Ein Tal voller Orgelklänge
Das Orgelkunstfestival wurde Grenzen überschreitend.
Mals/Kloster Marienberg - Es war ein Samstag, 12. Juli, und es war die Eröffnung des 33. Orgelkunstfestivals. Es erklang die höchstgelegene Orgel im höchstgelegenen Benediktinerstift Europas durch das Ensemble der Innsbrucker Hofmusik unter der Leitung von Marian Polin. Giovanni Antonio Rigatti (1613-1648) aus Venedig hatte die Ehre mit „Noctem Quietam 1646“. Fachleute sprachen von „barocker Klangpracht“. Den erkrankten Organisten Simone Vebber aus Trient - unter anderem mit dem „Trivium“ von Arvo Pärt (1976) - musste in der Maria Himmelfahrtskirche von Algund Lukas Ausserdorfer aus Innsbruck ersetzen. Mit Giacomo Puccinis „Intermezzo“ überschrieben die Programm-Ersteller den Auftritt von Manuel Tomadin aus Triest an der Sies-Orgel in der Pfarrkirche zum Hl. Ulrich in Stilfs. „Böhmen-Bayern-Tirol“ lautete der Titel einer musikalischen Reise an der Orgel mit Nikita Gasser in der Pfarrkirche zum Heiligen Geist in Lichtenberg. Keine Kirche, sondern die Churburg in Schluderns war der Schauplatz einer instrumentalen Besonderheit mit der „Baldachin-Orgel“ aus dem Jahre 1559. Es war zweifelsohne eine Besonderheit des 33. Orgelkunstfestivals – musikalisch und physisch, denn der Burgberg musste vor dem Musikgenuss erst überwunden werden. Mit Catalina Vicens legte eine gebürtige Chilenin Hand an ein Tiroler Musikinstrument aus der Spätrenaissance an. Die Dozentin für Cembalo-Forschung und derzeitige Doktorandin an der Universität Leiden war auch eine Kennerin der berühmten Baldachinorgel. Ein echter Höhepunkt des Festivals folgte am Tag darauf. Marian Polin und Lukas Punter hatten zum Wandelkonzert in Latsch geladen. Es war eine überraschende Ehrung und Erinnerung an den „Vater des Orgelfestivals“, an Dieter Oberdörfer aus Latsch, verstorben am 26. Juli 2021 in Meran. Fabio Rigali, Instrumentenbauer aus Gargazon, begann die musikalische „Wanderung durch Latsch“ mit dem Clavichord an der Nikolauskirche. Die nächste Station war die Spitalkirche zum Hl. Geist, wo Lukas Punter an der Jäger-Orgel Barock-Musik zum Besten gab. Den Abschluss des Wandelkonzertes vollzog Marian Polin mit dem Cembalo und mit Barock-Musik in der Kirche zu Unserer Lieben Frau auf dem Bichl. Das 33. Internationale Orgelfestival endete mit der „Festa Barocca“ des Barockorchesters „Al Rom“ und Orgelmusik mit Lukas Punter in der Reformierten Kirche von Santa Maria im schweizerischen Val Müstair. Lukas Punter, Kirchenmusiker auf Marienberg, fasste zusammen: „Wir waren alle positiv überrascht über so viel Zuspruch und Interesse an Orgelmusik.“