Das Dorf bot die passende Kulisse für das Festival und war selbst Hauptdarsteller.
Vize-BM Samuel Marseiler (links) hielt bei der Festival-Eröffnung ein T-Shirt für den verstorbenen BM Franz Heinisch. Der Direktor des Landesamtes für Deutsche Kultur, Volkmar Klotz (rechts), unterstrich den Stellenwert der Veranstaltung.
Bei der Denkwerkstatt (v.l.): Manfred Schweigkofler, Sabine Cagol und Roger Pycha.
Videoinstallation von Christoph Grigoletti auf der Fassade der Pfarrkirche.
Der passionierte Stilfser Filmemacher Peter Grutsch präsentierte zwei Filme über sein Heimatdorf.
Auch die Stilfser Männersinggruppe zeigte ihr Können.
Verschiedene Performances wussten zu begeistern.
Künstler Alessio Nalesini.

Stilz war Hauptdarsteller

Die Identität des Bergdorfes und seiner Menschen stand im Mittelpunkt des „StilZ Festivals“.

Publiziert in 14 / 2025 - Erschienen am 28. Juli 2025

Stilfs - Beim ersten „StilZ Festival“ im Vorjahr ging es um das „Erbe“. Heuer lautete das Thema, darauf aufbauend, „Identität“. Dieses zog sich wie ein roter Faden durch das Festival, das vom 25. bis 27. Juli das Dorf in eine große Bühne verwandelte. Festival-Kurator war erneut Manfred Schweigkofler. „Bevor wir die Frage nach der Zukunft stellen, müssen wir uns klarwerden, woher wir kommen und wer wir sind“, erklärte Schweigkofler. An zahlreichen Plätzen im ganzen Dorf standen Veranstaltungen auf dem Programm. „Das Festival soll eine Inspirationsquelle sein, die Gäste sollen durch das Dorf gehen und seine Gassen und Winkel entdecken. Das Dorf ist der Hauptdarsteller“, betonte der Bozner Kulturmanager. In erster Linie sei es ein Festival „von Stilzern für Stilzer“. Detail am Rande: Die Stilfserinnen und Stilfser nennen ihr Dorf nicht Stilfs, sondern „Stilz“. Das „Z“ in der Bezeichnung „StilZ Festival“ kommt daher nicht von ungefähr. Das Angebot reichte von künstlerischen Darbietungen und Performances über Gesang, Tanz, Ausstellungen, Musik, Video-Mapping und Filmvorführungen bis hin zu Workshops, Erzählwanderungen, Radtouren und vielem mehr. Auch kulinarische Köstlichkeiten durften nicht fehlen. Neben Protagonistinnen und Protagonisten aus Stilfs selbst waren auch prominente Gäste dabei: die Kabarettisten Thomas Hochkofler und Karin Verdorfer, die mit scharfem Humor Beziehungsfragen beleuchteten, Influencer „Buono“, der sich auf Spurensuche durchs Dorf begab, sowie zahlreiche weitere Künstlerinnen und Künstler. Auch die Kulissen sorgten für Staunen. So verwandelte die Videoinstallation von Christoph Grigoletti die Fassade der Pfarrkirche in ein leuchtendes Kunstwerk. Musikalisch begeisterte „Heimkehrer“ Dominik Plangger gemeinsam mit seiner Frau Claudia Fenzl. Der Stilfser Singer-Songwriter lebt seit vielen Jahren in Neusiedl am See im Burgenland und veröffentlichte 2024 sein siebtes Album „Limes“. Das traditions-
reiche Pfeiferhaus, das seit 2023 von der Rittner Künstlerin Clara Mayr geführt wird, öffnete erneut seine Türen: Gemeinsam mit Sophie Makil stellte Mayr dort aus.

„Wer wir sind und was uns ausmacht“

„Letztes Jahr haben wir uns mit dem Erbe beschäftigt. Bevor man an die Zukunft denkt, sollte man sich fragen, wo man eigentlich herkommt, was einen stark gemacht hat und welche Ressourcen vorhanden sind“, erklärte Schweigkofler gegenüber dem
der Vinschger. Dabei gehe es auch um die Geschichte der Arbeit unter schwierigen Bedingungen, um das, was die Vorfahren geleistet haben. „Heuer dreht sich alles um Identität – wer wir sind und was uns ausmacht. Wir haben zum Beispiel Schulkinder gefragt: Wer seid ihr? Was verbindet euch mit Stilfs?“ Ergänzend stellte Schweigkofler die Frage, was das Dorf im Tourismus sein wolle und wie Kunst dazu beitragen könne, ein Bewusstsein für diese Identität zu schaffen. „Viele kleine Beiträge passen genau zu diesem Thema, von Liedern bis zu performativen Installationen. Künstler wie Dominik Plangger sind weggegangen, kommen aber immer wieder gerne heim – auch das ist Teil unserer Identität.“

Denkwerkstatt: Resilienz und Zukunft

Vor der Eröffnung des Festivals hatte eine Denkwerkstatt stattgefunden, die sich mit Resilienz und Identität beschäftigte. Es ging u. a. um die Frage, wie ein Ort widerstandsfähig bleibe und dabei seinen Charakter bewahre. Fachlich begleitet wurde der Austausch von Psychologin und Psychotherapeutin Sabine Cagol und Roger Pycha, Primar für Psychiatrie am Krankenhaus Brixen. Pycha erklärte: „Resilienz bedeutet psychologisch gesehen die Fähigkeit, Krisen nicht nur zu überstehen, sondern gestärkt daraus hervorzugehen. Wer einmal eine Krise gemeistert hat, kann mit der nächsten besser umgehen.“ Cagol ergänzte: „Die Stilfserinnen und Stilfser haben Resilienz gewissermaßen im Blut. Sie leben seit Jahrhunderten mit harten Wintern und widrigen Bedingungen und schaffen trotzdem alles.“ Beide lobten die Offenheit der Dorfbewohner/innen und betonten, wie bereichernd der Dialog mit den Einheimischen gewesen sei.

Viel Kultur und Bautätigkeit dank PNRR 

Beim „StilZ Festival“ handelt es sich um eine weitere große kulturelle Veranstaltung, die im Rahmen des PNRR-Projektes organisiert und finanziert werden konnte. Neben Investitionen in den Bereichen Wohnen und Infrastrukturen, Landschaft und Landwirtschaft sowie Handwerk und Tourismus wird mit einem Teil der 20 Millionen Euro, die aus dem „Nationalen Plan für Aufbau und Resilienz“ (PNRR) nach Stilfs fließen, auch der Bereich Kultur gefördert. Wie Daria Habicher, die Koordinatorin des PNRR-Projektes „Stilfs - Resilienz erzählen“, erklärte, gibt es derzeit 13 Infrastrukturprojekte. Die Arbeiten für die beiden größten Projekte, eine multifunktionale Gemeinschaftsstruktur und ein Mobilitätszentrum zur besseren Erreichbarkeit des Dorfes, laufen auf Hochtouren und sollen im Laufe des nächsten Jahres fertig sein. Diese zwei Projekte verschlingen insgesamt über die Hälfte der PNRR-Gelder, die Kosten pro Projekt belaufen sich nämlich jeweils auf rund 5,5 Millionen Euro. 

Michael Andres

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.