„Klaubauf“

Publiziert in 43 / 2011 - Erschienen am 30. November 2011
Der Ausdruck in der Titelzeile passt sowohl zum Abschlussfest nach der Apfelernte, als auch zum Krampus. Bleiben wir schon aus Gründen der Aktualität bei der zweiten Bedeutung. Das Brauchtum rund um den Nikolaus ist im Vinschgau sehr reichhaltig, zum Beispiel in Stilfs, Langtaufers und Mals, um nur drei Orte zu nennen. Der Krampus tritt – im Unterschied zu dem bei uns nicht gebräuchlichen Knecht Ruprecht – meist in größeren Gruppen auf und gehört zum alpenländischen Adventsbrauchtum mit langer Tradition. Einige Historiker, und damit werden sie nicht ganz falsch liegen, führen den Brauch auf heidnische Zeiten zurück, vielleicht sogar keltischen Ursprungs. Wer zwischen lautes Schreien, Kettenrasseln und Schellenläuten gerät, kann sich durchaus in lang vergangene, finstere Zeiten zurückversetzt fühlen. Noch ein anderer Gedanke: „Daß man für uns den heiligen Niklas oder, besser, den mit dem heiligen Niklas wandernden »Klaubau« als Furchtmittel bei der Erziehung angewendet, will ich nicht allseitig loben. Aber eine Erziehung ohne Furchtmittel gibt es nicht, und gewiß gibt es kein besseres Betragen vor Gott sich verantwortlich zu machen!“, schreibt der Geistliche Lorenz Leitgeb vor etwa 100 Jahren. Man stelle sich vor, welche Reaktionen ­diese Aussage – heute als Leserbrief in einer lokalen Tageszeitung veröffentlicht – auslösen würde. Verbitterte Befürworter auf der einen Seite, grenzenlos aufgeklärt Scheinende auf der anderen. An einer echten, respektvollen und konsensorientierten Diskussion sind beide Lager nicht interessiert. Das riecht nach Arbeit für den ­Klaubauf! z
Christian Zelger

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