Sona MacDonald und Nikolaus Okonkwo in den Hauptrollen. Am Schlagzeug Jörg Haberl, am Kontrabass Klaus Telfser.

Kontraste im Kulturhaus

Publiziert in 16 / 2018 - Erschienen am 2. Mai 2018

Schlanders - „Nigger, Nigger, Nigger - bis Nigger nichts mehr bedeutet“. Diese Methode, Rassisten Wind aus den Segeln zu nehmen, könnte durchaus von der Jazz-Legende Eleanor Harris alias Billie Holiday stammen. Was wirklich dahinter steckt, wusste man erst nach ihrem Tod im Krankenhaus als Gefangene des Drogendezernats. Fast 60 Jahre später  legten Torsten Fischer und Herbert Schäfer mit ihrer Inszenierung „Blue Moon“ den Finger schmerzhaft in die Rassenhass-Wunde. Die ist dabei, wieder aufzubrechen, oder ist schon aufgebrochen. Nicht nur in den Vereinigten Staaten. Diesmal dem Südtiroler Kulturinstitut sei Dank, dass zum 2. Mal großes Theater nach Schlanders gekommen ist. Daraus wurde ein Kontrastprogramm zum Aufrütteln. Nach der Heimat-Klischee-Parade des „Weißen Rössl“ war „Blue Moon“ als „Hommage an die Jazz-Ikone Billie Holiday“ ein Blick auf das erbarmungslose Drogenmileu. Eindrucksvoll auch für die, die weniger wegen der afroamerikanischen Musikrichtung Jazz ins Kulturhaus gekommen waren. Eines hat „Blue Moon“ mit der Wienerin Sona MacDonald und Nikolaus Okonkwo aus Hannover auf jeden Fall geweckt: Das Gefühl, eine schauspielerische Leistung der Extraklasse erlebt zu haben. Wenn man dann - eher zufällig - unter den großartigen Musikern mit Klaus Telfser am Kontrabass einen Schlanderser ausmacht, ist das Theater-Erlebnis im Nachhinein umso vertrauter. 

Günther Schöpf

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