„Wertschätzen statt Wegwerfen“
Veranstaltung „A gmahnte Wies?“ rückt den Fokus auf die Lebensmittelverschwendung.
Schlanders - „Wertschätzen statt Wegwerfen“: So lautete der Titel der 4. Ausgabe des Veranstaltungsformates „A gmahnte Wies?“, zu der BASIS Vinschgau Venosta am 3. Juli in Zusammenarbeit mit Bioland Südtirol eingeladen hat. Wie das BASIS-Vorstandsmitglied Gerda Platzgummer Wellenzohn und die Bürgermeisterin Christine Kaaserer – sie sind übrigens beide Biobäuerinnen – in ihren Grußworten übereinstimmten, liege ihnen das Thema Lebensmittelverschwendung besonders am Herzen. Sie riefen zu einer vermehrten Wertschätzung und Achtsamkeit gegenüber den „Geschenken der Natur“ auf. Mit allen Ressourcen sei möglichst sparsam umzugehen, vor allem auch im Hinblick auf den Klimawandel. Mit teils dramatischen Zahlen zur globalen und nationalen Lebensmittelverschwendung wartete Alessio Cicchini in seinem Fachvortrag auf. In Italien werden demnach 107 Kilogramm Lebensmittel – Küchenabfälle inklusive – pro Kopf und Jahr weggeworfen. Cicchini (@rucoolaaa) kämpft vor allem in den Sozialen Medien gegen die Verschwendung von Lebensmitteln und zeigt auf, wie man Küchenabfälle sinnvoll wiederverwenden kann. In einem Workshop führte er vor, wie man Zitronenschalen konservieren und später als Zutat für Salate bzw. Gerichte verwenden kann. Für einen weiteren Fachvortrag konnte Magda Tumler vom BASIS-Team die Obfrau von „Zero Waste Austria“, Daniela Hinteregger, begrüßen. „Zero Waste Austria“ ist ein gemeinnütziger Verein mit einer klaren Vision: ressourcenschonender Umgang mit der Welt und innovative Lösungen, die gut für die Menschen und die Umwelt sind.
Wer kann was tun?
Zahlreiche, durchaus auch kritische Aspekte und Themen im Zusammenhang mit Lebensmittelverlusten und Lebensmittelverschwendung bei der Produktion und beim Transport sowie beim Handel und Konsum von Lebensmitteln wurden bei einer von Evi Keifl moderierten Podiumsdiskussion beleuchtet. Silke Raffeiner von der Verbraucherzentrale bestätigte, dass weltweit rund ein Drittel der erzeugten Lebensmittel weggeworfen wird. Daten für Südtirol geben es bislang keine, „erst jetzt hat das Amt für Abfallbewirtschaftung in Zusammenarbeit mit Universität für Bodenkultur Wien mit einer Erhebung begonnen.“ Ulrich Gamper (Bioland Südtirol und Biokistl) sagte, dass beim Biokistl „fast nichts weggeworfen wird“. Für Obst und Gemüse geringerer Qualität gebe es eigene Abnehmer. Tjorven Bertolatus aus Bozen stellte die neue Initiative „Food Sharing Südtirol“ vor. Das Ziel der internationalen Plattform „Food Sharing“, die Betriebe und Konsumenten zusammenbringt, ist es, die Verschwendung von genießbaren Lebensmitteln einzuschränken. Bertolatus: „Wir retten Lebensmittel.“ Eingetragene Mitglieder können Lebensmittel abholen oder vorbeibringen. Florian Rizzi, CEO der Rizzi Group GmbH, eines international tätigen Großunternehmens im Handel und der Produktion von Obst und Gemüse, sieht eine der Stellschrauben für die Einschränkung der Lebensmittelverschwendung in der Planung. Eine gut durchdachte Planung sei in Unternehmen ebenso wichtig wie in den Haushalten. Günther Wallnöfer zeigte auf, was auf seinem Hof „Hoamisch“ in Laatsch unternommen wird, um die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu vermeiden. Um zum Beispiel Gemüse zweiter Qualität nicht auf dem Acker verrotten zu lassen, wird es an Freilandschweine verfüttert, die wiederum an einen Hotelbetrieb verkauft werden.
„Vor der eigenen Haustür kehren“
Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer darin, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher ein sehr wichtiges Glied in der Kette sind. „Es ist daher angebracht, dass alle vor ihrer eigenen Haustür kehren“, meinte Evi Keifl. Mit praktischen Tipps, wie man überschüssige Lebensmittel vermeiden kann, wartete Silke Raffeiner auf, die außerdem den Ratgeber „Mit Resten zum Besten“ der Verbraucherzentrale vorstellte. Zum Programm der heurigen Auflage des Formates „A gmahnte Wies?“ gehörten auch Verkaufs- und Verkostungsstände von Bauern, Bäuerinnen, Genossenschaften und Produzenten aus dem Vinschgau und darüber hinaus, Info-Stände von Bioland (BioMobil Südtirol) und des NOI Techpark (Kitchen Lab), ein besonderer Aperitif von „Brout&Klea“, Musik mit der Band „The Flatmates“ (Robin Diana, Noah Thanei und Marco Telfser) sowie die Vorführung des Films „Tian - Generation Farmfluencer“.