Nichts tun
Wer über längere Zeit nicht arbeitet, „nur“ zu Hause ist und keinen Finger rührt, bekommt über kurz oder lang mindestens zwei Probleme. Das erste wächst in ihm selbst. Es ist das Gewissen, das ihn plagt. Er fühlt sich schuldig, weil er all dem, was ihm in Familie, Schule, Kirche und Beruf eingebläut wurde und was er sich selbst zur Lebensmaxime gemacht hat, sprich das ständige Arbeiten, nicht mehr gerecht wird. Die Schuldgefühle mögen zwar nicht so weit gehen, dass er fürchtet, in die Hölle zu kommen, aber sie sind da, die unguten Gefühle. Mit Gewalt ausreißen lassen sich die Früchte früher Einsaaten nicht, vor allem nicht jene der Kinderjahre. Dem zweiten Problem begegnet er auf der Straße und überall dort, wo ihn andere Leute sehen und beobachten. Auch wenn sie kein Wort sagen, sprechen viele mit den Augen: „Das darf doch nicht sein, so jung und gesund und einfach nichts tun. Wir müssen den ganzen Tag arbeiten und du liegst auf der faulen Haut.“ Nur zum Arbeiten ist der Mensch nicht geboren. Natürlich muss er schauen, dass er durch eine Arbeit – welcher Art auch immer – einen Platz in der Gesellschaft findet und sich und die Seinen ernähren kann. Gefährlich wird es aber, wenn die Arbeit zum Selbstzweck ausartet und das Leben auf der Strecke bleibt. Glücklich dürfen sich jene schätzen, die ihre Arbeit gerne tun. Das ist leider nicht bei allen der Fall. Manchmal nichts tun tut auf jeden Fall allen gut. redaktion@dervinschger.it