Annamaria Gapp und Michael Ganthaler präsentierten die Bernardin-Astfäller-Wand.
Zahlreiche Gäste waren mit dabei.
Experte Elia Guariento (3. von rechts) teilte sein Wissen über Schmetterlinge.
Michael Schaller, Monika Gruber und Norma Schaller sorgten für Unterhaltung.

Der vergessene Naturnser 

Eine Wand im Naturparkhaus Texelgruppe und ein besonderer Abend erinnern an Bernardin Astfäller.

Publiziert in 20 / 2025 - Erschienen am 4. November 2025

Naturns - „Wir haben eingeladen, um an einen vergessenen Naturnser zu erinnern“, unterstrich Annamaria Gapp, die Leiterin des Naturparkhauses Texelgruppe in Naturns am 21. Oktober. Mit dem vergessenen Naturnser meinte sie Bernardin Astfäller (1879-1964), einen Schmetterlingsforscher aus dem Ort. Nach ihm ist auch der Platz in Kompatsch, dort wo das neue Naturparkhaus seit über zwei Jahren steht, benannt. „Viele Leute kommen ins Haus und fragen, wer Bernardin Astfäller ist“, so Gapp. Um über Astfäller aufzuklären, war auch die Idee einer Bernardin-Astfäller-Wand aufgetaucht. „Diese ist ab nun ein fester Bestandteil im Naturparkhaus. Sie soll informieren und kann gleichzeitig als Blickschutz, als Trennwand oder einfach als Blickfang genutzt werden“, erklärte Gapp. Schon vor einigen Jahren war die Idee, Bernardin Astfäller prominent ins Parkhaus zu bringen, geboren worden. Martin Kristanell, ein Urenkel von Bernardin Astfäller, war an die Gemeindeverwaltung um Referent Michael Ganthaler herangetreten. Vor zwei Jahren wurde die Idee einer solchen Wand konkret, Annamaria Gapp sowie Michael Schaller, ein weiterer Urenkel von Astfäller, hatten Informationen über den Schmetterlingsexperten zusammengetragen. Mit wissenschaftlicher Unterstützung von Petra Kranebitter vom Naturmuseum Südtirol wurden Texte gestaltet. Die „Gruppe Gut“, die auch für die im März eröffnete und noch bis Ende November zugängliche Sonderausstellung „Bye, bye butterfly“ verantwortlich zeichnete, kümmerte sich um die Umsetzung im Hinblick auf Design und Grafiken. „Passend zur Schmetterlingsausstellung sollte die Wand ins Naturparkhaus kommen“, so Ganthaler. 

Benannt nach Astfäller 

Auf der Trennwand können die Besucher/innen u. a. erfahren, dass eine Schmetterlingsart nach dem Naturnser benannt ist, und zwar die „Antitype astfaelleri“. Diesen Eulenfalter hatte Bernardin Astfäller in Schnals entdeckt. Zunächst galt er sogar als eine völlig eigene Art, mit deren wissenschaftlicher Benennung 1925 der Naturnser Entdecker geehrt wurde. Später stellte sich heraus, dass „Antitype astfaelleri“ eine Unterart von „Antitype suda“ ist. Dieser Eulenfalter liebt die Wärme und ist im Nahen und Mittleren Osten sowie im östlichen Mittelmeergebiet verbreitet. Auch wird an den Stellenwert Astfällers erinnert: So durfte er auch zu Kriegszeiten, als Verdunkelungspflicht herrschte, mit seinen Lampen ausrücken, um Nachtfalter anzulocken. Solche Ausnahmegenehmigungen hatte er seiner Arbeit zu verdanken. Entomologe Elia Guariento, Forscher an der EURAC in Bozen, wies darauf hin, dass es leider kaum Publikationen von Bernardin Astfäller gab. Er sei daher weniger Forscher, sondern mehr Naturkundler und Sammler gewesen. „Ein Mann, der die gleiche Begeisterung vor 100 Jahren hatte wie ich heute“, so Guariento. Astfäller habe in Naturns damals sehr gute Bedingungen für seine Leidenschaft vorgefunden, die Lage sei optimal gewesen, es habe eine große Vielfalt gegeben. Dies sei heute leider nicht mehr so der Fall. 

Anekdoten und Lieder 

Michael Schaller und seine Schwester Norma Schaller erinnerten im Rahmen der Veranstaltung mit Anekdoten an ihren Urgroßvater. Michael Schaller hatte 2020 mit den Recherchen zu seinem Uropa begonnen und unter anderem verschiedene Naturmuseen angeschrieben. Bernardin Astfäller sei für Entomologen in Tirol ein Begriff gewesen und habe als hervorragender Schmetterlingsforscher gegolten, habe aber nur wenig über seine Erkenntnisse geschrieben. „Norma und ich sind in seinem Haus aufgewachsen, ich selbst habe ihn noch vage in Erinnerung“, so Michael Schaller. Zuletzt habe Bernardin an Demenz gelitten. Norma Schaller erinnerte sich an eine Episode, in der ihr Uropa nicht mehr auffindbar war: „Ich war damals etwa acht Jahre alt. Alle waren in Panik. Dann sah man Licht oberhalb von Schloss Hochnaturns. Da war er oben und hat nach Faltern gesucht.“ Gemeinsam mit Michael Schallers Frau Monika Gruber spielten und sangen die Urenkel von Bernardin Astfäller passende Lieder aus dem Repertoire von Hermann Kristanell, dem Schwiegersohn des vergessenen Naturnsers. 

Michael Andres

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