Blick von den Vallatscheshöfen (Stilfs, 1680 m) gegen Prader Berghöfe und den Vinschgau. Über die Stilfser und Lichtenberger Berghöfe wandern bedeutet, Landschaften, Gebäude, Arbeitsweisen und auch eine Sprache kennenlernen, so wie sie in der Enge und Steilheit der Fluren hier ursprünglich entstanden sind. An den Landschaften, die im Zeitenfluss von mehreren Generationen kreativ gestaltet wurden, immer an die Zukunft ausgerichtet, zur Sicherung des Überlebens, kann man die Existenzangst nachvollziehen.

Höfeweg

Publiziert in 22 / 2006 - Erschienen am 11. Oktober 2006
Wegbeschreibung Vom Weiler Gomagoi (1300 m) ausgehend erreichen wir zuerst über einen Forstweg, danach über einen Waldsteig nach 1 ½ Stunden Gehzeit den Fraggeshof auf 1650 m gelegen. So wie viele der vor uns liegenden Berghöfe wurde auch „Fragges“ von Hirten und Holzfällern sowie Almleuten als Winterstadel errichtet, bis daraus nach Zurodungen schließlich spätestens im 17 Jh. eine Dauersiedlung wurde. Von dort gelangen wir zum Weiler Platz, dessen früheste Erwähnung bereits in das 14. Jh. zurückreicht. Sehr urtümlich und trotz Erschließungsweg, dem wir nun entlang wandern, noch kaum von den Segnungen der Technik vereinnahmt, ist auch der Weiler „Vallatsches“ auf etwa 1680 m. An Steilheit kaum zu überbieten liegen sorgfältig gepflegte Wiesen, früher mit Steinmauern abgestützte Äcker. Nach dreistündiger Gehzeit steigt man nun wiederum über einen Waldweg ab auf 1520 m zum Weiler „Faslar“, wo wir sehr gut die Kleinstparzellierung der Felder und Fluren der Dorfgemeinschaft Stilfs überschauen können. Der Weg führt über weitere Höfe einem Waldpfad entlang zur Schartalm, ehe nun der stetige Abstieg in etwa 2 Stunden nach Lichtenberg, über verschiedene mittelalterliche Rodungsflächen, zur Schlossruine, dem Ende dieses Weges, erfolgt. Legendenhafte Wahrheit Der sogenannte „Stilfser Mäuseprozess in Glurns“ im Jahre 1519 erregte großes Aufsehen im oberen Vinschgau. Da er schriftlich überliefert und amtlich dokumentiert ist, klingt das an und für sich legendenhafte dennoch echt. Die Tiere wurden angeklagt, erheblichen Schaden, in Feldern und Fluren anzurichten und so die Flächen zu zerstören und die Erträge erheblich zu mindern. Im Prozessakt heißt es: „... es soll ihnen auch bei solchen Abgang ein frey sicher Geleit vor iren Frieden erteilt, es sein Hund, Katzen oder andere ihre Feind: er sey auch in Hoffnung, wenn eine Schwangere wäre, daß derselben Ziel und Tag gegeben werde, daß ir Frucht fürbringen und als dann auch damit abziehen mög.“ Ein Gerichtsprozess der Bewohner eines Ortes gegen schädliche Tiere war für die mittelalterliche Welt jedoch nichts Außergewöhnliches. In einer vorwiegend bäuerlich geprägten Gesellschaft hatten Tiere einen anderen Stellenwert, als es heute der Fall ist. Was den Ausgang des Rechtsstreites betrifft, so ist die mündliche Überlieferung wohl etwas verzerrt, wenn es heißt, dass die Tiere in den Spondiniger Leiten angesiedelt werden sollten und dafür eine Brücke über die Etsch errichtet worden sein soll. (gerd Fotos: Archiv Gerd Klaus Pinggera) Technische Daten: Anfahrt: nach Prad am Stilfserjoch/ Lichtenberg, Gomagoi oder Stilfs mit Linienbus oder eigenem Pkw Ausgangspunkt: Gomagoi oder Ruine Lichtenberg Wegverlauf: Gomagoi – Lausboden - Platzer Mühle – Fraggeshof – Weiler Platz – Forststraße nach Vallatsches – Faslar –Schartalm - Egghof – Wallnöfhof – Larchhof – Schlossruine Lichtenberg Höhenunterschied: von Gomagoi etwa 9i00 m Aufstieg, etwa 400 m Abstieg Gehzeit: pro Etappe etwa 5 Stunden. Schwierigkeit: meist einfache Wanderpfade, auch für Kinder leicht begehbar Beste Zeit: Mai – November, da zumeist in Schattenhängen Schnee liegt Stützpunkte: Fraggeshof – Vallatscheshof Dorf Stilfs – Lichtenberger Höfe Tipp: Es empfiehtl sich die Wanderung in zwei Etappen durchzuführen Karten: Tabaccho Nr. 8, Freitag & Berndt Nr. S 6, Kompass Nr. 72, Mapgrafic Nr. 4
Gerd Klaus Pinggera

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