Dieses Foto der Bomber-Notlandung am 20. April 1945 in Göflan hat Heini Frei vor 25 Jahren auf der Plattform eBay ersteigert.
Kurt Tappeiner und Christine Kaaserer enthüllen die Erinnerungstafel
Die Verwandten bzw. Angehörigen des Besatzungsmitgliedes Jack Bartman
. Bartmann hatte sich zwar mit dem Fallschirm gerettet, wurde aber noch am Tag der Bomber-Notlandung erschossen.
Der 16-köpigen Gruppe aus den USA gehörten auch Ansley Brett (Bild links) an, Enkelin des Crew-Mitgliedes Eddie Farrell (
Crew-Mitglied Eddie Farrel
Frank, Tim und Patrica (Bild rechts), die drei Kinder von Eddy.
Manfred Haringer informierte die Gäste ausführlich über die Bomber-Notlandung.
Zum Abschluss lud er sie zu einem Besuch seines Hofmuseums in Morter ein.
Gruppenbild vor der Tafel.
Umtrunk in der Nähe der Absturzstelle
Unterschriften als Erinnerung.

„Sind wir hier in der Schweiz?“

Gedenktafel erinnert an Notlandung eines US-Bombers in Göflan vor 80 Jahren. Nachfahren der Besatzung aus den USA zu Gast.

Publiziert in 22 / 2025 - Erschienen am 1. Dezember 2025

Göflan - „Sind wir hier in der Schweiz?“ Das waren angeblich die ersten Worte des Navigators Manton A. Nations nach der Notlandung eines US-Bombers des Typs Boeing B-17G am 20. April 1945 beim „Koflerhof“ in Göflan. Mit an Bord war auch der Pilot Eugene T. Bissinger. Die übrigen 8 Mitglieder der 10-köpfigen Besatzung des 4-motorigen Bombers waren vorab im Gebiet rund um Proveis am Nonsberg bzw. im Nonstal mit Fallschirmen abgesprungen. Einer davon, der damals 20-jährige Jack Bartman, wurde noch am Tag der Notlandung in der Gegend von Gfrill unterhalb des Gampenpasses erschossen. Jack Bartman hatte 3 Brüder, die den Zweiten Weltkrieg überlebten. 9 Nachfahren bzw. Verwandte der 3 Brüder sowie Angehörige weiterer Crew-Mitglieder hielten sich am 17. November in Göflan auf, wo Manfred Haringer die Gäste aus den USA mit Hilfe der Dolmetscherin Federica Tanchis aus Latsch und des Dolmetschers Martin Trafoier aus Kortsch in die genauen Geschehnisse rund um die Notlandung des Bombers einführte.

Spurensuche seit 20 Jahren 

Haringer hatte sich schon vor rund 20 Jahren auf die Spurensuche in Bezug auf die Notlandung begeben. Auch in Proveis und in Gemeinden des Nonstals im Trentino war er unterwegs, um mit Zeitzeugen zu sprechen und Nachforschungen anzustellen. Auch Gäste aus dem Nonstal waren in Göflan mit dabei, unter ihnen auch Fausto Garbato, der der Gruppe aus den USA am 15. November in Marcena in der Nonstaler Gemeinde Rumo sein Buch „Rùmeri - Omaggio al paese ed ai cittadini di Rumo chiamati alle armi durante la Seconda Guerra Mondiale“ vorgestellt hatte. Im Buch wird auch auf die Crew-Mitglieder eingegangen, die am 20. April mit Fallschirmen abgesprungen sind. Wie Haringer der Gruppe aus den USA im Zuge einer Führung erklärte, sei der Bomber, der zusammen mit einer US-Bomberformation einen Einsatz im Gebiet von Franzensfeste und am Brenner flog, von einer Flugabwehrkanone getroffen worden. Der Bomber hatte um 11.45 Uhr aus einer Höhe von ca. 8.000 Metern seine Bomben auf den Rangierbahnhof von Franzesfeste abgeworfen und große Vernichtung angerichtet, was ja auch seine Mission war. Nachdem er getroffen worden war, befand er sich gegen Mittag mit abgeschalteten Motoren vom Tarscher Joch kommend im Gleitflug, als es auf einer Wiese beim „Koflerhof“ zur Bruchlandung kam. Laut Haringer wollte der Bomber die neutrale Schweiz erreichen. Dank eines drastischen Wendemanövers sei es dem Piloten Eugene T. Bissinger gelungen, „das Dorf Göflan vor einer Katastrophe zu bewahren und den Bomber ohne Menschenverluste zu Boden zu bringen.“

