„Guat gongn, obr zach gwesn“
Publiziert in 10 / 2010 - Erschienen am 17. März 2010
Tschars – Der umfangreiche Tätigkeitsbericht von Bezirksmajor Christian Stricker bei der Jahreshauptversammlung am 7. März in Tschars mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und gemeinsamen Aktivitäten zeugt von einer Lebendigkeit des Schützenbezirks Vinschgau mit seinen 20 Kompanien. Neben den Hauptleuten und Delegierten der vollständig vertretenen Kompanien nahmen auch der Bürgermeister der Gemeinde Kastelbell-Tschars, Josef Alber, sein Stellvertreter Reinhard Verdross, das Ehrenmitglied des Schützenbezirks Gerhard Telser und der Bezirksobmann des Südtiroler Kriegsopfer- und Kameradenverbandes, Engelbert Agethle, daran teil.
Das Tiroler Gedenkjahr 2009 bescherte den insgesamt 658 aktiven Schützen, inklusive der 90 Marketenderinnen und 53 Jungschützen von Reschen bis Tschars mit dem Landesfestumzug in Innsbruck, der Protestkundgebung am 25. April in Bruneck und der Bezirksgedenkfeier am 28. Juni in Schlanders sowie den zahlreichen Wiedergründungsjubiläumsfeiern auf Bezirksebene unvergleichlich viele Höhepunkte. Trotz des positiven Gesamteindruckes hinterließen die monatelangen Diskussionen und hitzigen Polemiken über das Mittragen der Dornenkrone und Beschriften der Transparente im Vorfeld des Landesfestumzuges bei den Schützen einen bitteren Nachgeschmack. Enttäuscht zeigte sich Bezirksmajor Stricker über das Verhalten und über die widersprüchlichen Aussagen mehrerer Politiker diesseits und jenseits des Brenners und die seiner Meinung nach einseitige und überwiegend negative Berichterstattung der Medien. Ähnliches sei auch vor der Protestkundgebung am 25. April in Bruneck passiert, dort habe der Quästor mit seinem Protestverbot am Kapuzinerplatz jedoch genau das Gegenteil bewirkt und somit beste Werbung betrieben. Kritische Worte richtete Stricker aber auch an die eigenen Reihen wegen der spärlichen Beteiligung an der Bezirksgedenkfeier und bei anderen Anlässen.
„Eine Supersache“ 2009 war laut dem Bezirksmajor die Angelobung der 240 (landesweiten) Neuzugänge bei einer mit Reinhold Messner gemeinsam organisierten Feier auf Schloss Sigmundskron. Sehr zufrieden zeigte er sich auch mit dem Verlauf der Bezirkswallfahrt zu den Heiligen Drei Brunnen in Trafoi und der Wanderung zu Kriegsschauplätzen am Umbrailpass. In seinem Bericht erwähnte er zudem verschiedene Gedenkfeiern auf Bezirks- und Landesebene. Zu den erfreulichen Ereignissen zähle die Wiedergründung der Kompanie Graun und die Reaktivierung der Schützen in Stilfs. „Die Grauner sind immer dabei, ohne sie wäre es bei manchen Anlässen um das Bataillon Stecher schlecht bestellt“, sagte Stricker.
Der Bezirksjungschützenbetreuer Georg Angerer verwies auf das Pflanzen von Jubiläumsbäumen, das Rodeln in Graun und das Bezirksjugendschießen in Schluderns. Seiner Meinung nach wird den Jungschützen auch die Teilnahme am Landesfestumzug in Innsbruck in Erinnerung bleiben. Angesprochen wurden auch die Exerzierübungen als Vorbereitung auf Bewerbe. Auch die Bezirksmarketenderin Daniela Rungg und Bezirksschießleiter Adelbert Ratschiller warteten mit Berichten auf. Ratschiller nahm gemeinsam mit der Schießreferenten Markus Kofler und Konrad Nischler die Preisverleihung zum Rundenwettkampf vor.
Bürgermeister Josef Alber zeigte sich sehr beeindruckt von den Leistungen im Schützenbezirk Vinschgau und erinnerte an die große Verantwortung für die Jugend: „Es ist richtig, dass man ein gradliniger Tiroler ist, dass man seine Meinung sagt und die Tradition pflegt, wir müssen aber aufpassen, dass wir die Jungen auf dem richtigen Weg erhalten“. Engelbert Agethle bedankt sich im Namen des SKFV für gute Zusammenarbeit. Den Abschluss bildete das Absingen der Landeshymne.
Nüchternes Fazit
zum Gedenkjahr
Nach seinem Fazit zum Gedenkjahr 2009 befragt, gab Bezirksmajor Christian Stricker dem „Vinschger“ gegenüber folgende Stellungnahme ab: „Mein Fazit zum Gedenkjahr auf den Vinschgau bezogen fällt ziemlich nüchtern aus. Bis auf den Landesfestumzug hielt sich das Interesse meiner Meinung nach leider in Grenzen. Allgemein betrachtet sehe ich das gesamte Gedenkjahr als ernüchternd: Die Helden von damals wurden durch systematische Öffentlichkeitsarbeit arg angekratzt und Denkansätze für politische Veränderungen im Keim erstickt. Nach außen hin - glaube ich - wurde das für die Öffentlichkeit bestimmte Ziel erreicht: Heldenmythen wurden nachhaltig demontiert und der Rest war ein bisschen Folklore fürs Auge. Ich hoffe die Bevölkerung hat sich ihre eigenen Gedanken gemacht“.
Oskar Telfser