Den Ruf des Bären aufpolieren
Publiziert in 3 / 2006 - Erschienen am 8. Februar 2006
Trafoi – Vor weit mehr als hundert Jahren war es um den Braunbären im Alpenraum still geworden. Lebendige Bären waren nur mehr im Zoo zu sehen. Im Naturpark Adamello Brenta wurde 1996 ein ehrgeiziges Projekt unter dem Namen Life Ursus ins Leben gerufen, um den Braunbären in den Zentralalpen mit dem Naturpark (die Provinzen Trient, Brescia, Sondrio, Bozen und Verona betreffend) wieder anzusiedeln. Das Projekt sah die „Einfuhr“ einiger Bären aus den Wäldern und Gebirgen von Slowenien vor. 1990 wurde damit begonnen und 2002 wurde der zehnte Bäre im Naturpark Adamello Brenta freigelassen. Die Bären fühlten sich in ihrer neuen Heimat sichtlich wohl, denn auch der Nachwuchs ließ nicht lange auf sich warten.
Wieso der Bär im Alpenraum nahezu ausgestorben war, erläuterte Roberta Chrichella, die Leiterin des Projektes, bei der Eröffnung der Ausstellung „Der Bär ist los“ im Nationalparkhaus „naturatrafoi“ in Trafoi. Um 1600 war der Bär ersten Aufzeichnungen zufolge im gesamten Alpenraum verbreitet. Doch bereits ab dem 17. Jahrhundert ging es mit den Bären wegen starker Bejagung und Nutzbarmachung des Alpenraumes durch den Menschen abwärts, was sich ab 1800 drastisch auf die Bärenpopulationen auswirkte. Immer weiter drang der Mensch in höhere Regionen vor, rodete die Wälder, errichtete Hochalmen und stahl den Tieren so ihren Lebensraum. Da kam es öfters vor, dass sich der Bär an Haustiere, von Menschen ist nie die Rede, heranmachte, um seinen Hunger zu stillen.
Der Jäger Freude war der Bären Tod, denn es wurden für Abschüsse Prämien bezahlt. So wurden allein im genannten Gebiet des Naturparks von 1764 bis 1971 ganze 445 Bären erlegt, sagte Roberta Chrichella und bestätigte, dass Bären oft hunderte von Kilometern zurücklegen, bis sie sich wieder für kurze Zeit niederlassen.
Damit fuhr dann Stefan Triebs vom Schweizer Nationalpark am Ofenpass weiter, der den Weg des Bären vom letzten Sommer (Nonsberg, Ultental, Vinschgau, Schweiz und Nauders) aufzeichnete. Besondere Berühmtheit hat dieser Bär nicht nur durch das Töten einiger Schafe und Kälber erlangt, sondern noch mehr durch tausende von Touristen im Nationalpark. Dabei kreidete Triebs aber auch an, dass man heute alles „managt“, nur nicht den Menschen, was in einem solchen Falle nötig wäre, denn viele Menschen hätten überhaupt keinen Bezug mehr zu einem Tier. Und ein Bär sei eben kein Schoßhündchen. Der Bär wurde am 29. September 2005 zum letzten Mal bei Strada im Unterengadin gesichtet. Um diese Zeit legt sich kein Bär in den Winterschlaf. Mehr zum Thema Bär erfährt man beim Besuch der Ausstellung in „naturatrafoi“. Die Ausstellung, bei der Wolfgang Platter, der Leiter des Nationalpark-Außenamtes in Glurns, einführende Worte sprach („Der Braunbär hat große Neugier, aber auch Angst geweckt“) ist bis Ende Dezember geöffnet, in den Wintermonaten von Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr, in den Sommermonaten dienstags bis freitags von 9 bis 12 und von 14.30 bis 18 Uhr. Samstag und Sonntag steht die Ausstellung von 14.30 bis 18 Uhr den Besuchern offen. Montag ist Ruhetag.
Informationen erhält man unter der Rufnummer 0473 672031 oder info@naturatrafoi.com.
Erich Waldner