Die Kartäuser, Teil eines Ordens, die Fische Teil eines Schwarmes – und doch alle für sich.
Jede Vogelart hat individuelle Charakterzüge.
Foto: Frida Carazzato 
Die imaginären Atmungsorgane ähneln der menschlichen Lunge, den Fischkiemen oder einer Mischung aus beiden.
Bei der Eröffnung (v.l.): Kuratorin Lisa Mazza, Dietmar Rainer, Präsident des Kulturvereins Schnals, Vizebürgermeister Otto Rainer, Georg Kaser, Vizepräsident des Kulturvereins, Kulturreferent Benjamin Santer und Kuratorin Simone Mair.

„Unteroberwasser“ 

Kunst in der Kartause als bedeutende Plattform für Künstlerinnen und Künstler.

Publiziert in 14 / 2025 - Erschienen am 28. Juli 2025

Karthaus - Bereits seit 1987 verwandelt sich das ehemalige Kartäuserkloster „Allerengelberg“ in Karthaus im Schnalstal von Mitte Juli bis Ende August in eine Galerie, die die vielfältigen Ausdrucksformen zeitgenössischer Kunst erlebbar macht. Anlässlich der Biennale „Kunst in der Kartause“, veranstaltet vom Kulturverein Schnals, präsentiert BAU, das Institut für zeitgenössische Kunst und Ökologie, die Ausstellung „Unteroberwasser“. Der Fokus von BAU liegt auf Kunstprojekten, bei denen zeitgenössische Kunst auf Fragen unserer Gegenwart reagiert, Natur und Kultur verbunden gedacht werden und der Mensch mit seiner Umgebung in einem ökologischen Kreislauf verstanden wird. Nach der Gründung 2015 liegt die künstlerische Leitung seit 2017 bei den Kuratorinnen Lisa Mazza und Simone Mair (b-a-u.it).

Verblüffende Performance

Am 19. Juli fand – wetterbedingt etwas verschoben und in den Kreuzgang verlegt –
die Eröffnung der Ausstellung vor rund 200 Besucherinnen und Besuchern statt. Die Künstlerin Eva Kotàtkova bot eine unerwartete, verblüffende Performance dar; die Kuratorin Lisa Mazza verlas einen passenden Text dazu mit dem Titel „Ein von der Sonne geblendeter Fisch“. Kulturreferent Benjamin Santer, Dietmar Rainer, Präsident des Kulturvereins Schnals, sowie Vizepräsident Georg Kaser ließen in ihren Grußworten das Jubiläumsprogramm des Kulturvereins Revue passieren und spannten einen Bogen über die Veranstaltungen „700 Jahre Kartause Schnals“. Im Anschluss führten die beiden Kuratorinnen in die Ausstellung und die einzelnen Kunstwerke ein. Grußworte im Namen der Gemeinde überbrachte Vizebürgermeister Otto Rainer. Das anschließende Buffet wurde kurzerhand auf die Terrasse der Bar Grüner verlegt. 

Der Fisch am Berg

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die fünf Künstlerinnen Eva Kotátkovà, Martina Steckholzer, Linda Jasmin Mayer, Ingrid Hora und Caroline Profanter, deren Arbeiten vielfältige Perspektiven auf das Verhältnis Mensch und andere Lebewesen eröffnen. Der Fisch am Berg erinnert uns an die historische Bedeutung der Fischerei der Kartäuser und erzählt uns andererseits vom ökologischen Ungleichgewicht und dessen Folgen. Kartäuser aßen niemals Fleisch, dafür spielte Fisch eine große Rolle. Fischereirechte an der Etsch und am Haidersee waren garantiert. Mitten auf dem Dorfplatz an der Fassade des einst mit Leben gefüllten Gasthofs Weißes Kreuz zeigt die Künstlerin Martina Steckholzer einen Schwarm von Fischen. Sie sind in der Gruppe und doch ist jeder Fisch für sich allein. Der Titel des Werkes „Vische“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen, ein Wort, das zu Zeiten der Gründung des Kartäuserordens im 11. Jahrhundert üblich war für Fische. Inspiriert von der Landschaft und der Kulturgeschichte der Kartäuser realisierte die Künstlerin Eva Kotàtkovà einen begehbaren, gigantischen Fischkörper: einen kollektiven Körper, der ausgesetzt und eindrucksvoll auf der Wiese ruht. Eva Kotátkovà lädt alle ein, sich in die Perspektive anderer Lebewesen zu versetzen. Die Serie von Textilarbeiten im westlichen Teil des großen Kreuzganges besteht aus Zeichnungen auf Stoff, die durch Berührung erfahrbar sind. Die Vogel-Mensch Masken von Linda Jasmin Mayer sind Teil des Werkes „Dove fermarsi?“ Die Arbeit basiert auf einer Studie zum Verhalten von Zugvögeln und den individuellen Charakterzügen von unterschiedlichsten Vogelarten und verbindet ihre Geschichten mit den Herausforderungen von kultur- und grenzübergreifenden Migrationsbewegungen.

Wie fängt man eine Wolke?

Die Arbeit „Wie fängt man eine Wolke?“ ist ab August im südlichen Teil des Kreuzgangs zu sehen. Es handelt sich um eine kollektive Textilarbeit, die aus einem einwöchigen Workshop in Zusammenarbeit mit dem VKE Schnals hervorgeht. Mit einer Gruppe von fünfzehn Kindern im Alter von 6 bis 10 Jahren thematisiert die Künstlerin Ingrid Hora das ökologische Ungleichgewicht der Erde. Wie können wir der Wasserknappheit der Gegenwart und Zukunft entgegentreten? Die Fischschule im Innenhof des Klosters wird zum Experimentierfeld: marmorieren, sticken, Sonnendrucke realisieren – neue Wolkengeschichten werden geschaffen. Als weiteres Begleitprogramm sind zwei Führungen mit den Kuratorinnen am 2. August um 10 Uhr und am 30. August um 17 Uhr vorgesehen. Zur Finissage am 30. August findet von 11 bis 17 Uhr in Zusammenarbeit mit der Basis Schlanders ein Field-Recording-Workshop mit Caroline Profanter statt (Anmeldung: info@kulturverein-schnals.it) sowie eine Performance mit den Vogelwesen von Linda Jasmin Mayer. 

Ingeborg Rainalter Rechenmacher

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