Im Bild (von links): Hedwig Fijen, International Foundation Manifesta (President), Andreas Hapkemeyer sowie drei der Kuratoren (Hila Peleg, Adam Budak, Anselm Franke); Fotos: Manifesta 7 - Press Office

Keine Bilder an der Wand

Publiziert in 40 / 2007 - Erschienen am 14. November 2007
Von Juli bis November 2008 findet die einzig wandernde Biennale weltweit – die Manifesta - in Südtirol und im Trentino an verschiedenen Orten statt. Ist mehr Kunst und Kultur-Tourismus auch für andere Südtiroler Gebiete zu erwarten? Im Gespräch mit dem Koordinator der Manifesta für Südtirol, dem Ex-Direktor des Museums für Moderne und Zeitgnössische Kunst, Andreas Hapkemeyer. „Der Vinschger“: Herr Hapkemeyer, es ist vom zutiefst europäischen Geist der Manifesta die Rede. Könnten Sie das erklären? Andreas Hapkemeyer: Die Manifesta ist ja kurz nach dem Berliner Mauerfall ins Leben gerufen worden, Politiker und Kulturschaffende wollten eine Biennale, die auch eine Annäherung an den Osten schaffen würde. Dann wurde Holland als Haupsitz gefunden, ein kleines Land ohne Machtgelüste. Es war von Anfang an klar, dass es einen großen Anteil osteuropäischer Künstler geben sollte. Die Manifesta stellt also Zeitgenössische, vor allem Europäische Kunst vor, auch von noch unbekannten Künstlern. Wer von den Südtiroler Künstlern wird mit dabei sein wird, können Sie diese schon nennen? Andreas Hapkemeyer: Es gibt Gespräche mit Südtiroler Künstlern, Mitte Dezember werden die Künstlerlisten vorgestellt, das werden wir allerdings nicht öffentlich machen, denn die Entscheidung treffen die Kuratoren. Wir haben einige Künstlervereinigungen angeschrieben, den Künstlerbund besipielsweise, aber auch einzelne Künstler. Jeder der Manifesta-Kuratoren hat einen gewissen Zugang, einen gewissen Typus, oft auch ein bestimmtes Thema. Die Südtiroler Standorte sind die Franzensfeste und das Ex-Alumix-Gebäude in Bozen. Inwiefern profitieren andere Orte, wie der Vinschgau oder das Burggrafenamt von der Manifesta? Andreas Hapkemeyer: Im Mai 2008 wird das Museion eröffnet, zwei Monate später wird die Manifesta das europäische Interesse der Kunstwelt nach Südtirol richten. Das Trentino und Südtirol sind attraktive Gegenden. Es wäre ein Wunsch, dass die Manifesta-Besucher nicht nur für die Manifesta anreisen, sondern aufgrund der Schönheit der Landschaft länger blieben, oder sich für historische Kulturgüter interessierten, sich also Kloster Marienberg oder die Churburg anschauen würden. Das muss kommuniziert werden. Es ist eine Webseite in Arbeit, wo logistische Daten für Anreisende zur Orientierung angeboten werden, aber auch weitere Verknüpfungen mit den Attraktionen Südtirols. Das Zusammenarbeiten mit anderen Kulturschafffenden oder Strukturen aus Südtirol, gibt es da konkrete Beispiele? Andreas Hapkemeyer: Mit Hedwig Fijen, der Direktorin der International Foundation Manifesta (IFM – Amsterdam) waren wir auch an verschiedenen Orten in Südtirol. Es soll nicht so sein, dass die Manifesta wie ein UFO heineinfliegt und dann wieder herausfliegt. Herta Torggler von Kunst Meran im Haus der Sparkasse beispielsweise war immer wieder bei Treffen dabei. Wir wollen auch die Leute von TransArt, verschiedene Galerien informieren, damit diese Strukturen dann eigenständig – zu Zeiten der Manifesta – parallel Veranstaltungen organisieren. Es soll ein Faltblatt geben, an denen die Manifesta-Standorte, aber eben auch andere kulturell-aktive Standorte aufgelistet sind. Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Andreas Hapkemeyer: Die Manifesta bekommt von beiden Ländern, dem Trentino und Südtirol, insgesamt 2,8 Millionen Euro, eine Million muss sie selbst generieren. Wieviele Künstler aus wie vielen Ländern sind zu erwarten? Was darf man sich unter dem Programm vorstellen? Andreas Hapkemeyer: Rund 100 Künstler aus allen europäischen Ländern, aber auch Vertreter anderer Kontinente werden dabei sein, so kommt ein bunter Mix zustande. Die indische Künstlergruppe wird vor allem im Ex-Alumix-Gebäude arbeiten. Sie haben sich sehr gut vorbereitet und wissen viel von der Geschichte Südtirols, aber auch, was es mit dem Gebäude, in dem sie arbeiten, auf sich hat. Man könnte sich vorstellen, eine kleine Geschichte Südtirols zu sehen. Man darf sich bei dieser Manifesta nicht Bilder an der Wand oder Skulpturen im Raum vorstellen: Sie könnte akustisch sein, digitale Bilder zeigen, verbunden mit Philosophie und Dichtung. Wer bereit ist, sich von gängigen Traditionen der Kunst zu lösen, wer mit diesem Geist die Manifesta besucht, der kann viel Interessantes herausholen. Also ist die Kunst der Manifesta durchaus eine gesellschaftspolitsche Kunst? Andreas Hapkemeyer: Die Manifesta ist immer interessiert an Gesellschaftspolitik. Ich denke, wenn Kunst gelingt, hat sie viel mit den Menschen zu tun. Oft spüren die Künstler, was anderen noch nicht so klar ist. Interview: Katharina Hohenstein Hapkemeyer im ­Bildungshaus Schloss Goldrain Andreas Hapkemeyer, Koordinator der Manifesta 7, erteilt in einem Vortrag am Dienstag, 20. November um 20 Uhr im Bildungshaus Schloss Goldrain Informationen zur Manifesta im Allgemeinen und zur Manifesta 7 im Besonderen: über deren zutiefst europäischen Geist, über die Kuratoren, die Standorte und mögliche Themen. Geplant ist eine Powerpoint-Präsentation mit anschließendem Gespräch.
Katharina Hohenstein

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