Der Sachsenkönig Friedrich August III. im Vordergrund vor der Schaubachhütte im Jahre 1913. Die Begleiter sind vorwiegend einheimische Bergführer. Rechts neben dem König sehen wir seinen Flügeladjutanten.

Auf den Spuren des Sachsenkönigs zum Cevedale

Publiziert in 25 / 2009 - Erschienen am 1. Juli 2009
Sulden – Es gibt ein Foto des Sachsenkönigs vor der Schaubachhütte aus dem Jahre 1913, einst im Hotel Post in Sulden archiviert, worauf am Ende dieses Beitrages noch einmal Bezug genommen wird. War das etwa sein Aufbruch zum Cevedale? – so fragen wir uns heute. Dann hätte er wohl auch unter den Bedingungen einer für ihn angemessenen Steigfreudigkeit auf der Halleschen Hütte am Eisseepass Station machen müssen – und so war es auch, wie wir erst jetzt entdeckt haben! Im geretteten alten Hütten­buch findet sich mit Datum 30. 06. zum 1. 7. 1913 seine persönliche Eintragung mit authentischer Unterschrift und unter den Bemerkungen seines Flügeladjutanten der Hinweis, dass die Führung durch ­Peter Dangl erfolgte. Und über die Bergtour selbst lesen wir den bemerkenswerten Zusatz: „Besteigung des Cevedale bei herrlichem Wetter, trotzdem am Tage vorher ein sibirischer Schneesturm herrschte“. Überliefert war bisher eigentlich nur die Kurzinformation, dass der Monarch am 24. Juni 1913 als erster Tourist die renovierte zweite Dresdner Hütte (jetzt wieder Zufall- oder Nino-Corsi-Hütte) im Martelltal besuchte. Aber selbst an diesem Datum gibt es mit des Königs Unterschrift Besuchsnotizen im damals neu eingerichteten Dresdner Hüttenbuch, auf die durch Erwin Altstätter schon im Bergfex von 2002 mit Faksimile-Wiedergabe hingewiesen wurde. Im Halleschen Hüttenbuch findet sich mit gleichem Datum eine Besuchseintragung des Sachsenkönigs (aber ohne Übernachtung). Doch die Besteigung des Cevedale ist längst nicht alles, worüber dieses Hüttenbuch vom letzten friedlichen Wanderjahr vor dem 1. Weltkrieg informiert. Zur Vorbereitung für den könig­lichen Hüttenbesuch von 1913 zählte damals auch eine Revision der Rettungsuten­silien auf der Hütte, die der Bergführer Franz Angerer für den bevorstehenden Königsbesuch am 25. Juni 1913 vermerkt hat. Die sichtlich gehobene Stimmung eines wohl urigen Hüttenabends verführte ihn im Vorfrühling von 1913 zum Eintrag eines originellen Verses in das Besucherbuch „Zwoa Brettln u a gführiger Schnee döß is holt mei höchste Idè!“ Franz Angerer war nämlich im Sommer 1913 nicht zum ersten Mal auf der Eisseepass-Hütte, denn am 6. März haben sich vier erfahrene einheimische Männer eingetragen, die die erste Winterbesteigung der Königs­spitze versuchen wollten. Zusammen mit dem Geschäftsmann Zuegg aus Lana waren es die bekannten Suldener Bergführer Hans Sepp Reinstadler, der sich als Hotelier vom Gampenhof bezeichnet, ferner Sepp Pinggera, definiert als Bergführer und Logierhausbesitzer. Franz Angerer gibt dagegen an, „Bergführer sowie Postmeister und Hotelier vom Posthotel Sulden/Gertraud“ zu sein. Abschließend hat die kleine Expeditionsgruppe noch die Absicht angemerkt, den Abstieg von der Königsspitze über das Königsjoch gleich direkt zur Schaubachhütte vorzunehmen. Im Rahmen dieser Kurzinforma­tion kommen wir noch einmal auf die Zufallhütte zurück, denn der dort als der erste Gast nach aufwendiger Renovierung der Hütte schon im Juni empfangene Bergwanderer war auf Einladung der Alpenverein-Sektion Dresden der Sachsenkönig Friedrich August III. selbst, und wohl nicht nur, weil er deren Mitglied und späteres Ehrenmitglied war, schenkte er den Gastgebern auf der Hütte zur Erinnerung sein Bild. Was ist wohl daraus geworden?! Die offizielle Wiederer­öffnung und feierliche Einweihung mit vielen Gästen auf der ­Zufallhütte fand aber erst am 11. August 1913, also ungefähr sieben Wochen später statt. Und auch davon gibt es Zeugnisse im Halleschen Hüttenbuch, denn zum Eisseepass machten zehn bergtüchtige Gäste unter Begleitung von Josef Eberhöfer als Bergführer (nicht zu verwechseln mit Heinrich Eberhöfer, dem verdienstvollen Wirt der Zufallhütte vor dem 1. Weltkrieg) einen Aufstieg zur Halleschen Hütte. Vielleicht lassen sich in den Familienchroniken oder in den Dokumenten der Nachkommen des Monarchen noch weitere originelle Zusammenhänge, ­eventuell sogar mit Bild finden? Zurück zur Schaubachhütte. Das h­istorische Foto, wiedergegeben in Andrea Kuntners „Bergführerbuch“ (Sulden/­Trafoi) von 2004, zeigt den König mit mehreren einheimischen Bergführern wohl beim Aufbruch zum Eisseepass vor einer von Holzbalken gestüzten Veranda über dem damaligen Haupteingang zur Schaubachhütte. Dies muss wohl als die eigentliche Vorderseite der Hütte verstanden werden, denn nur so ­konnte man den Anblick des Ortlers samt der Königsspitze frontal genießen! Man denke sich nun diese ­heute vor allem von Bergtouristen eher als Rückseite der Hütte aufgefasste und durch mäßiges Holzschnitzwerk verzierte Seite der historisch so interessanten Schaubachhütte durch Erweiterung vor allem des Umfeldes deutlich verbessert. Dann könnte vielleicht eine mit mehreren Tischreihen besetzbar gewordene südwestliche Besucherplattform sehr attraktiv wirken und es würden sich die Besucher, angelockt durch das fantastische Berg­panorama mit dem Suldengletscher zu Füßen, wohl bald auch in größerer Schar zum Verweilen eingeladen fühlen.

Diese Seite verwendet Cookies für funktionale und analytische Zwecke. Lesen Sie unsere Cookie-Richtlinien für weitere Informationen. Durch die Nutzung dieser Website erklären Sie sich damit einverstanden.