Damit Tartsch lebenswerter wird
Publiziert in 32 / 2008 - Erschienen am 17. September 2008
Tartsch – Die große Mehrheit der Bevölkerung von Tartsch steht hinter dem Vorschlag, das Dorf mit einer Nordumfahrung vom Durchzugsverkehr zu befreien. Wie berichtet („Der Vinschger“, Ausgabe Nr. 28 vom 23.07.2008), war die Nordumfahrung in Form eines etwas mehr als 700 Meter langen Unterflurtunnels bei einer Bürgerversammlung in Tartsch als „Variante 2“ vorgestellt worden. Bei einer Abstimmung hat sich der Großteil der Versammelten für die „Variante 2“ ausgesprochen und der Gemeindeverwaltung von Mals den Auftrag erteilt, in diese Richtung weiter zu arbeiten. Auf keine offene Zustimmung stieß bei der Bürgerversammlung die „Variante 1“ (Unterflurtunnel unter der bestehenden Staatsstraße). Klar abgelehnt wurde auch die „Variante 0“, nämlich jene, überhaupt keine baulichen Maßnahmen zu setzen.
Wenige Tage nach der Bürgerversammlung ging eine Gruppe von Tartschern an die Öffentlichkeit, um gegen die „Variante 2“ aufzutreten. Auch Unterschriften wurden gesammelt.
Um beiden Seiten die Möglichkeit zu geben, die jeweiligen Argumente darzulegen, hat „Der Vinschger“ je drei Befürworter der „Variante 2“ und der „Variante 1“ zu einem Streitgespräch eingeladen. Folge geleistet haben der schriftlichen Einladung nur die drei Befürworter der „Variante 2“, nämlich Albert Pritzi, Rudi Capone und Thomas Hellrigl.
„Wir haben keine Absicht, irgendwelche Polemiken vom Zaun zu brechen oder gar einen dorfinternen Zwist heraufzubeschwören, sondern möchten nur mit vernünftigen und stichhaltigen Argumenten darlegen, warum die ‚Variante 2’ die beste Lösung für das ganze Dorf ist“, stimmten die drei Befürworter der Nordumfahrung im Gespräch mit dem „Vinschger“ überein.
Das Verkehrsproblem in Tartsch müsse im Kontext des Verkehrsgesamtkonzeptes gesehen werden, das Professor Hermann Knoflacher im Auftrag der Bezirksgemeinschaft ausgearbeitet hat. Dieses Konzept fußt auf den Ergebnissen einer breit angelegten Umfrage im Vinschgau, bei der sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung gegen große Umfahrungen ausgesprochen hatte.
Die Argumente, die für die „Variante 2“ sprechen, haben Albert Pritzi, Rudi Capone und Thomas Hellrigl in einem Informationsschreiben mit dem Titel „Für ein lebenswertes Tartsch“ zusammengefasst, das Ende August an alle Haushalte in Tartsch verteilt wurde.
Wie es darin heißt, sind in Tartsch sowohl Anrainer der Hauptstraße als auch Fußgänger, Radfahrer und auch Verkehrsteilnehmer infolge des starken Verkehrsaufkommens einer ständigen Gefahr ausgesetzt. Von einer Lösung des Verkehrsproblems profitiere die gesamte Dorfbevölkerung. Abgase, Lärmbelästigungen und Vibrationen würden um ein Vielfaches verringert. Die Lösung des Problems würde die Lebens- und Wohlfühlqualität aller Dorfbewohner und Besucher steigern. Der Dorfcharakter würde neu definiert: Alt- und Neudorf wachsen zu einer Einheit zusammen; die bisherige Durchzugsstraße, die das Dorf teilt, könnte umgestaltet werden und würde der Bevölkerung so die Chance bieten, gesellschaftlich enger zusammen zu wachsen. Auch eine Aufwertung bestehender und bisher nicht genutzter Wohnkubatur sei zu erwarten. Außerdem würde das Dorfbild insgesamt stark aufgewertet, sodass Tartsch als geschlossene Einheit ohne Durchzugsverkehr auch für Dorfbesucher und Passanten viel einladender wirken würde.Beim Bau jeder anderen Variante wäre es notwendig, während der Bauzeit oberhalb der neuen Wohnbauzone eine provisorische Umfahrung zu bauen, was viele negative Folgen nach sich ziehen würde.
Zumal die Nordumfahrung merklich kürzer als 1 Kilometer wäre, müssten keine großen Belüftungsschächte, sondern nur ein Notausstieg in der Größe eines Treppenhauses gebaut werden. Im Zuge der Planung – vorerst liegt nur eine Machbarkeitsstudie vor – sollte versucht werden, die westliche Ein- und Ausfahrt Richtung Mals (Bereich Haus Jakob Stocker) zu überdenken und eine möglichst gute Lösung zu finden.
Überzeugt sind die Befürworter der Nordumfahrung auch davon, dass die große Mehrheit der Tartscher die Nordumfahrung will, und zwar so schnell wie möglich.
Josef Laner