Gedenktafel auf Flügelblech

Zu den Höhepunkten des Besuchs der Gäste aus den USA – der Großteil stammte aus New York und Umgebung – gehörte die Enthüllung einer Gedenktafel bei der Absturzstelle des Bombers. Die Infotafel wurde auf einem Stück Flügelblech des Bombers angenietet. Sie erinnert an den Piloten und Navigator, die bei der Notlandung schwer verletzt wurden. Sie wurden vom Laaser Gemeindearzt Josef Gschgör erstversorgt und in das Krankenhaus nach Meran gebracht. Nach der Heilung kehrten sie in ihre Heimat zurück.

„Wie zerbrechlich und wie wertvoll“

Wie schon Manfred Haringer hoben bei der Enthüllung der Gedenktafel auch die Schlanderses Bürgermeisterin Christine Kaaserer und der Göflaner Fraktions-Präsident Kurt Tappeiner den Wert der Erinnerungskultur und des Friedens hervor. „Diese Tafel soll nicht nur an ein historisches Ereignis erinnern. Sie soll uns daran erinnern, wie zerbrechlich Frieden ist, und wie wertvoll“, so Kaaserer. Die Bürgermeisterin dankte Manfred Haringer für seine Recherchearbeit, der Fraktionsverwaltung von Göflan für die Mitarbeit und nicht zuletzt den Angehörigen aus den USA: „Ihre Reise zeigt, dass die Verbindung unserer Geschichte über Generationen hinweg weiterlebt.“ Nicht zuletzt „möge uns die Erinnerungstafel daran erinnern, dass wir gemeinsam Verantwortung tragen für eine friedliche Welt ohne Krieg.“ Am Rande der Enthüllung übergab der Partschinser Chronist Heini Frei dem Geschichtsforscher Manfred Haringer das originale Foto, das nach der Bomber-Notlandung entstand und das Frei vor 25 Jahren auf der Plattform eBay ersteigert hatte. 

 Viele Erinnerung werden wach

Im Zuge der Tafel-Enthüllung und der Besichtigung der Absturzstelle wurden viele Erinnerungen an die Bomber-Notlandung wach, die sich laut der Bürgermeisterin „tief in das Gedächtnis von Göflan und darüber hinaus eingeprägt hat.“ Nicht wenige hatten sich nach der Notlandung daran gemacht, Bomberteile abzumontieren und mit nach Hause zu nehmen. Aus Wrackteilen entstanden zum Beispiel Balkonträger, 6 Gülle-Pansen und weitere Nutzgegenstände. Aus den extrem harten Rotorblättern wurden Pflugscharen geschmiedet. Das Radiogerät des Bombers wurde sogar in einen Radiosender umfunktioniert. Haringer: „Für mehrere Monate konnten im Raum Schlanders die Programme von ‚Radio Stilfser Joch‘ gehört werden.“ Mit der Abtragung und Beseitigung des Bombers war der Göflaner Schmied Rudolf Tappeiner beauftragt worden. Besichtigen konnten die Gäste auch den besonderen „Keller“ von Edith und Rudi Mair unterhalb der Kirche in Göflan. Bewohner aus Göflan hatten während des Zweiten Weltkrieges mühsam einen kleinen Luftschutzraum in den Hang gegraben. Heute fungiert er als privater Party-Keller. Nicht aus dem Staunen kam die Gruppe aus den USA, als sie Manfred Haringer zum Abschluss des Aufenthaltes durch sein privates Hofmuseum in Morter führte. Eines der Zimmer ist der Bomber-Notlandung gewidmet. Neben vielen originalen Relikten sind auch Schriften, Dokumente und Angaben zu den Besatzungsmietgliedern zu finden. Was die Erschießung von Jack Bartman betrifft, so gibt es laut Haringer mehrere Versionen. Welche davon die wahre sei, „ist bis heute unklar.“ Eine 99-jährige, vertrauenswürdige Lehrerin aus Mione habe ihm bestätigt, dass Bartman nach dem Absprung mit dem Fallschirm aufgegriffen wurde. Man habe ihn mit einem LKW-Fahrzeug der Wehrmacht in ein Gefangenenlager nach Meran bringen wollen, als Bartman bei Gfrill aus dem LKW gesprungen sei. „Das, was nachher passierte, konnte bis heute nicht genau nachgewiesen werden“, so Manfred Haringer. 

Josef Laner

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