

Schlanders - Seit über 40 Jahren organisieren Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte gegenüber Frauen und Mädchen thematisiert wird. Allein in Südtirol haben 842 Frauen Hilfe und Unterstützung suchen müssen, weil sie Gewalt in ganz verschiedener Form erfahren haben. In Schlanders wurde an diesem Tag besonders an Celine Frei Matzohl gedacht, die vor zwei Jahren durch einen Gewaltakt ihr Leben verloren hat. 

Kein Tag der Frau

„Die Katholische Frauenbewegung hat in Erinnerung an Celine heuer Schlanders für ihre Baumaktion gewählt“,  sagte Irene Vieider, Diözesanvorsitzende der Katholischen Frauenbewegung (kfb) der Diözese Bozen-Brixen. „Diese Kunstinstallation von Annemarie Huber soll mitten im Alltag sichtbar sein und die Menschen berühren.“ Die roten Stoffstreifen an den Bäumen, die von Annamarie Huber und Celines Mutter Tanja Frei Alber angebracht worden seien, versinnbildlichen Bandagen für die Wunden der seelischen und körperlichen Verletzungen, die Frauen bei den vielen Formen der Gewalt erleiden. „Der Tag gegen Gewalt an Frauen ist nicht ein Tag der Frauen. Es ist ein Tag aller in der Gesellschaft, in allen Gemeinschaften, in denen wir uns als Menschen bewegen, vor allem ein Thema der Männer“. Irene Vieider konnte im Namen des Diözesanvorstandes der Katholischen Frauenbewegung der Diözese Bozen-Brixen zahlreiche Menschen vor dem Gemeindehaus begrüßen, darunter Dekan P. Mathew, die Vertreterinnen der Pfarreien des Dekanates Schlanders, die Vertreterinnen der Marktgemeinde Schlanders mit Bürgermeisterin Christine Kaaserer und Gemeindereferentin Kunhilde von Marsoner, die Kfb Frauen und in besonderer Weise Celines Mutter Tanja Frei Alber und deren Familie. „Unsere heutige Veranstaltung soll deutlich machen, dass wir nicht vergessen, was Celine und damit auch der Familie und der gesamten Dorfgemeinschaft angetan wurde“, so die kfb-Vorsitzende.

Jesus hat Frauen und Kinder geschützt

„Jesus Christus hat sich nie Frauen verachtend oder Frauen verurteilend geäußert, sondern sich schützend vor Frauen und Kinder gestellt“, so Irene Vieider. „Gott hat Mann und Frau gleichwertig und nach seinem Vorbild geschaffen“,  betonte auch Dekan P. Mathew. Er verurteilte die tiefgreifenden Menschenrechtsverletzungen globaler patriarchalischer Strukturen. „Gewalt kann niemals Liebe heißen!“, sagte er. Als Zeichen der Solidarität und des Erinnerns bezeichnete Kunhilde von Marsoner, Vorsitzende des Beirats für Chancengleichheit in der Gemeinde, die Baumaktion der kfb. „Wir schauen nicht weg und wir wollen Celine nicht vergessen! Die Schicksale der vielen Frauen verpflichten uns und verlangen unsere Aufmerksamkeit und Zivilcourage. „Gewalt ist kein Randthema und hat in unserer Gesellschaft keinen Platz!“, betonte Kunhilde von Marsoner. 

Ein Gedicht für Celine

Im Plawennpark erinnert ein mit roten Stoffbahnen umwickelter Baum bleibend an Celine. An den Ästen wurden einige für sie bedeutsame Symbole aufgehängt. Michael Tröger, Lehrer am Berufsbildungszentrum Schlanders, hat mit Schülern eine Metallsäule gefertigt, auf die das Gedicht gestanzt wurde, das Celines Freundin Hanna für sie geschrieben hat. Die Stele wurde unter dem Baum zum ehrenden Andenken an Celine Frei Matzohl aufgestellt und am vergangenen Samstagabend feierlich von Dekan P. Mathew gesegnet. Nach einem berührenden Violinensolo von Leni, der kleinen Schwester von Celine, bat P. Mathew, dass die stummen Schreie der Frauen und Mädchen gehört werden und dass Konflikte gewaltfrei gelöst werden können. Kunhilde von Marsoner rief auf, Mut zu haben, auf das eigene Gefühl zu hören und NEIN zu sagen. Sie dankte der Künstlerin Annemarie Huber, dem Berufsbildungszentrum, der Familie von Celine für ihre Stärke und der Freundin Hanna für ihren passenden Text. Der Ort sei bewusst gewählt, denn täglich sei Celine hier vorbei gekommen, um die Wirtschaftsfachoberschule am Plawennplatz zu besuchen. Der Ort solle Celine in Erinnerung rufen und Trost spenden, wenn Worte fehlen. Anschließend wurde in der Pfarrkirche ein Gedenkgottesdienst für Celine gefeiert, der mit tiefberührenden Texten und wunderbaren Liedern von Christine Mayr und Celines Freundin Hanna sowie deren Schwestern Katharina und Elisa musikalisch gestaltet wurde. In den Fürbitten wurde um hörende Ohren, um sehende Augen und um mutige Männer gebeten, die für Schwäche und Niederlagen nicht die Gewalt als Lösung suchen. „Lasst uns ein neues Bild lernen!“ bat der Lektor.

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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