Jagdverein Martell freut sich
Martell - Die Gemeinde Martell liegt zu 100 Prozent im Nationalpark. Weil die Jagd im Parkgebiet verboten ist, gibt es in Martell zwar kein Jagdrevier, wohl aber einen fast 50 Mitglieder starken Jagdverein. Seit der Einführung der geregelten Rotwildentnahme werden in Martell seit 1997 jährlich von Mitte Oktober bis Mitte Dezember bis zu 100 Stück Rotwild entnommen. Mussten sich die Jäger und Jägerinnen bisher mit einem kleinen und unzureichend ausgestatteten Kühlraum im Freizeitzentrum Trattla begnügen, so kann sich der Verein jetzt über eine neue und geräumige Kühlzelle freuen, die allen geltenden Vorgaben entspricht. „Unser Verein hat viele Jahre auf eine neue Kühlzelle gewartet. Nun ist gelungen, aus dem Provisorium eine moderne und gut eingerichtete Kühlzelle zu machen“, freute sich Obmann Erich Tscholl bei der offiziellen Eröffnung der Kühlzelle am 12. Juli. Einen großen Dank zollte er dem früheren und jetzigen Gemeinderat von Martell und der Gemeindeverwaltung mit Bürgermeister Georg Altstätter an der Spitze. Sämtliche Kosten für die baulichen Maßnahmen und die Ausstattung habe zu 100 Prozent die Gemeinde übernommen. Die Vereinsmitglieder haben mit viel Eigenleistung mitgeholfen. „Es wurden an die 420 Stunden Eigenleistung erbracht“, blickte Erich Tscholl zurück. Warum die Gemeinde das Vorhaben mit eigener Kraft umsetzen musste, begründete der Bürgermeister damit, dass weder das Amt für Jagd und Fischerei, noch der Nationalpark einen Beitrag gegeben hat. Altstätter: „Das Landesamt teilte uns mit, dass ausschließlich Jagdreviere Beiträge bekommen.“ Das sei laut Altstätter „traurig und nicht gerecht.“ Landesrat Peter Brunner, der für den Südtiroler Anteil des Nationalparks zuständig ist, habe ihm zugesichert, die Gemeinde bei einer anderen Gelegenheit zu unterstützen. Georg Altstätter erinnerte auch daran, dass die neue Kühlzelle nicht nur für den Jagdverein errichtet wurde, „sondern auch für die Landwirtschaft und für unseren Wald“, denn ohne die Rotwild-Entnahme käme es auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und in Waldgebieten zu argen Wildschäden. Ein besonderer Dank ging an Manuel Schwienbacher, der das Projekt mit viel Einsatz betreut und koordiniert hat, an Gottfried Ratschiller, alle weiteren Mithelfer sowie an die beteiligten Handwerksbetriebe. Im Rahmen der Eröffnung bedankte sich Florian Perkmann bei allen Vereinsmitgliedern, die sich 2024 zu einer Untergruppe zusammengeschlossen haben und sich um die Rettung von Rehkitzen bemühen. Die Gemeinde hat der Gruppe eine Drohne mit Wärmebildkamera spendiert. Laut Perkmann ist es gelungen, heuer rund 10 Rehkitze zu retten, die sonst beim Mähen wohl unter die Messer geraten wären. Für die Mitglieder der Gruppe hatte Florian Perkmann ein Anerkennungs-Abzeichen des Amtes für Jagd und Fischerei mitgebracht. Nicht unerwähnt ließ der Bürgermeister die derzeit „sehr schwierige Situation“ im Zusammenhang mit dem Parkplan und dem Nationalpark insgesamt. Auf der Ebene des zuständigen Ministeriums in Rom gehe nichts weiter, weil man vor allem auf lombardischer Seite untätig sei. Altstätter: „Wir müssen als Parkgemeinden und als Land insgesamt zusammenstehen und gemeinsam Druck machen.“ Gefordert sei nicht zuletzt die „hohe Landespolitik“. Gesegnet hat die neue Kühlzelle Pfarrer Johann Lanbacher. Die Jagdhornbläser „Schworz Wond“ aus Latsch umrahmten die Feier musikalisch und sorgten auch beim anschließenden Fest für passende Töne. Der ehemalige Jagdaufseher Hansjörg Götsch erinnerte am Rande der Feier an die Zeit vor 30 Jahren, als vor allem beim Rotwild in Martell die Paratuberkulose – eine stark ansteckende, chronische Darmerkrankung – auftrat. Götsch hatte 1992 als erster Jagdaufseher auf Anweisung des landestierärztlichen Dienstes befallenes Rotwild in Martell entnommen. Die regelmäßige Wildentnahme im Nationalpark lief erst 5 Jahre später an.