Carmen Tartarotti bei der Preisverleihung; Foto: Markus Nass

Carmen Tartarotti ist Hessische Filmpreisträgerin

Publiziert in 39 / 2009 - Erschienen am 4. November 2009
Meran/Frankfurt/Latsch – Die Begründung der Jury fand sie wunderbar, kommentiert die Latscherin Carmen Tartarotti den ihr am 16. Oktober in der Alten Oper in Frankfurt verliehenen Hessischen Filmpreis für Dokumentarfilm. Neben all dem Glamour, der diese Preisverleihung umgebe, „habe ich mich gefreut, dass im Hintergrund sehr seriös argumentiert wurde.“ Die Stärke und Schönheit ihres 2008 entstandenen Films „Das Schreiben und das Schweigen“ fasste die Jury (Horst Peter Koll, Filmkritiker, Chefredakteur „Filmdienst“, Maren Kroymann, Schauspielerin, Kabarettistin, Sängerin, Rolf Schübel, Regisseur und Produzent sowie Maria Wismeth, Geschäfts­führerin der Hessischen Filmförderung) folgendermaßen zusammen: „Ein magischer Film über Friederike Mayröckers wundersame Schreibwelt – wie geht das? Vor allem, wenn die mittlerweile 84-jährige Schriftstellerin eigentlich gar nicht sprechen mag? Aus ihrem vorgeblichen Schweigen und ihrem manischen Schreiben destilliert Carmen Tartarotti mit unendlicher Geduld und viel Einfühlungsvermögen ein Meisterwerk, das sich ganz in den Dienst Friederike ­Mayröckers stellt und doch von ganz eigener Ausstrahlung ist. Ein Film über das fragile Verhältnis von Lebenswirklichkeit und Poesie: Behutsam taucht er ins berühmte Zimmer der Mayröcker ein, das Schreibzimmer, den Träumerplatz voller Manuskripte, Skizzen und Fundstücke. Die Intimität des Schreiborts wird zum Programm der filmischen Annäherung: Alles Geschaute wird Material – nicht für eine Interpretation, sondern, wie Carmen Tartarotti treffend sagt, für ‚ein Festhalten der ­Zwischentöne in der Stimme, ein leises Lachen, einen schweren Atem, lange Pausen, ein Infragestellen, das Nachklingen der Stille’. Ein Film als Zusammendenken des Unzusammenhängenden, ein sensitives und sensibles As­soziationswunder, das der Kunst Friederike Mayröckers ein ­filmisches Äquivalent entgegen hält“. Wie auch der zweite Dokumentarfilm-Preisträger, Klaus Stern mit „Henners Traum: Das größte Tourismusprojekt Europas“ erhält die Siegerin einen Preis von 32.500 Euro: „Für die Finanzierung des Filmes musste ich Schulden machen, der Preis stopft also finanzielle Löcher, ich kann wieder aufatmen und mich dem nächsten Projekt widmen.“ Innerhalb der nächsten zwei Jahre ist mit einem nicht-kommerziellen Film, der in Südtirol spielt, zu rechnen.
Katharina Hohenstein

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