Der Braunbär
Publiziert in 5 / 2006 - Erschienen am 8. März 2006
Seltener Grenzgänger
Der Braunbär hat auf die Menschen der nördlichen Erdhalbkugel schon immer einen tiefen Eindruck gemacht. Städte wie Berlin oder Bern wurden nach ihm benannt. Er erscheint in vielen Wappen, in Sagen, Märchen und Fabeln. Wo immer Menschen in der Nähe der Braunbären lebten, entwickelten sich Bärenkulte.
„Um Lichtmeß (2.Februar) schaut der Bär aus seinem Loch heraus, ist es fein, geht er wieder hinein, ist es graus, bleibt er daraus.“
Einst war der Braunbär auch in unseren Tälern verbreitet. Für das seinerzeit häufige Vorkommen von Bären sprechen beispielsweise im Ortlergebiet die Namen: Bärenbrunn, Bärenbrücke, Bärenkopf, Bärenfall, Bärenwand. Rücksichtslose Verfolgung durch Menschen, die in den Bären eine Bedrohung für ihre Nutztierherden und auch für ihr eigenes Leben sahen, sowie intensive Landnutzungen haben auch in den Alpen zum nahezu vollständigen Verschwinden des Braunbären geführt. Bärenjägern, welchen es gelang, 24 rechte Vorderpranken aufzuweisen, bekamen vom Kaiser eine schöne Belohnung.
Meister Petz kehrt zurück
Mitte April 2005 wanderte der Braunbär nach Südtirol und wurde bei Völlan erstmals gesichtet. Nach gut einem Monat Aufenthalt im Großraum Ultental-Deutschnonsberg-Gaid zog er weiter und tauchte Mitte Juli im Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch wieder auf. Hier nutzte er vorwiegend das oberhalb der Waldgrenze liegende Gebiet zwischen Sulden und dem Laaser Tal. Der letzte gesicherte Nachweis im Nationalpark Stilfserjoch erfolgte Mitte Juli. Eine Woche später wurde Meister Petz im Gebiet des Ofenpasses wieder beobachtet und löste dort einen wahren Bärenboom bzw. Bärentourismus aus.
Woher ist
der Bär gekommen?
Bei dem einwandernden Bären handelt es sich um einen männlichen Jungbären, welcher Mitte Juli ca. 20 Monate alt war. Er wurde im Winter 2004 von der Mutter Jurka und dem Vater Joze als eines von zwei männlichen Jungen im Brentagebiet geboren und JJ2 getauft. Jurka und Joze sind slowenische Bären, welche in der Trentiner Adamello-Brentagruppe im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes „Life Ursus“ in den Jahren 2000 (Joze) und 2001 (Jurka) freigelassen worden sind. Während JJ2 durch Haustierrisse an Schafen und Ziegen sehr verhaltensauffällig geworden war, ist der zweite Bär völlig unauffällig geblieben. JJ2 hat sich als nahrungskonditioniert auf Haustiere erwiesen und hat vor allem die Kleintierhalter durch die wiederholten Schaf- und Ziegenrisse während der Almsömmerung, sowie durch die Störung der Herdentiere stark beunruhigt.
Was tun mit
dem „Schadbären“?
Auf Antrag der Verwaltung des Nationalpark Stilfserjoch hat das vom Umweltministerium befasste nationale Institut für die Wildtierfauna (INFS) in Bologna auf das Einfangen dieses „Schadbären“ und seine Besenderung (nach vorausgehender Narkotisierung) eingewilligt. Durch das Anlegen eines Senderhalsbandes können die Wanderbewegungen und Streifzüge des Tieres exakt verfolgt werden.
Wussten Sie,dass…..??
• der Braunbär nackte Fußsohlen besitzt?
• der Braunbär zwar noch einen Schwanzrest besitzt, der aber gänzlich verschwunden ist?
• das Gewicht des Braunbären sich im Laufe eines Jahres um rund 30% verändert?
• Bären während der Winterruhe keinen Kot und keinen Urin abgeben?
• Bären bei der Geburt gerade mal 400 Gramm wiegen?
• Bären einen ausgeprägten Geruchssinn haben?
• Bären süchtig nach Süßem sind?
• Bären sich vorwiegend vegetarisch ernähren?
In der Ausstellung „Der Bär ist los“, welche bis Dezember 2006 im Nationalparkhaus naturatrafoi gezeigt wird, hat der Besucher Gelegenheit sich über Lebensweise und Verhalten des Braunbären zu informieren. Gezeigt werden mehrere Bärenpräparate, ein Bärenkalender schildert, was der Bär im Laufe eines Jahres macht und auf kleine Besucher wartet eine geheimnisvolle Bärenhöhle.
Die Ausstellung ist bis 31.Dezember 2006 zu besichtigen. Dienstag bis Sonntag von 14.00 bis 18.00 Uhr.
Infos unter: Tel. 0473 612 031 e-mail: info@naturatrafoi.com
Klassenbesuche auch am Vormittag möglich!
Steckbrief
Name: deutsch: Braunbär
Lateinisch: ursus arctos
Italienisch: orso bruno
Verbreitung: Nordhalbkugel inklusive Nordamerika,
weltweit leben ca. 200.000 Bären
Körpergrösse: Männchen bis 2m lang und 1m Schulterhöhe
Weibchen bis 1,5m lang und 90cm Schulterhöhe
Gewicht: Männchen 120-250kg, Weibchen 70-180kg
Alter: ca. 20-25 Jahre, in Zoos bis über 30 Jahre
Fortpflanzung: Anzahl Junge: alle 2-3 Jahre 1-5 Junge
Tragzeit: nach Keimruhe 9 Wochen
Geburtsgewicht: 300-400 Gramm
Geschlechtsreife: 3-5 Jahre