„Das Dreiländerschießen als gemeinsamer Nenner“
Freundschaftspflege mit Vorderlader in Eutin, mit Kleinkaliber in Sonthofen, mit der Armbrust in Kastelbell.
Kastelbell - Das Reich eines „Dreiländerkönigs“ erstreckt sich wie in der älteren Version der deutschen Nationalhymne „von der Etsch bis an den Belt“, genauer gesagt von Kastelbell an der jungen Etsch bis zur 1.400 km von Kastelbell entfernten Rosen-Stadt Eutin im Osten von Schleswig-Holstein. Sonthofen im bayerischen Allgäu liegt zwar nicht auf halber Strecke, ist aber seit dem 20. Mai 2023 durch die Sportleiterin der „königlich privilegierten Schützengesellschaft 1500“ zum Reichsmittelpunkt aufgestiegen. Anneliese Gallwitz hat nach 22 Jahren das scheinbar eherne Gesetz durchbrochen, nur Männer sind fähig, mit der Armbrust Dreiländerkönige zu werden. Im kleinsten Land, in Kastelbell, hat sie den besten „Zehner“ vorgelegt und symbolisch den Rumpf des Adlers getroffen. Doch der Reihe nach. Der Ehrenoffizier der Schützengilde Peter Möller aus Eutin, Jahrgang 1943, und der langjährige Hauptmann der Schützenkompanie Kastelbell, Luis Pixner, Jahrgang 1946, rekonstruierten das Entstehen einer besonderen Freundschaft seit 1978. Damals war die Musikkapelle Kastelbell unter Kapellmeister Herbert Tscholl von der Stadtkapelle Sonthofen eingeladen worden, gemeinsam zum Schützenfest nach Eutin im nördlichsten, deutschen Bundesland zu fahren. Mit ihrer farbenfrohen Burggräfler Tracht und ihrer schneidigen Musik gewannen sie die Herzen der gemächlichen Norddeutschen. Als dann Andreas Mitterer aus Kastelbell sogar bester Schütze mit dem historischen Vorderlader wurde, waren die Würfel gefallen und das Dreiländer-Treffen wurde Tradition. Auch den 2. Durchgang 1980 in Sonthofen sicherte sich mit Engelhard Raffeiner ein Kastelbeller, diesmal mit dem Kleinkalibergewehr. Kastelbeller Dreiländerkönige wurden weiters Oskar Telfser, 1988, Anton Linser, 1994 und Benjamin Pixner, 2011, immer in Eutin. Nur ein einziges Mal war es Andreas Schatzer 2009 gelungen, auf heimatlichem Boden den Titel Dreiländerkönig mit der Armbrust zu erringen. Die 22. Ausgabe 2023 wurde dann zum Paukenschlag: Hauptmann Dietmar Pixner überreichte die Erinnerungs- und Festscheibe der siegreichen Sonthofener Sportleiterin Anneliese Gallwitz. Es war der Höhepunkt eines dreitägigen, stimmungsvollen Schützenfestes auf dem Kastelbeller Dorfplatz mit Empfang der Gäste in der Turnhalle bei „Ziachorglmusi“ von Daniel Jennewein und Thomas Platter, mit dem Austausch von Geschenken und tiefgründigen Grußworten von Bürgermeister Gustav Tappeiner und Kulturreferentin Monika Rechenmacher. Der Bürgermeister erinnerte dabei an das Eutiner Rosenbeet vor dem Kastelbeller Rathaus. Er nannte die 45-jährige Freundschaft trotz des Generationswechsels eine Besonderheit und überreichte zusammen mit der Kulturreferentin das inhaltsschwere Kastelbeller Dorfbuch. Sonthofens 1. Schützenmeister Georg Fontain marschierte mit einem Laib Käse auf, Eutins „wortführender Vorsteher“ Thorsten Nagel verabreichte ein Schnäpschen mit dem Trinkspruch „nicht lange schnacken, Kopf in den Nacken“. Das nächste Dreiländerschießen findet 2024 in Eutin statt.